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Wiedersehen mit Vamperl

Wiedersehen mit Vamperl

Titel: Wiedersehen mit Vamperl
Autoren: Renate Welsh
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erzählen, was seit seinem Abflug geschehen
     war, bleibt das Geheimnis der beiden. Wichtig ist nur, dass sie verstand.
    Seine Ballonfahrt war höchst aufregend gewesen: Er war in ein Gewitter gekommen und hatte sich so gefürchtet, dass er den
     Kopf tief in den Schlafsack steckte und gar nicht merkte, dass es nicht mehr blitzte und donnerte. Erstals eine Schwalbe an seinem Schlafsack peckte, lugte er wieder heraus.
    Kurz darauf trieb sein Ballon auf einen Felsen zu, im letzten Moment schaffte er es, sich an einer verkrüppelten Föhre festzuklammern.
     Dort wartete er, bis er sah, wie die Habichte sich von einer warmen Strömung hoch treiben ließen, dann folgte er ihrem Beispiel
     und gelangte sicher übers Gebirge. Der Ballon begann schon runzelig zu werden, da rüttelte ein Adler über ihm, er sah den
     offenen Schnabel, die scharfen Krallen, die starrenden Augen.
    Adieu, Vamperlina, dachte er noch, aber da drehte der Adler ab und ließ sich wie ein Stein zu Boden fallen. Gleich darauf
     begann der Ballon zu sinken. Er landete auf einer Wiese.
    Vamperl verlor kurz das Bewusstsein, und als er die Augen aufschlug, erblickte er Vamperlina zum ersten Mal. Sie half ihm
     aus dem Schlafsack zu klettern.

    An diesem Punkt seines Berichts küsste Vamperl seine Vamperlina.
    Sie hatte den Adler mit lautem Fiepen und wilden Bewegungen abgelenkt und war in allerletzter Sekunde in ein Mauseloch geschlüpft.
    In dem verlassenen Dorf schlug das junge Paar seine Wohnung auf. Sie freuten sich auf ein drittes Kind.
    Frau Lizzi gratulierte ihnen zu den beiden hübschen Söhnen.
    Vamperlina blickte ein wenig besorgt. Da erklärte Vamperl, dass der zweite Sohn manchmal seine köstlichen Beeren und leckeren
     Grassamen ausspucke und voll Bewunderung den Habichten und Adlern nachblicke.
    Frau Lizzi meinte, es sei doch durchaus möglich, dass dieser Sohn eines Tages ein ebenso tüchtiger Gift-aus-Gallen-Sauger
     werde wie sein Vater.
    Vamperl und Vamperlina hofften natürlich, dass sie Recht hatte, doch fürchteten sie, dass er kaum Gelegenheit haben würde,
     diese Kunst zu lernen.
    »Gebt ihn mir mit«, sagte Frau Lizzi. »Oder noch besser: Ihr kommt alle mit mir zurück nach Wien. Da gibt es genügend Gelegenheiten
     für den kleinen Kerl zu lernen, wie man Gift aus Gallen saugt. Ich kann euch sagen, es ist ungeheuer viel Galle nachgewachsen,
     seit Vamperl uns verlassen hat.«
    Vamperl sah Vamperlina an.
    Vamperlina sah Vamperl an.
    »Wenigstens für kurze Zeit. Auf Urlaub sozusagen.« Frau Lizzi wandte sich an Vamperlina. »Dann siehst du auch, wo Vamperl
     aufgewachsen ist, das muss dich doch interessieren. Dulernst Hannes kennen und kannst dich bei dem Wetterkundler bedanken und   ...«
    Frau Lizzi wollte nicht sagen, dass sie den Gedanken schrecklich fand, sich so schnell wieder von Vamperl und seiner Familie
     zu verabschieden.
    Vamperlina faltete die Flügel um ihren Kopf, die Kleinen fiepten aufgeregt, Vamperl putzte seine Fingernägel.
    Frau Lizzi hielt den Atem an.
    Endlich schüttelte sich Vamperlina und nickte.

     
    Vamperl umarmte sie, umarmte Frau Lizzi, umarmte seine beiden Söhne, die anfingen auf ihrem Schoß Purzelbäume zu schlagen.
    »Genau wie du früher«, sagte Frau Lizzi.
    Sie platzte fast vor Glück.
    Plötzlich klopfte es an ihre Tür.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Denise. »Ich dachte, ich hätte seltsame Geräusche gehört.«
    »Es ist alles in Ordnung!«, rief Frau Lizzi. »O ja, es ist alles in bester Ordnung! Ich wollte nur – ich wollte nur gerade
     duschen, daher kann ich Sie nicht hereinbitten.«
    Die ganze Vamperlfamilie kugelte sich vor Lachen in einem Ball aus Fell und Nasen auf Frau Lizzis Schoß hin und her.
    »Leise!«, mahnte Frau Lizzi. »Es ist besser, wenn niemand weiß, dass ihr hier seid. Sonst wollen die euch alle studieren,
     bis nichts mehr von euch übrig ist.«
    Sofort versteckten sich die beiden Kleinen in Frau Lizzis Haarknoten.
    »Ihr zwei braucht Namen. Wollt ihrMax und Moritz heißen? Die haben auch nur Unfug getrieben.«
    Beide schüttelten sich und schnitten fürchterliche Grimassen.
    »Vampi und Vampo?«
    Neuerliches Kopfschütteln.
    »Oder Purzel und Schnurzel?«
    Dieser Vorschlag wurde von begeistertem Fiepen und neuen Purzelbäumen begrüßt.
    Draußen tönte der Gong zum Abendessen. Frau Lizzi merkte plötzlich, dass sie Hunger hatte, aber sie wollte die Familie nicht
     allein lassen.
    Da klopfte es wieder an die Tür und Denise rief: »Ich bringe Ihnen dann
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