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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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maskenhaftes Gesicht. Der blaue Fleck blieb unsichtbar. Sie hatte gelernt, sich so professionell zu schminken, als ginge es um die Oskarverleihung. Sorgfältig puderte sie einige glänzende Stellen und fuhr sich durch die Haare, dann machte sie sich auf den Rückweg, ehe ihr Mann an der Dauer ihrer Abwesenheit Kritik üben konnte. Vor etwa einem Jahr hatte Constanze schmerzhaft lernen müssen, dass Michael eine zu ausgedehnte Toilettenpause für eine heimliche Affäre hielt. Damals hatte er ihr vor Wut den Arm gebrochen. Seitdem achtete sie penibel darauf, nicht länger als zehn Minuten aus eigenem Antrieb von seiner Seite zu weichen.
    Sie bahnte sich lächelnd einen Weg durch die Gästeschar, doch kurz bevor sie ihren Mann erreichte, kreuzte ein junger Araber ihren Weg. Er lächelte sie an, unaufdringlich, und doch las sie sein gut verborgenes Interesse hinter den kaffeebraunen Augen. Sie wollte sich rasch an ihm vorbeidrücken, denn Michael beobachtete sie ohne Zweifel mit Adleraugen.
    »Wir sind uns, glaube ich, noch nicht vorgestellt worden.« Er deutete eine Verbeugung an. »Mein Name ist Prinz Jamal Tahir Benfur.«
    »Constanze von Richtstetten. Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen, Prinz Benfur.«
    Seine dunklen Brauen zogen sich überrascht zusammen. »Richtstetten? Sie sind mit dem Gastgeber verwandt? Ich wusste nicht, dass er solch eine hübsche Tochter hat.«
    Sie sah ihn bestürzt an. Gott sei Dank hatte Michael das nicht gehört. Er wäre bei diesen Worten direkt aus der Haut gefahren. »Ich bin seine Frau, Prinz Benfur«, erwiderte sie freundlich, entzog ihm aber zielstrebig ihre Hand.
    »Wenn sie meine Frau wären, Gnädigste, würde ich Sie niemals aus den Augen lassen.« Der Blick, den er ihr zuwarf, ließ keinen Zweifel am Ernst seiner Worte.
    »Sie schmeicheln mir, Prinz Benfur«, murmelte sie versteinert.
    »Das ist keine Schmeichelei.« Prinz Benfur lachte erheitert und betrachtete anerkennend ihre Figur.
    Langsam erweckte ihr Gespräch die Aufmerksamkeit der umstehenden Gäste. Constanze warf einen Blick in Michaels Richtung. Ihre Hoffnung, das kleine Intermezzo wäre ihm vielleicht entgangen, wurde enttäuscht. Er kam bereits auf sie zu. Nonchalant lächelnd.
    Nur Constanze erkannte die Wut, die für Außenstehende unsichtbar hinter der strahlend weiß gebleichten Mauer seiner Zähne lauerte.
    »Schatz, würdest du mir den jungen Mann vorstellen?«, fragte er leichthin, packte sie aber unmissverständlich hart am Arm.
    Constanze drehte sich zu Prinz Benfur, der Michael und sie aufmerksam betrachtete. »Michael, dieser Herr ist Prinz Jamal Tahir Benfur …« Ehe sie weitersprechen konnte, ergriff ihr Mann bereits in einstudierter Geste die Hand des Arabers.
    »Nett, Sie kennenzulernen. Erinnere ich mich recht, dass Ihr Vater und ich in Geschäftsverhandlungen stehen?«
    Constanze sah Michael an, dass er verwirrt war, auch wenn dies kein Außenstehender wahrnehmen würde. Sie spürte es förmlich hinter seiner Stirn brodeln. Ein heißer Schauder durchlief sie. Normalerweise kannte Michael jeden der Anwesenden auf Zusammenkünften und wer neu dabei war, über den hatte er binnen Minuten Informationen eingeholt.
    Prinz Benfur ließ das gleiche weltmännische Lächeln sehen. »Schon möglich. Aber ich vertrete meine eigenen Geschäfte.«
    Michaels Wangenmuskeln spannten sich kaum merklich an. »Dann werden wir sicher Gelegenheit bekommen, uns an einen Tisch zu setzen.«
    »Gewiss.«
    Die Männer tauschten noch einige belanglose Sätze, dann wandte sich Michael anderen Gästen zu und zog Constanze mit. Sie entspannte sich etwas, dennoch machte sie sich nichts vor. Ihr cholerischer Ehemann würde keinesfalls vergessen, was er vor wenigen Minuten beobachtet hatte.
    Den restlichen Abend über saß ihr ein ungutes Gefühl im Nacken. Immer wieder überlegte sie, was sie später sagen konnte, um dem drohenden Eklat zu entgehen. Ihr wollte nichts einfallen. Es gab schlichtweg nichts, was Michael glauben geschweige denn besänftigen würde.
    Sie behielt recht. Als sie wenige Stunden später auf dem Weg nach Hause in der Limousine saßen, behandelte ihr Mann sie mit jener ausgesuchten Höflichkeit, die einzig für den Chauffeur bestimmt war. Kaum hatte sich das Hauspersonal für die Nacht verabschiedet, fiel die aufgesetzte Freundlichkeit von ihm ab. Er fixierte sie aus schmalen Augen, den Mund zu einem Strich verkniffen.
    »Ich werde mal schnell nach Eliah sehen«, versuchte Constanze, das
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