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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen
Autoren: Anni Schwarz
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war.
    Ja, als die Mädchen dann weg waren, bin ich nach Hause. Mein Vater hat schon auf mich gewartet. Erst hat er Rudi nach draußen geschickt, um einen ganz schmalen Holzzweig zu holen. Zu ihm hat er gesagt, wenn dieses Stöckchen zu breit sein wird, bekommt er damit Prügel. Und so hat mein Bruder einen ganz schmalen Holzzweig besorgt. Mein Vater nahm den Holzzweig und auch mich in den kleinen Flur. Ohne lange mit mir zu sprechen, verprügelte er mich wie immer. Er hat wieder draufgehauen, ohne zu überlegen, wo er mich trifft. Er hatte mich auf den Kopf, Rücken, Hände, Arme und auch die Knie getroffen, aber mein Po blieb verschont. Welche Gnade von meinem Erzeuger und Schläger! Oh, ich hasse dich mehr, als du denkst. An dem Tag hatte ich meine Regel, ich war ja auch schon dreizehn Jahre und drei Monate jung!
    Mit diesen Streifen auf dem Körper bin ich zur Schule. Als wir Sportunterricht hatten, mussten sich alle umziehen. Und dabei haben die anderen Kinder es gesehen und fragten mich, warum ich geschlagen wurde, ich habe dann irgendetwas erzählt, Hauptsache, sie ließen mich in Ruhe. Meine Seele hat geblutet und es tat auch weh, ich habe mich dafür so geschämt.
    Es war für mich so schlimm und immer wieder erniedrigend. In der Klasse wussten fast alle Kinder, dass ich zu Hause regelmäßig geschlagen wurde.
    Ich war doch ein Mädchen, hatte aber mehr Prügel bekommen als meine Brüder, geschweige denn meine Halbschwester. Warum wurde ich nur zwischen den Jungs geboren???? Es war meine Strafe dafür, für alles und jeden musste ich herhalten, warum nur? War es nicht genug, dass ich ohne meine Mutter aufwachsen musste, die meiste Arbeit im Haushalt erledigte, außer Kochen, oft auf meine Halbschwester aufpassen und auch zur Schule gehen. Und das alles mit dreizehn Jahren.
    Wenn es meinem Vater nicht passte und er sauer war, dann hatte er immer einen Grund gefunden, mich zu schlagen. Für mich gab es immer wieder darauf. Ich war der Sündenbock unserer Familie, jeder konnte sich an mir austoben!!! Oh Gott, warum?
     
     

Mein Onkel war anders als mein Vater
     
     
    Onkel Willi war der jüngste Bruder von meinem Vater und auch ganz anders. Er liebte seine sechs Kinder, geschimpft hatte er schon, aber geschlagen hat er sie nie. Mein Onkel Willi hatte eine sehr große und auch schöne Wohnung. Und so verbrachten wir, wenn ich wegwollte, musste ich die Sonja mitnehmen, viel Zeit bei meinen Cousinen. Natürlich entwickelte sich ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Cousinen, aber auch zu meinem Onkel und der Tante.
    Sie waren Christen, gingen in eine Gemeinde in Rakvere. Und so hat unser Onkel mich auch mal zwischendurch mitgenommen. Es war auch eine ganz besondere und auch positive Erfahrung, von Gott zu hören. Mein Onkel war sehr um uns bemüht, dass wir den Weg zu Gott finden. Er hat mit uns viel gesprochen, aus der Bibel vorgelesen, sehr oft zum Gottesdienst mitgenommen. Er war der Erste, nach meiner Schwester Sara, der so viel Interesse an mir gezeigt hat. Es tat mir richtig gut. Im März 1974 hatte ich mit der Hilfe von meinem Onkel und auch bei meinem Onkel zu Hause den Weg zu Gott gefunden. Ich hatte mich bekehrt. Als ich dann abends nach Hause kam, habe ich meinen Eltern nichts erzählt. Dafür hat es aber mein Onkel meinem Vater auf Arbeit gesagt. Sie haben zusammen in einer Firma gearbeitet. Meinem Vater passte es aber nicht, dass Onkel Willi daran beteiligt war. Und so fragte er mich irgendwann, warum ich zu der Gemeinde ginge, wo Onkel Willi mit seiner Frau war. Ich sagte nur, mir gefällt es da besser. Obwohl ich in der Gemeinde, wo meine Eltern hingingen, nicht ein einziges Mal war. Der Vater fragte mich auch nie danach, ob ich mitgehen möchte.
     
    In Mai 1973 hat unsere Schwester Elvira geheiratet. Ihr Mann und seine Eltern waren in der gleichen Gemeinde wie mein Onkel Willi mit seiner Familie. Da haben sie sich auch kennengelernt. Bei uns hat meine Schwester Elvira auch gar nicht mehr gewohnt. Die Eltern von meinem Schwager wohnten zwanzig Kilometer hinter Rakvere. Wenn wir zu Besuch zu meiner Schwester Elvira fahren wollten, mussten wir mit dem Bus dahin und dann noch etwa zwei Kilometer bis zu ihrem Zuhause laufen.
    Da wohnte auch ein Junge namens Michael. Er war knapp acht Monate älter als ich. Wir gingen zusammen zur Schule, er war in einer anderen Klasse. Wir hatten uns kennengelernt und haben beschlossen, dass wir jetzt ein Paar sind. Er war vierzehn und ich dreizehn Jahre jung. Dann
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