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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
Autoren: Agatha Christie
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Zeiten sind vorbei. Wie alt ist der Mann eigentlich?«
    Bland vermied es taktvoll, diese Frage zu beantworten, da ihm die korrekte Antwort nicht bekannt war. Poirot selbst erwähnte sein Alter nie.
    »Aber er war dort, er war an Ort und Stelle, und wir kommen ohne ihn nicht weiter. Wir sind in einer Sackgasse.«
    Der Polizeichef putzte sich laut und ärgerlich die Nase.
    »Ich weiß, ich weiß. Ich beginne schon, an Mrs Mastertons perversen Mörder zu glauben, und ich würde sogar Bluthunde ordern, wenn ich wüsste, wo man sie einsetzen sollte.«
    »Bluthunde können keine Spur übers Wasser verfolgen.«
    »Ja – de Sousa. Ich wäre geneigt, Ihnen zuzustimmen, aber wo ist das Motiv? Ich kann mit dem besten Willen kein Motiv finden …«
    »Vielleicht liegt das Motiv außerhalb der Britischen Inseln.«
    »Sie glauben, dass Hattie Stubbs etwas über de Sousa wusste, nicht wahr? Das scheint mir durchaus möglich zu sein. Und bei jemandem wie Hattie musste man natürlich damit rechnen, dass sie jeden Augenblick mit dem, was sie wusste, herausplatzte. Meinen Sie das?«
    »So etwas Ähnliches.«
    »Wenn diese Vermutung zutrifft, hat er jedenfalls erstaunlich lange damit gewartet, übers Meer zu fahren und etwas zu unternehmen.«
    »Vielleicht wusste er nicht genau, was aus ihr geworden war. Seine eigene Version ist, dass er in einer Zeitung unter Nachrichten aus der Gesellschaft etwas über Nasse House und seine schöne Herrin gelesen hat, und ich halte es für durchaus möglich, dass er bis dahin wirklich nicht wusste, wo sie war und wen sie geheiratet hat.«
    »Und sobald er es erfahren hatte, kam er schnurstracks mit seiner Jacht nach England, um sie zu ermorden? Das scheint mir doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen zu sein, Kommissar Bland.«
    »Möglich wäre es immerhin.«
    »Was könnte sie denn gewusst haben?«
    »Erinnern Sie sich, dass sie zu ihrem Mann gesagt hat: ›Er bringt Leute um‹?«
    »Eine Erinnerung an einen Mord? Ein Mord, der vor ihrem fünfzehnten Lebensjahr geschah und von dem nur sie allein etwas wusste? Das erscheint mir denn doch zu lächerlich.«
    »Die Tatsachen sind uns nicht bekannt«, stellte Bland halsstarrig fest. »Sie wissen selbst, dass man die Einzelheiten ergründen kann, sobald man weiß, wer etwas getan hat, Sir.«
    »Hm. Wir haben uns auf die übliche Weise diskret über de Sousa erkundigt und damit nichts erreicht.«
    »Eben deshalb erscheint es mir wichtig festzustellen, ob der schrullige alte Belgier zufällig auf irgendetwas gestoßen ist. Er wohnte zurzeit des Verbrechens in Nasse House, und das ist ein wichtiger Punkt. Lady Stubbs hat sich mit ihm unterhalten, und vielleicht ist es ihm gelungen, Sinn und Verstand in ihr verwirrtes Gerede zu bringen. Auf jeden Fall ist er heute fast den ganzen Tag in Nassecombe gewesen.«
    »Er hat angerufen und gefragt, was für eine Jacht Etienne de Sousa habe, nicht wahr?«
    »Bei seinem ersten Anruf hat er mir diese Frage gestellt; beim zweiten Mal bat er mich, eine Zusammenkunft mit Ihnen zu arrangieren.«
    Der Polizeichef sah auf seine Uhr.
    »Wenn er in fünf Minuten nicht hier ist …«
    Aber in diesem Augenblick wurde Hercule Poirot hereingeführt.
    Er sah nicht so adrett aus wie gewöhnlich. Sein Schnurrbart war schlaff, wahrscheinlich von der feuchten Luft in Devonshire, seine Schuhe waren mit einer Lehmkruste überzogen; er hinkte, und sein Haar war unordentlich.
    »Wir haben Sie bereits erwartet, M. Poirot.« Der Polizeichef schüttelte ihm die Hand. »Wir brennen darauf zu erfahren, was Sie uns mitzuteilen haben.«
    Hercule Poirot entging die leichte Ironie seiner Worte nicht, aber er war trotz seiner körperlichen Erschöpfung nicht in der Stimmung, sich deprimieren zu lassen. Er sagte:
    »Es ist mir unbegreiflich, dass ich die Wahrheit nicht schon längst herausgefunden habe.«
    Der Polizeichef blieb weiterhin kühl.
    »Wollen Sie uns damit zu verstehen geben, dass Ihnen die Wahrheit jetzt bekannt ist?«
    »Ja. Es fehlen noch gewisse Einzelheiten, aber die Umrisse sind klar.«
    »Wir brauchen mehr als Umrisse«, bemerkte der Polizeichef trocken. »Wir brauchen Beweise. Haben Sie Beweise, M. Poirot?«
    »Ich kann Ihnen sagen, wo Sie die Beweise finden werden.«
    »Ja? Wo?« erkundigte sich Bland.
    Poirot wandte sich ihm zu und stellte ihm eine Frage.
    »Ich nehme an, dass Etienne de Sousa das Land verlassen hat, stimmt das?«
    »Vor zwei Wochen«, erwiderte Bland und fügte hinzu: »Es wird nicht leicht sein, ihn
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