Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
Vom Netzwerk:
körperlich zu spüren bekam, oder er kam auf die Idee, mit ihr zu schlafen. Letzteres war noch grauenhafter.
    Ihre kindlich romantische Vorstellung der Intimität zwischen Mann und Frau war der brutalen Realität dieser Ehe zum Opfer gefallen. Michael geilte sich geradezu an ihrer Angst, an ihrem Schmerz auf. Je gröber er ihr seinen Willen aufzwang, desto mehr steigerte sich sein Vergnügen. Bei ihr verhielt es sich dagegen immer gleich. Nicht ein einziges Mal spürte sie dabei etwas anderes als den schieren Wunsch, alles möge rasch vorüber sein.
    Die anfängliche Euphorie, dass ein Mann wie er sich für eine junge, mittellose Waise wie sie entschieden hatte, war bald der bitteren Erkenntnis gewichen, dass er genau aus diesem Grund so mit ihr umspringen konnte. Sie hatte keine einflussreiche Familie, zu der sie flüchten, niemanden, dem sie sich anvertrauen oder den sie um Hilfe bitten konnte. Sie war allein. Wahrscheinlich hatte es deshalb so lang gedauert, bis sie die schmerzvolle Entwicklung ihres Lebens wirklich begriffen hatte. Dabei war sie die ganze Zeit vor ihren Augen gewesen. Bereits auf ihrer Hochzeitsreise nach Bora Bora hatte Michael sie wegen eines zerbrochenen Tellers geschlagen. Eigentlich hätte ihr das schon ein Alarmsignal sein müssen. Doch damals hatte sie den Vorfall noch als Ausrutscher abgetan … Gott, war sie naiv gewesen.
    Constanze zuckte zusammen, als die Tür in der Eingangshalle lautstark ins Schloss fiel. Sie hatte sich durch ihre Grübelei gnadenlos verzettelt.
    Gehetzt sprang sie auf, riss das Satinkleid vom Bügel und schlängelte sich hinein. Ihr Blick glitt prüfend über ihr Spiegelbild. Auch wenn das Dekolleté viel zu tief ausgeschnitten war, musste sie doch einräumen, dass das Kleid wie für sie gemacht schien. Es umschmeichelte ihre Figur, wobei die dunkelgrüne Farbe einen reizvollen Kontrast zu ihrem Teint bot.
    Sie war gerade dabei, den Reißverschluss nach oben zu zerren, als Michael das Zimmer betrat. Allein sein massiger Körper jagte ihr inzwischen Angst ein. Das und sein Gesicht. Wenn er sich fern von den Blitzlichtern der Kameras, unbeobachtet von der Öffentlichkeit wähnte, verlor seine Miene das gönnerhafte Lächeln und zeigte die ungeschminkte Rohheit seines Charakters. Dann wirkten die wasserblauen Augen noch toter als sonst, fast wie bei einem Hai. Die kurz gestutzten blonden Haare und das feiste Kinn rundeten den aalglatten Eindruck perfekt ab.
    »Du bist spät dran«, teilte er barsch mit und trat hinter sie. Bevor sie reagieren konnte, wischte er ihre Finger zur Seite und schloss ohne größere Sorgfalt das Kleid. Als er beide Hände auf ihre nackten Schultern legte, verkrampfte sie sich, wohl wissend, dass jederzeit ein Schlag folgen konnte. Im Moment jedoch liebkoste er nur ihre Haut, dann rutschte seine Hand scheinbar zufällig ihren Nacken hinauf.
    »Hatte ich nicht befohlen, dass du deine Haare offen tragen sollst?«, erkundigte er sich beiläufig, doch der Griff um ihr Genick verstärkte sich.
    »Ich …«, Constanze räusperte sich. »Ich dachte, die Hochsteckfrisur passt besser zum Kleid.« Sie flüsterte fast, aus Sorge, ein zu laut gesprochenes Wort könnte seinen Zorn heraufbeschwören und unabsehbare Folgen haben. Ängstlich sah sie im Spiegel zu ihm auf. Welcher Teufel hatte sie nur geritten, seine Anweisung zu missachten?
    Michaels Finger wanderten scheinbar spielerisch weiter nach oben und bohrten sich rücksichtslos in die kunstvolle Frisur. »Wenn ich dir sage, die Haare bleiben offen«, ermahnte er sie in einem Ton, den man gegenüber einem ungezogenen Kind anschlug, »dann bleiben sie auch offen, hast du mich verstanden?« Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, riss er ihren Kopf nach hinten.
    Constanze schossen Tränen in die Augen. Der unerträgliche Zug auf ihre Kopfhaut ließ erst nach, als die Haarnadeln mit metallischem Klingen auf den Steinboden regneten. Völlig ohne Halt ergoss sich ihr Haar bis zur Taille.
    Befriedigt von seinem Zerstörungswerk striegelte Michael über die Strähnen. Dass seine grobschlächtigen Finger darin seltsam deplatziert wirkten, schien ihn nicht zu kümmern. »So gefällst du mir schon besser.« Er nahm seine Hand weg. »Jeder Mann soll sehen, wie schön meine Frau ist.« Er beugte sich vor und saugte mit feuchten Lippen an ihrem Hals.
    Constanze unterdrückte ihren Ekel, dennoch schüttelte es sie leicht. Eine Reaktion, die Michael für Erregung hielt, aber sie würde ihn über seinen Irrtum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher