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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
Autoren: Shelle Sumners
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mit einem Paar Flipflops unter dem Bett hervor, aber Ty nahm sie mir ab.
    »Du musst hier sein, wenn deine Mutter sich Jake ansieht.«
    »Das verstehst du nicht, Ty. Es wird schrecklich. Apokalyptisch. Es könnten sich schwarze Löcher bilden, die die Erde verschlingen.«
    »Na und?« Er warf die Flipflops wieder unter das Bett.
    »Du gehst mir richtig auf die Nerven.«
    »Grace, das ist nicht deine Angelegenheit. Die müssen selbst miteinander klarkommen.«
    Ich schlang die Arme um meine Körpermitte. »O nein!«
    Obwohl er in Hinblick auf meine Eltern vollkommen schmerzfrei war, konnte Ty mich nicht dazu zwingen, den ersten Moment der Konfrontation mitzuerleben. Er nahm das Baby mit ins Wohnzimmer, und ich blieb im Schlafzimmer und lauschte.
    Julia und José kamen herein und begrüßten alle. Ich erkannte das gesellige Auf und Ab der Stimme meiner Mutter. Sie war in Party-Queen-Laune. Ich wartete auf das tödliche Schweigen, das folgen würde, wenn sie Dan entdeckte. Aber es trat nicht ein. Unsere Gäste plauderten einfach munter weiter.
    Ich stand auf, schlich den Flur entlang und riskierte einen Blick. Da saßen sie, nebeneinander auf der Couch. Dan noch auf seinem alten Platz, Julia neben ihm, Jake auf dem Arm. Ty stand vor ihnen und lächelte über irgendetwas, was einer von ihnen gesagt hatte. Ich ging zu ihm und stellte mich neben ihn. Mir war zittrig zumute, deswegen nahm ich seine Hand und lehnte mich an ihn. Er war so stark. Am liebsten hätte ich mein Gesicht an seiner Schulter verborgen, aber ich beschloss, tapfer zu sein.
    Dan sah ungewöhnlich nachdenklich aus, aber er lächelte und zwinkerte mir zu.
    Julia berührte Jake zart im Gesicht. Sie blickte auf und sah mich. »O mein Schatz.« Mit Jake auf dem Arm erhob sie sich und umarmte mich mit dem freien Arm. »Er ist so wunderbar.«
    »Ja, oder? Schau mal.« Ich zeigte ihr den erdbeerförmigen Storchenbiss in seinem Nacken.
    »Genau wie du ihn hattest«, sagte sie lächelnd. Sie strich mir die Haare glatt. »Du siehst erschöpft aus. Komm, setz dich.«
    Ty drückte meine Hand, bevor er sie losließ. Ich setzte mich vorsichtig auf die Couch, zwischen meine Mutter und meinen Vater. Wir alle waren auf das Baby fixiert, deshalb redete auch keiner.
    Nach ein paar Minuten stand Julia auf und verkündete laut, alle sollten jetzt gehen, weil ich meine Ruhe bräuchte.
    »Nein, bleibt noch, mir geht’s gut!«, protestierte ich, aber keiner hörte auf mich. Alle gingen, außer Dan. Sogar José umarmte mich kurz und verließ uns. Julia blieb auch.
    Ty ging in die Küche und begann, die Reste der bestellten Speisen wegzuräumen.
    Und so saßen wir schließlich allein da, nur wir vier.
    »Du siehst phantastisch aus, Julia«, sagte Dan.
    »Ja, ich habe mich ganz gut gehalten«, stimmte Julia zu.
    Dan lächelte. »José macht einen sehr netten Eindruck. Was ist er von Beruf?«
    »Ermittler, bei der Polizei in Trenton.«
    Dan nickte.
    Wir alle sahen den Kleinen an.
    »Wie läuft deine Arbeit?«, fragte Julia.
    »Prima. Gerade habe ich einige Gemälde an einen Sammler in Japan verkauft.«
    Julia nickte.
    »Tolle Hochzeitstorte hast du für Grace und Ty bestellt, hat mir gut gefallen.«
    »Ach, hast du die Fotos gesehen?«
    »Grace hat sie mir eben gezeigt. Vielen Dank, dass du dich darum gekümmert hast.«
    »Ist doch selbstverständlich«, winkte sie ab, grinste mir aber verstohlen zu.
    »Na dann.« Dan erhob sich und berührte noch einmal Jakes Zehen. »Auf Wiedersehen«, sagte er zu Jake und Julia. Ich stand auf und brachte ihn zur Tür, und zum Abschied tätschelte er mir die Wangen. »Siehst du?«, flüsterte er. »Alles in bester Ordnung.«
    Ich kehrte zurück zu Julia und stieß einen langen, tiefen Seufzer aus. Meine ganzen Ängste waren vollkommen umsonst gewesen. Kein Blut war geflossen.
    Es sah so selbstverständlich aus, wie Julia den schlafenden Jake an der Schulter liegen hatte. Wesentlich sicherer und entspannter, als wenn ich ihn hielt. Ich glaube, erfahrene Mütter verlernen so etwas nicht, auch wenn es lange, lange her ist. Ich war froh, dass sie ein paar Tage bleiben und mir helfen würde, eine gewisse Routine zu erlangen.
    Ein leichtes, seltsames Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
    »Was hast du?«
    »Ach, nichts. Nur, dass er so alt geworden ist. Und so ernst!«
    »Dan?«
    »Ja«, sagte sie nachdenklich. »Ich dachte, er würde immer der charmante Junge bleiben, der einen zum Wahnsinn treiben konnte.«

    Um fünf Uhr morgens lag ich wach und stillte
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