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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen
Autoren: Anni Schwarz
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Wirklichkeit hatte ich wieder das Bett eingenässt. Ich hatte fürchterliche Angst vorm Vater, ich wusste, dass er mit mir schimpfen oder mich schlagen würde. Aber nichts dergleichen, er kam einfach ins Zimmer, schnappte mich an meinen langen Haaren beziehungsweise meinen Kopf und steckte mich mit meinem vollen Gesicht in diese Pfütze. Es war so ekelig, so schlimm, es war wieder so erniedrigend. Ich war nichts wert! Kein Mensch hat gefragt, warum nässt sie ein? Es war der Schrei nach Liebe! Aber diese Schreie hat keiner gehört. Es gab nur noch einen drauf. Es war menschenunwürdig. Und das vom eigenen Vater. Oh, ich hasse dich!!!
     
    Meine Stiefmutter war etwas besser in der Hinsicht. Ich kann mich auch an diese Situation erinnern: Sie sagte zu mir, dass ich den Hof fegen sollte. Ich war aber stur und habe gesagt, dass ich es nicht machen werde. Da nahm sie einen geflochtenen Besen und haute mir damit über meinen Rücken. Es tat weh auf dem Rücken, aber in meiner Seele tat es noch mehr weh, weil es nicht meine Mutter war. Meine Mama hat mit mir nicht geschimpft, geschweige denn geschlagen.
     
    An dieses kann ich mich auch noch sehr gut erinnern: Ich kam von der Schule nach Hause, wir haben dann gegessen und ich musste alleine das Geschirr abwaschen. Es hat mir keiner geholfen, obwohl meine Brüder, Stiefmutter, Vater zu Hause waren. Beim Abtrocknen ist mir ein Teller runtergefallen und kaputtgegangen. Was spürte ich denn gleich im Nacken? Natürlich und wie selbstverständlich die Hand meines Vaters. Ohne ein Wort zu sagen, hat er mir eine gescheuert. Ich fühlte mich so scheiße, ich war nichts wert, nur eine Last, einfach nicht gewollt. Dafür liebten sie ihre kleine Tochter. Dieses Gefühl, wie schlecht ich doch war, ich konnte keinem richtig recht machen, begleitet mich bis heute.
     
    Im Frühjahr 1972 kam mein Cousin zu uns zu Besuch. Mein ältester Bruder war zu der Zeit fünfzehn Jahre und der zweite Bruder war knapp vierzehn Jahre alt. Mein Cousin war vierzehneinhalb Jahre. Eines Abends waren meine Eltern mit der Kleinen zu Besuch weggegangen. Ich war damals elf Jahre, knapp zwölf, und mit den Jungs alleine. Und die drei haben beschlossen, an mir rumzufummeln. Sie kamen ins Zimmer, haben das Licht ausgemacht und mich an die Wand gedrückt, wo das Sofa stand. Meine Brüder haben mich festgehalten und meinen Schlüpfer ausgezogen. Und auch mit viel Beifall meinen Cousin motiviert und unterstützt bei seinem Vorhaben. Ich habe geschrien, geweint, aber diese „Bestien“ haben damit nicht aufgehört. Mein Cousin hat seine Hose ausgezogen und seinen Penis versucht bei mir reinzustecken. Ich weiß nicht, wie, aber irgendwie hatte ich meine Hände davor gehalten. Er hat versucht, mich zu vergewaltigen, und meine Schreie wurden immer lauter! Ich habe gebettelt, dass sie mich loslassen sollten, aber es gab für mich kein Entrinnen! Das Spüren vom männlichen Glied war so was von ekelig, einfach zum Kotzen! Ich konnte es nicht verstehen, dass meine Brüder geil darauf waren, mir dieses anzutun. Mein zweiter Bruder hatte gezittert, das spürte ich, als mein Cousin sein Glied mir reinstecken wollte. Ich glaube, am liebsten hätte er es selbst gemacht. Oh Gott, wie erniedrigend es doch war! Ich war doch die Schwester von meinen Brüdern. Wie konnten sie mir das antun! Es war dunkel im Zimmer und diese unverschämten Gesichter konnte ich nicht so gut sehen. Gott sei Dank!
    Als meine Eltern nach Hause kamen, war alles so, als ob nichts passiert wäre. Nur ich hatte wieder mal eine negative Erfahrung mehr. Und dieses meinen Eltern zu erzählen, kam für mich nie infrage. Schon deswegen nicht, da sie mir nie glauben würden. Wir haben nicht gelernt, zu reden und auch solche schrecklichen Erlebnisse zu erzählen. Ich war ja sowieso nichts wert und kein Mensch konnte mich lieben! Das, was man nicht liebt, kann man auch mit Füßen treten. Das hatten mir meine Eltern, meine Schwester und auch jetzt die Brüder gezeigt. So viel war ich wert, dass jeder seine „Füße“ an mir abwischen konnte.
    Dieses Erlebnis hatte seine Spuren hinterlassen. Bis heute habe ich Angst vor der Dunkelheit.
     
    In den Sommerferien haben wir auf dem Feld die Zwiebeln geerntet. Unser Vater hat uns Kindern diese Arbeit besorgt, damit wir mehr Geld und Zwiebeln zum Winter hatten. Er ließ gerne seine Kinder arbeiten. Wir konnten uns nicht so bewegen wie alle normalen Kinder, die auch mal Ferien hatten. Spielen, schwimmen gehen oder
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