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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman
Autoren: Jessica Stirling
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zuckte die Schultern. »Auf und davon, ohne ein Wort.«
    »Hast du in der Nacht irgendwelche Geräusche gehört, Mädchen?«, fragte Agnes.
    Betsy zog sich die Decke, die sie um sich geschlungen hatte, bis zur Brust hoch. »Nein, gar nichts.«
    Agnes stampfte mit einem Fuß auf. »Verdammt, ich hätte nicht schlecht Lust, ihm nachzulaufen und ihn
    mit meinen Tränen zu beschämen.«
    »Wohin denn nachlaufen?«, wandte Henry ein. »Wir wissen ja nicht einmal, mit welchem Schiff er absegelt.
    Er wollte uns den Brief des Agenten nicht zeigen, erinnerst du dich?« Seine Mutter schnaubte. »Falls es überhaupt einen Brief gab!«
    »Was?«, sagte Henry. »Du glaubst, er fährt gar nicht zu den Westindischen Inseln?«
    »Wenn du mich fragst, mein Sohn«, antwortete Agnes, »hat er sich einfach davongemacht.«
    »Mit Rose Hewitt vielleicht?«, warf Betsy ein. »Großer Gott!«, rief Henry. »Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.«
    Es war kurz nach sechs, als die Kutsche in die Market Street einbog. Im trüben Halbdunkel eines Wintermorgens lag Drennan fast verlassen da. Der Rattenfänger und sein Junge waren unterwegs, und ein, zwei in Schals eingemummte Milchmädchen trotteten an ihnen vorbei, ohne die beiden eines zweiten Blickes zu würdigen. Nebel hüllte die Häuser in der Thimble Row ein, und in keinem der Fenster brannte Licht.
    Tom hatte in der Nacht kein Auge zugetan und war zu Fuß von Hayes gekommen, den Koffer auf den Rücken geschnallt, und doch fühlte er sich seltsam frisch und kein bisschen müde. Er hatte gerade noch genug Gefühl in sich, um die Hoffnung zu hegen, Rose könnte seine Anwesenheit in der Stadt spüren und weinend und wehklagend aus dem Haus kommen, um ihm tränenreich Lebewohl zu sagen.
    Einen Mantel über dem Nachthemd und die Schlafmütze auf dem Kopf, entriegelte Caddy Crawford die Tür der Taverne und reichte Tom mit nicht mehr als einem Grunzen zum Gruß die halbe Fahrkarte, die Tom im Voraus gekauft hatte. Der Wirt wartete, bis die vierspännige Kutsche vor der Tavernentür hielt, dann trat er auf den Gehsteig, gab dem Burschen des Kutschers die andere Hälfte von Toms Fahrkarte und schlurfte mit einem mürrischen »Guten Morgen« zurück ins Haus.
    »Oben oder unten?«, fragte der Kutscher.
    »Unten«, erwiderte sein Junge.
    »Ist das Ihr ganzes Gepäck, Sir?«
    »Das ist es«, sagte Tom.
    »Dann behalten Sie es bei sich, dort drinnen ist genug Platz.«
    Der Junge sprang herunter und öffnete die Tür.
    Tom wuchtete den Koffer in die Kutsche. Einen Fuß auf dem Trittbrett und eine Hand auf dem Haltegriff, hielt er noch einmal inne, um einen letzten Blick zur Thimble Row zu werfen. Dann atmete er aus, führte die Fingerspitzen an seine Lippen und blies einen Kuss in die Luft, in der Hoffnung, er möge irgendwie den Weg zu Rose Hewitt finden.
    »Wir müssen uns beeilen, Sir«, drängte der Junge.
    Tom stemmte sich in das feuchte, dunkle Innere der Kutsche hoch und hörte, wie die Tür hinter ihm zugeschlagen wurde. Er schob den Koffer mit dem Fuß über den Boden und tastete nach einem Platz.
    »He, Sir«, sagte eine Stimme, »das ist mein Knie, auf dem Sie Ihre Finger haben.«
    Tom riss die Hand rasch fort, auch wenn das Gefühl von Seide und Satin auf seiner Handfläche haften blieb.
    »Ich glaube nicht, dass Sie es sehr behaglich finden würden«, fuhr die Stimme fort. »Haben Sie einen Feuerstein in Ihrer Tasche?«
    Die Kutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Tom hielt sich mit einer Hand am Dach fest. »Und ob ich einen Feuerstein in meiner Tasche habe! Madame, wo sind Sie?«
    »Hier«, antwortete die Stimme.
    Eine behandschuhte Hand zupfte ihn am Ärmel und zog ihn auf die gepolsterte Bank. Unversehens wurde er in eine Parfümwolke gehüllt, ein kräftiger, aromatischer Duft, kein bisschen blumig. Er griff in seine Manteltasche, fand die Zunderbüchse, klappte sie auf und kratzte mit dem Feuerstein über den Stahl. Der Funke entfachte den losen kleinen Wollbausch und die Hobelspäne auf dem Boden der Büchse und bildete rasch eine hübsch geformte Flamme.
    Tom hielt eine Hand darüber und stand auf. Mit gespreizten Beinen fand er den Kerzenhalter an der Wand, hob den Trichter und hielt die Flamme an den Docht. Die Zunderbüchse wurde heiß in seiner Hand. Er blies kräftig darauf, um die Flamme zu löschen, und sah dann hinunter.
    Die Frau war genau unter ihm, umrahmt von seinen Beinen; eine kleine Frau mit scharfen Gesichtszügen, großen braunen Augen und einem
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