Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
es sich um etwas anderes als um einen Unfall handeln könnte.«
    »Aber es war kein Unfall?«
    »Nein, es war kein Unfall«, erwiderte Poirot.
    »Und wer hat den Mord verübt – die Morde, meine ich, oder können Sie mir das jetzt nicht sagen?«
    »Über diese Dinge spricht man nicht am Telefon«, erklärte Poirot.
    »Dann werde ich auflegen«, sagte Mrs Oliver. »Das ertrage ich nicht.«
    »Warten Sie einen Augenblick«, bat Poirot. »Ich wollte Sie noch etwas fragen – was war es doch gleich?«
    »Ein Zeichen, dass man älter wird; mir geht es ebenso. Ich vergesse auch alles«, meinte Mrs Oliver.
    »Was war es nur – eine bestimmte Sache –, es hing mit dem Bootshaus zusammen.«
    Er versuchte sich zu erinnern. Der Stoß von Witzblättern … Die Sätze, die Marlene an den Rand gekritzelt hatte. »Albert geht mit Doreen.« Hier fehlte irgendetwas, wonach er Mrs Oliver fragen wollte.
    »Sind Sie noch am Apparat, Poirot?«, erkundigte sich Mrs Oliver.
    Gleichzeitig verlangte die Telefonistin eine Nachzahlung. Nachdem diese Formalität erledigt war, fragte Poirot: »Sind Sie noch da, Madame?«
    »Ja, ja, und jetzt wollen wir unsere Zeit nicht mehr damit verschwenden, uns gegenseitig zu fragen, ob wir noch am Apparat sind. Was ist es?«
    »Nichts sehr Wichtiges. Erinnern Sie sich an Ihre Mörderjagd?«
    »Ja, natürlich, darüber haben wir doch fast die ganze Zeit gesprochen.«
    »Ich habe einen schweren Fehler gemacht«, erklärte Poirot. »Ich habe Ihre Synopsis für die am Wettbewerb Beteiligten nicht gelesen, denn nachdem der Mord entdeckt worden war, schien das ganz unwichtig geworden zu sein. Aber ich irrte mich – es war wichtig. Sie sind ein feinfühliger Mensch, Madame, Sie lassen sich von der Atmosphäre eines Hauses, von den Leuten, die Ihnen begegnen, unbewusst beeinflussen. Und diese Eindrücke spiegeln sich in Ihrem Werk wider – vielleicht nicht deutlich erkennbar, aber sie sind die Quelle, aus der Ihre lebhafte Phantasie Anregungen schöpft.«
    »Welch eine schöne, blumige Sprache«, meinte Mrs Oliver. »Aber was wollen Sie damit eigentlich andeuten?«
    »Dass Sie schon mehr über das Verbrechen wussten, als Sie selbst realisierten. Und jetzt komme ich zu meiner Frage – eigentlich sind es zwei Fragen, aber vor allem die Erste ist sehr wichtig. Beabsichtigten Sie anfänglich, als Sie den Plan für die Mörderjagd entwarfen, dass das Opfer im Bootshaus gefunden werden sollte?«
    »Nein.«
    »Wo sollte die Leiche gefunden werden?«
    »In dem kleinen Sommerhaus, eigentlich ist es mehr eine Gartenlaube, das hinter der Rhododendronhecke liegt. Es ist nicht weit vom Haus entfernt, und ich hielt es für den besten Ort. Aber dann bestand irgendjemand darauf – ich kann mich nicht erinnern, wer –, dass das Opfer im Folly liegen sollte. Das war natürlich eine absurde Idee! Schließlich hätte dort jeder zufällig hineinschlendern und die Leiche entdecken können, ohne auch nur einem einzigen Anhaltspunkt zu folgen. Natürlich konnte ich diesem Vorschlag nicht zustimmen.«
    »Statt dessen haben Sie sich auf das Bootshaus geeinigt?«
    »Ja, so war es, und obwohl gegen das Bootshaus nichts einzuwenden war, wäre mir das Sommerhäuschen lieber gewesen.«
    »Nun noch eine Frage: Erinnern Sie sich, mir erzählt zu haben, dass der letzte Anhaltspunkt auf dem Rand eines der Witzblätter stand, die Sie Marlene gegeben hatten, um sich die Zeit zu vertreiben?«
    »Ja natürlich.«
    »Hieß dieser Satz vielleicht so ähnlich wie …« Er versuchte, sich an die verschiedenen auf den Rand der Zeitungen gekritzelten Bemerkungen zu erinnern.»… ›Albert geht mit Doreen. Georgie Porgie küsst Mädchen im Wald. Peter kneift Mädchen im Kino.‹.«
    »Um Himmels willen!« erwiderte Mrs Oliver entsetzt. »So dumm war es denn doch nicht! Nein, nein, es war ein ganz einfacher, deutlicher Hinweis.« Sie sagte mit leiser, geheimnisvoller Stimme: »›Sehen Sie im Rucksack der Pfa d finderin nach!‹«
    »Epatant!« rief Poirot. »Epatant! Dieses Witzblatt wäre natürlich mitgenommen worden und hätte jemanden auf gewisse Gedanken bringen können.«
    »Der Rucksack lag auf dem Boden neben dem Opfer und …«
    »Ich denke an einen ganz anderen Rucksack.«
    »Sie verwirren mich mit den vielen Rucksäcken«, beschwerte sich Mrs Oliver. »In meiner Mörderjagd war nur einer. Möchten Sie nicht wissen, was darin war?«
    »Durchaus nicht«, erwiderte Poirot, fügte aber sofort höflich hinzu: »Ich würde es natürlich gern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher