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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand
Autoren: Ann Maxwell
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Moment wären ihr etwaige
Sturzbäche noch nicht willkommen. Sie gab ordentlich Gas, als sie die Spuren
durch eines der vielen ausgetrockneten Flußbetten entlangfuhr, die von den
steilen, rauhen Bergwänden herabführten.
    Normalerweise gab es in den
Schluchten nichts als Sand, Steine und Wind. Jegliche Feuchtigkeit verbarg sich
tief unter der Erdoberfläche, damit selbst die unbarmherzigsten Sonnenstrahlen
sie nicht erreichten.
    Aber Holly wußte, daß ein Gewitter
weiter oben auf der Höhe dies im Handumdrehen ändern konnte, obwohl in den
tiefer liegenden Gegenden die Niederschläge niemals wirklich ausreichten. Auch
die heftigsten Regenschauer spülten dort über die festgebackene Erde, ohne
einzusickern. Und schon bald war jede Ritze, jeder kleinste Graben des
trockenen Landes von Oberflächenwasser überschwemmt.
    Der Regen rann dann in schmalen
Bächen über die steinigen Abhänge, sammelte sich zu Wasserwänden, die wie
lehmige Lawinen die ehemals trockenen Hänge herunterdröhnten. Diese plötzlichen
Fluten hielten meist nur wenige Stunden an, ehe sie, wie der Regen in den
oberen Bergregionen, verebbten. Sie hinterließen lehmige Erde sowie rasch
trocknende Pfützen und Flußbetten, die bis zum nächsten Sturm kein Wasser mehr
sehen würden.
    Wenn man wußte, daß Regen in den
Höhenlagen unten in der Wüste Fluten auslösen konnte, dann war das plötzliche
Auftauchen von Flüssen in dem trockenen Land eher aufregend als gefährlich.
    Dennoch atmete Holly erleichtert
auf, als der Jeep sich aus der Antilopenschlucht herausschlängelte. Es war das
letzte tiefe Tal vor Hidden Springs. Sie befand sich jetzt weit über der mit
Sträuchern bewachsenen Wüste. Ein paar hundert Meter aufwärts konnte man bereits
die ersten Nadelbäume erkennen. Aber die Straße nach Hidden Springs führte
nicht ganz bis in die Berge. Der sich windende, steinige Pfad endete jetzt
bald, wo am Fuße einer Felsklippe die ersten Quellen lagen.
    Hoch über Holly grollte der Donner
über die Bergkämme hinweg und jagte den Blitzen hinterher, ohne sie jemals wirklich
einzuholen. Die Wolken hüllten die Gipfel ein und umfingen die Granitberge mit
ihrem Nebel. Obwohl der Wind jetzt stärker blies, konnte man immer noch keinen
Regen riechen. Trotz all der Turbulenzen waren die Wolken vorläufig nicht
bereit, das Land zu tränken.
    Holly lud erst ihre Sachen aus, dann
parkte sie den Wagen einige hundert Meter von der Stelle entfernt, die sie sich
für ihr Zelt ausgesucht hatte. Sollte der Blitz hier tatsächlich einschlagen,
dann wollte sie nicht unbedingt direkt neben dem einzigen Metallteil weit und
breit liegen.
    Aber sie baute ihr Zelt auch nicht
in unmittelbarer Nähe der fünf steinigen Teiche auf, die wie Edelsteine am Fuße
des Felsens glitzerten. Denn sie hatte zu großen Respekt vor den Tieren der
Wüste und wollte ihnen den Vortritt lassen. Schafe mit breiten Hörnern tranken
an den Quellen von Hidden Springs. Wenn sie sich zu nah am Wasser aufhielt,
würden die Tiere in dem trockenen Gestein bleiben und durstig darauf warten,
daß der unerwünschte Eindringling sich endlich wieder aus dem Staub machte.
Holly grub rings um ihr Zelt herum einen kleinen Graben, der einen möglichen
Regenguß abgefangen hätte. Als sie damit gerade fertig war,
grollte der Donner von den Granitbergen herab.
    Sie erhob sich und blickte zum
Himmel. Die Sonne war nur noch eine sich allmählich vollkommen verhüllende,
blasse Scheibe.
    Nebelschwaden glitten von den
nackten Gipfeln herab und dämpften ihre maskuline Sperrigkeit.
    Der Blitz schlug so schnell ein, daß
man ihn in der späten Nachmittagssonne fast gar nicht erkennen konnte. Wieder
donnerte es, diesmal etwas näher, dann folgte ein heftiger Wind.
    Die plötzlich abgekühlte Luft war
für Holly berauschender, als es je eine Droge hätte sein können. Sie lachte
laut und streckte beide Arme den Wolken und Bergen entgegen. Später, wenn sie,
vollkommen durchnäßt, frieren und das Wasser ihren sorgfältig ausgehobenen
Graben überfluten würde, verwünschte sie sicher den Regen.
    Aber in diesem Augenblick war sie
genau wie der Boden selbst: heiß und staubig und ganz wild darauf, sich von dem
kühlen Naß erlösen zu lassen.
    Die Sonne versank so rasch, wie der
Donner verebbte. Das Licht verschwand im Nu vom Himmel.
    Holly roch den Regen im Wind, aber
es fielen immer noch keine Tropfen. Irgendwo hoch über ihr ergossen sich Wolken
über das Land, und Wassermassen dröhnten die ausgedörrten Täler
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