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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Silas lotste sie so lange durch die Gassen, bis sie einen abgelegenen Parkplatz erreichten.
    Er öffnete die Beifahrertür. »Bleib im Auto, ich bin gleich wieder da.« Für einen Mann mit seiner Verletzung glitt er erstaunlich zügig aus dem tiefen Sitz.
    Constanze sah ihm besorgt nach, als er um den Wagen herumging und quer über den dunklen Parkplatz spazierte. Es wurde höchste Zeit, dass sie ausruhten. Sie waren beide völlig erschöpft. Lange hielten sie nicht mehr durch. Sie strengte die Augen an, konnte Silas aber bald nicht mehr erkennen. Offenbar schien er ein bestimmtes Ziel zu haben. Weil ihre Pupillen vor Müdigkeit flimmerten, legte sie das Gesicht aufs Lenkrad und schloss die Lider. Angespannt wartete sie auf seine Rückkehr.
    Die Minuten tropften wie Stunden dahin, dann hörte sie ein leises Motorengeräusch hinter sich. Beunruhigt riss sie den Kopf herum und musterte den dunkelblauen Fiat Punto, der am Heck des CLK zum Stehen kam. Panik kroch in ihr hoch, löste sich jedoch sofort wieder auf, als Silas aus dem Wagen stieg. Constanze entsicherte ihren Gurt, rutschte aus dem Mercedes und stakste auf ihn zu. »Wo hast du denn so schnell einen Wagen her?«, fragte sie verblüfft.
    »Ausgeborgt«, nuschelte er undeutlich.
    »Du meinst wohl eher geklaut.«
    Er hob verschlagen die Schultern. »Schlimm?«
    »Nein.« Sie öffnete die Autotür. »Praktisch.«
    Silas ließ seinen Blick kurz über die menschenleere Umgebung schweifen, dann stieg er ein. »Ich fahre.«

22.
    Auf und davon
     
     
     
    B is die Putzfrau die Reste ihrer Kleidung finden würde, konnten Stunden vergehen. Constanze warf einen letzten Kontrollblick auf ihren falschen Bauch und die glatte Perücke, dann straffte die Schultern und verließ gemessenen Schrittes die Toilette.
    Unauffällig blickte sie sich in der Abflughalle des Berner Flughafens nach Silas um. Obwohl sie jeden Mann genau inspizierte, konnte sie ihn nirgends entdecken. Jetzt bereute sie, dass sie ihn nicht gefragt hatte, wie er nach seiner Verwandlung aussehen würde. Mit dem für Hochschwangere typisch watschelnden Gang steuerte sie eine gemütliche Sitzgruppe an und ließ sich seufzend darauf nieder. Schwer fiel ihr das nicht. Sie waren die halbe Nacht mit dem Punto durchgefahren, ehe sie sich in den frühen Morgenstunden eine kleine Verschnaufpause gegönnt hatten. Sie hatten beide nur wenige Stunden geschlafen, weil sie so schnell wie möglich ihre Reise beginnen wollten. Aber immerhin waren sie nicht mehr zum Umfallen müde. Scheinbar angestrengt wühlte Constanze in ihrer Tasche, jedoch ohne ihr Umfeld aus den Augen zu lassen. Wo blieb er nur?
    Als ein großer Schwarzer mit Afrofrisur und Hawaiihemd vor ihr stehen blieb, sah sie auf. Was um Himmels willen wollte der schräge Typ von ihr? Ausgerechnet jetzt.
    Der Mann ließ ein breites Grinsen sehen. »An den Anblick könnte ich mich gewöhnen.« Er zeigte auf ihren Bauch. »Bist du so weit, Honey? Wir sollten dann los.«
    Constanze blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Silas’ warme Stimme war unverkennbar. Das war jedoch das Einzige, was an ihn erinnerte. Unglaublich! Er schaffte es doch immer wieder, sie total zu überrumpeln. Hastig fing sie sich wieder. »Ich bin ja schon so gespannt, wie unser Kind aussieht, Darling«, konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen, dann streckte sie ihm die Hand entgegen. Galant zog er sie aus dem niederen Sitz an seine Seite.
    »Und ich erst«, murmelte er und legte fürsorglich einen Arm um ihre neuerdings umfangreiche Taille. »Alles klar?«, flüsterte er so nah an ihrem Ohr, dass es für Außenstehende nach einem zärtlichen Kuss aussehen musste.
    Constanze nickte lächelnd und schmiegte sich an ihn. Noch immer saß ihr der Schock der Erlebnisse in Michaels Haus in den Knochen. Sie wollte sich nicht ausmalen, was geschehen wäre, hätte ihr Exmann es geschafft, ihn umzubringen. Zum ersten Mal konnte sie nachvollziehen, was Silas als Dreizehnjähriger dazu getrieben hatte, einen Rachefeldzug zu starten. Schon einmal hatte sie gedacht, ihn für immer verloren zu haben, das wollte sie auf keinen Fall noch einmal durchmachen müssen.
    Ohne größere Eile gingen sie auf das Terminal zu, an dem bereits andere Fluggäste auf das Boarding warteten.
    Silas’ Lippen streiften ihre Schläfe. »Lass mich reden. Wenn dich jemand etwas fragt, lächelst du einfach und schaust nett.«
    Constanze drehte den Kopf, um ihn richtig küssen zu können, doch angesichts seiner Gesichtsfarbe
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