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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Grund für ihren Exmann, ihn bestialisch zu foltern.
    Als sie auf seine Frage nicht reagierte, stieß Michael Constanze rücksichtslos vor sich her. Sie prallte gegen den Kamin und erwischte gerade noch die Brüstung, bevor sie das Gleichgewicht verlor. Um ein Haar wäre sie erneut zu Boden gegangen.
    »Irgendwie kommt mir das Ganze bekannt vor. Hm, lass mich mal überlegen.« Er tat, als würde er nachdenken, dann bleckte er die Zähne. »Ach ja, richtig. Die Nacht, in der du zur Polizei gerannt bist.« Er knöpfte langsam seine Weste auf. »Wo waren wir damals noch stehen geblieben?«
    Constanze wünschte, sie hätte mit ihrer Vermutung nicht recht behalten. Er würde sie aufs Brutalste vergewaltigen, daran gab es keinen Zweifel. Er würde ihr Dinge antun, die furchtbarer waren als alles, was sie je hatte ertragen müssen. Krampfhaft presste sie sich gegen den rauen Stein, etwas anderes blieb ihr vorerst nicht übrig. Es gab keinen Fluchtweg. Rechts von ihr befand sich die Wand, links der Glaskasten mit den Skorpionen. Sie konnte nur nach vorn – und da stand Michael. Wenige Armlängen entfernt baute er sich vor ihr auf. Massig, gnadenlos, brutal.
    »Ich denke, es wird Zeit, alte Erinnerungen aufzufrischen, meinst du nicht, Täubchen?« Er rieb sich den Schritt.
    Constanzes Magen rebellierte. Mit einer Kraft, die nur aus der Verzweiflung geboren wurde, stieß sie sich ab und ging auf ihn los. Sie hatte keine Chance. Noch ehe sie mit den Fingernägeln auch nur annähernd sein Gesicht erreichen konnte, fegte Michael sie an den Kamin zurück. Als sich das Steinsims in ihren Rücken bohrte, rang sie nach Luft.
    Michael feixte angesichts ihrer schmerzerfüllten Miene. Mit großer Geste streifte er seine Weste ab. Er nahm sich dafür reichlich Zeit, kostete die Hilflosigkeit, in die er sie getrieben hatte, in vollen Zügen aus. Sein Blick maß gierig ihre Gestalt, dann streckte er die Hand nach ihr.
    »Fass sie an und du bist tot«, stoppte ihn plötzlich eine eiskalte Stimme von der Tür her.
    Sowohl Constanze als auch Michael zuckten herum. »Was zum Teufel …« Sein Fluch verstummte schlagartig, als er sah, wer lautlos den Raum betreten hatte. Constanzes Herz hingegen begann freudig zu pochen. Noch bevor Michaels breiter Körper die Sicht auf ihren Retter freigab, wusste sie, dass es Silas war. Seine Stimme hätte sie überall erkannt. Doch als sie die dunkel gekleidete Gestalt im Türrahmen tatsächlich zu Gesicht bekam, verschlug es sogar ihr den Atem. Es war Silas. Aber ein Silas, wie sie ihn noch nie gesehen hatte …
    Er war nass und vollkommen verdreckt – außerdem bis an die Zähne bewaffnet. Von irgendwoher hatte er sich eine Maschinenpistole besorgt, deren Lauf nun unmissverständlich auf Michael wies. In seinem Gürtel steckte so ziemlich alles, was er auf dem Weg ins Obergeschoss gefunden haben musste. Constanze entdeckte einen Dolch und Wurfsterne aus Michaels Sammlung sowie etwas, das verdächtig an eine kleine Axt erinnerte. Aber das war nicht der Grund, weshalb ihr schier das Herz versagte. Silas selbst war es. Im flackernden Licht des Kaminfeuers wirkte er wie ein leibhaftiger Racheengel.
    Seine Haltung sah gefährlich aus. Den Kopf leicht gesenkt, fielen ihm die schwarzen Strähnen wild übers Gesicht und betonten seine grauen Huskyaugen, in denen ein Ausdruck loderte, den man bestenfalls als blanke Mordlust beschreiben konnte. Er war unfassbar wütend. Der sonst so lockere Magier stand kurz davor, jegliche Beherrschung zu verlieren. In diesem Zustand jagte er selbst Constanze Angst ein.
    Es war ein Wunder, dass Silas ihren Exmann nicht einfach kommentarlos über den Haufen geschossen hatte. Schon einmal hatte Michael sie in Anwesenheit des Magiers bedroht – ohne Konsequenzen. Dieses Glück hatte er jetzt nicht mehr.
    »Geh weg von ihr«, knurrte Silas und machte eine ruppige Kopfbewegung. »Sofort!« Er sprach nicht einmal laut. Aber das musste er auch nicht. Allein die Worte klangen, als könnte man damit Glas schneiden. Jeden Muskel seines durchtrainierten Körpers angespannt, musterte er Constanze. Die Tränenspuren auf ihrem Gesicht, den Zustand ihrer Kleidung. Nichts entging seiner Aufmerksamkeit. In seinem steinharten Gesicht traten die Kiefermuskeln hervor.
    Offenbar schien Michael den Ernst der Lage durchaus zu begreifen, denn seine arrogante Art war plötzlich wie weggeblasen. Vorsichtig, beide Hände von sich haltend, wich er zurück. »Schon gut«, krächzte er. »Ich werde ihr
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