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0927 - Monster-Zoo

0927 - Monster-Zoo

Titel: 0927 - Monster-Zoo
Autoren: Jason Dark
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Die junge Frau mit dem Stirnband im Haar, den bunten Radlerhosen und dem weißen Shirt lächelte, als sie ihren kleinen Sohn in den Sandkasten gesetzt hatte, wo er sich im Schatten der Bäume mit Eimer und Schaufel beschäftigen konnte. »So, jetzt wirst du hier eine schöne Burg bauen.«
    Der Junge nickte. Er war zufrieden, und Anne Wilcox war es auch. Gerade jetzt im Sommer freute sie sich darüber, daß ihr Mann und sie die Wohnung in diesem Viertel in Mayfair genommen hatten.
    Sie war zwar nicht billig, aber dafür stimmte das Umfeld. Nach der. Restaurierung der Häuser war durch eine Initiative der Mieter der große Innenhof zu einem regelrechten Kommunikationszentrum umgebaut worden. Mit Bäumen, Bänken, kleinen Rasenstücken, einem Grillplatz, Turngeräten und einem Sandkasten für die kleineren Kinder. Der war bei den Kleinen sehr beliebt. An diesem frühen Morgen allerdings, es war Urlaubszeit, spielte nur der vierjährige Billy darin. Er hatte großen Spaß daran, den Sand umzuwühlen, während seine Mutter auf eine der in der Nähe stehenden, grün gestrichenen Metallbänke zuging, die auch im Schatten eines Laubbaums und der Hauswand stand.
    Anne lächelte noch immer, als sie auf die ältere Frau blickte, die ihr Buch hatte sinken lassen und der jüngeren entgegenschaute.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen, Mrs. Goldwyn?«
    »Gern, kommen Sie nur. Eine alte Frau freut sich immer über etwas Gesellschaft.«
    Anne mußte lachen. »Alte Frau ist gut. Sie sind noch rüstiger als viele jüngere Leute.«
    »Meinen Sie?«
    Anne nahm Platz und nickte. »Ja, das meine ich ehrlich.« Sie machte die Beine lang, die eine sonnenbraune Farbe zeigten. Auch ihr Gesicht war gebräunt, der Urlaub lag erst wenige Tage zurück, und sie hatten ihn am Meer verbracht. Ihr Mann arbeitete wieder, Anne gab auf den Jungen acht, aber wenn er in die Schule kam, würde sie versuchen, wieder in ihren alten Beruf zu arbeiten. Sie war Friseuse, und diese Fachkräfte wurden gesucht.
    »Sie sind doch noch jung, Mrs. Wilcox. Höchstens dreißig.«
    »Genau zwei Jahre drüber.«
    »Das ist kein Alter.«
    »Nein oder ja?« Sie hob die Schultern. »Ich weiß es einfach nicht. Wenn ich meine jungen Kolleginnen so sehe, dann komme ich mir schon sehr alt vor.«
    Lady Sarah lächelte verschmitzt. »Möchten Sie denn tauschen?«
    Die aschblonde Frau mit dem runden Gesicht und den blauen Augen, überlegte einen Moment, bevor sie den Kopf schüttelte. »Nein, eigentlich nicht. Ich habe den Streß zum Glück hinter mir. Die Familie kann wirklich guttun - aber jetzt noch einmal von vorn beginnen, das möchte ich auch nicht.«
    Sarah nickte. »Manchmal kann die Familie ein großer Schoß sein, in dem man sich geborgen fühlt.«
    »Stimmt. Haben Sie welche?«
    »Nein, ich bin Witwe.«
    »Das tut mir leid.«
    »Braucht Ihnen nicht, meine Liebe. Ich bin sogar dreifache Witwe. Ich habe alle meine Ehemänner überlebt und fühle mich in meinem kleinen Haus sehr wohl.«
    »Zusammen mit Ihrer Mieterin.«
    »Sicher, zusammen mit Jane Collins.« Lady Sarah schnippte ein Insekt von ihrem zart geblümten Kleid. »Ich bin sehr froh, daß Jane bei mir wohnt. Für eine Einzelperson ist das Haus einfach zu groß. Man weiß ja auch nie, was einem passiert.«
    »Ihnen?«
    »Klar.«
    »Dann stimmt das doch, was man sich so erzählt?«
    Sarah lächelte. »Was erzählt man sich denn?«
    Die Nachbarin gab noch keine Antwort. Statt dessen schaute sie zum Sandkasten hin, wo Billy spielte. Auch Lady Sarah blickte in diese Richtung, allerdings nicht auf den Jungen, sondern mehr nach oben, wo drei schwarze Vögel im Geäst einer dicht belaubten Platane ihre Plätze gefunden hatten.
    Sarah wußte selbst nicht, weshalb diese Vögel sie so plötzlich interessierten. Vielleicht lag es auch daran, daß sie beisammen blieben.
    Als sie dann vorhüpften und sich aus dem dichten Grün lösten, da blieben sie hintereinander auf einem einzigen Ast hocken.
    »Mrs. Wilcox, Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Was erzählt man sich über eine alte Frau?«
    Anne war leicht errötet. »Also nichts, was für Sie schlimm wäre, Mrs. Goldwyn.«
    »Das will ich auch hoffen.«
    »Im Gegenteil, man bewundert sie.«
    »Wegen meines Alters.« Sie lächelte und wußte schon, welche Antwort sie bekommen würde.
    »Nicht direkt, obwohl es eine Rolle spielt. Die Nachbarschaft ist erstaunt über Ihre Aktivitäten.«
    Jetzt mußte Sarah Goldwyn doch lachen. »Ich und Aktivitäten?«
    »Doch,
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