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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand
Autoren: Ann Maxwell
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anzusehen,
aber nur ein Idiot würde sie berühren wollen.«
    »Dann verkriechen Sie sich doch
wieder in Ihrer Einöde, Sie Apostel«, preßte Holly hervor. »Dort wird so ein
Blitz Sie jedenfalls nicht treffen.«
    »Da bist du ja! Ich habe überall nach
dir gesucht!«
    Betäubt nahm Holly die fremde Person
wahr, die sich wie eine hungrige Katze an Lincs Arm rieb. Sie war das absolute
Gegenteil von Holly: klein, blond und kurvenreich.
    Neben Lincs Statur wirkte sie jedoch
sehr niedlich. Wenn ihre Figur einen Fehler aufzuweisen hatte, dann lag er in
ihrem ausgeprägten Hinterteil. Aber nur wenigen Männern fielen diese falschen
Proportionen auf, und stoßen würde sich erst recht keiner daran.
    Linc lächelte die fremde Frau an.
Obwohl sie Absätze trug, reichte sie ihm gerade bis zur Brust.
    »Hallo, Cyn«, sagte Linc. »Schon
fertig mit Einkaufen?«
    Cyn zog einen Schmollmund, den Jerry
sicher gerne fotografiert hätte. Ihre grellrosa lackierten Fingernägel
kratzten leicht über Lincs Arm.
    »Ich habe mir drei Kleider
ausgesucht und das süßeste Negligé von Amerika«, erwiderte sie.
    Dann richtete Cyn ihren blauen,
stahlharten Blick auf Holly.
    »Übrigens ist das Negligé für eine
Frau gedacht, nicht für eine Giraffe«, bemerkte sie süffisant.
    Linc lachte und drehte eine ihrer
blonden Haarsträhnen um seinen Finger. »Du hast dir wohl gleich noch die
Krallen schärfen lassen?«
    Auch der letzte Rest von Hollys
Traum verflüchtigte sich, als die ungezwungene Vertrautheit zwischen dem Mann,
den sie liebte, und der kurvenreichen Schönen namens Cyn in ihr Bewußtsein
drang.
    Jetzt weiß ich wenigstens, warum er
mir niemals geantwortet hat, dachte
Holly. Er war viel zu beschäftigt mit seinem Püppchen.
    Holly wäre am liebsten weggerannt
und hätte sich versteckt, aber sie ließ sich nicht das geringste anmerken.
Durch und durch das professionelle Topmodel, posierte sie unbeirrt für den
bisher wichtigsten Auftrag ihrer Karriere. Das Leben hatte Holly gelehrt, sich
entweder zu wehren oder unterzugehen. Sie war nicht untergegangen, als ihre
Eltern starben. Also würde sie auch den Tod ihrer kindlichen Schwärmerei
verwinden.
    Shannon jedenfalls würde damit
fertig.
    »Sie haben nur Kleider eingekauft?«
murmelte Holly und blickte vielsagend auf Cyns Hüften. »Roger könnte Ihnen ein
paar Hosen zuschneiden. Sicher haben wir hier irgendwo noch einen Stoffrest,
nicht wahr, Roger?«
    Der räusperte sich.
    »Ach, eines habe ich ja vollkommen
vergessen«, bemerkte Holly mit unschuldigem Augenaufschlag. »Unser Material
liegt nur einszehn breit. Das wird wohl kaum ausreichen, oder?«
    Cyn blieb der Mund offenstehen, dann
preßte sie ihre vollen Lippen zu einem Strich zusammen.
    Aber noch ehe sie es diesem
arroganten Mannequin heimzahlen konnte, wandte sich Holly gelangweilt von ihr
ab. Sie adressierte Linc mit unterkühltem, aber gleichzeitig vertraulichem
Tonfall.
    »Jetzt verstehe ich endlich, warum
Sie so fanatisch auf dem Thema Prostituierte und Absahner herumreiten«, sagte
sie. »Hiermit erklärt sich einiges! Sie haben es allerdings Ihrer eigenen
Geschmacksverirrung zuzuschreiben.«
    Sie drehte den beiden den Rücken zu
und wandte sich an Roger.
    »Falls du mich brauchst, ich bin im
Hotel«, näselte sie.
    Äußerlich ruhig lief Holly über den
glühenden Asphalt auf ihre Suite zu. Die Sonnenhitze flimmerte und brannte bis
in ihr Innerstes.
    Aber nichts war so heiß wie die
Tränen, die sie nun nicht mehr zurückhalten konnte. Sie schluckte krampfhaft
und hoffte, daß niemand ihre mangelnde Selbstbeherrschung bemerkte, die sich
jetzt in Form von Tränen über ihre Wangen ergoß.
    Einzig und allein ihre Sehnsucht
nach Linc hatte Palm Springs für sie wieder attraktiv gemacht. Wie könnte er
ihr widerstehen, wenn er sah, was für ein Schmetterling aus einem gewöhnlichen
Kokon geschlüpft war?
    Statt dessen begegnete sie einem
höhnischen Fremden, dessen Verachtung sie tief verwundete.
    Ich war eine Närrin, hierher
zurückzukehren, dachte
Holly bitter.
    Und nur alberne Gänse glauben an
Träume ...

3

    Holly schmiß ihr Feldgeschirr auf den
Rücksitz des offenen Jeeps. Ehe sie sich wieder Roger zuwandte, überprüfte sie
erst ihren Schlafsack und dann den festen Sitz der Gurte.
    »Hör auf, dir meinetwegen Sorgen zu
machen.« Holly gab sich zuversichtlich. »Seit meinem vierten Lebensjahr zelte
ich in Hidden Springs.«
    »Alleine?«
    Holly
ignorierte seinen Zweifel.
    Roger machte eine ausholende
Bewegung in
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