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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand
Autoren: Ann Maxwell
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bewahren, auf dem man nicht einmal traben, geschweige
denn galoppieren konnte.
    Im allerletzten Moment sprang Linc
von dem saltoschlagenden Pferd. Als trainierter Reiter fiel er mit
eingezogenem Kopf und entspanntem Körper, bereit, sich abzurollen und so den
Aufprall abzuschwächen. Linc tat sein möglichstes, aber gegen das Geröll auf
dem Boden war er machtlos.
    Lautlos weinend rannte sie durch den
Regen. Sie schlitterte und rutschte in dem Schlamm unter ihren Füßen. Der strömende
Regen nahm ihr fast den Atem.
    Als erstes fand sie das Pferd. Es
lag von Regen und Schlamm bedeckt zitternd auf der Seite.
    Als Holly auf das Pferd zuhastete,
wuchtete es sich keuchend auf die Beine. Es lief ein paar Schritte, dann stand
es artig still und zuckte nicht einmal mehr zusammen, als wieder ein Blitz den
Himmel aufriß. Der Araber befand sich jetzt so unter Schock, daß ihn gar nichts
mehr erschütterte.
    Holly kraxelte die letzten paar
Meter bis zu der Stelle am Hang hinauf, wo ein Stein Lincs Absprung brutal
gebremst hatte.
    Blitze durchzuckten den Himmel und
warfen ihr Licht auf die regungslos daliegende Gestalt.
    Vor Angst bebend, kniete sie neben
ihm nieder.
    »Linc!«
    Ihre Stimme war heiser und konnte
gegen den nächtlichen Donner nichts ausrichten. Sie beugte sich über ihn, um
sein Gesicht vor dem Regen zu schützen.
    Wieder erhellte ein Blitz die
Szenerie. Unter dem Haaransatz sickerte aus einer Wunde Blut, das in dem
grellen Licht ganz schwarz aussah. Lincs Hemd war an der Seite aufgerissen,
aber unter den Stoffetzen hob und senkte sich seine Brust in regelmäßigen
Abständen.
    Er lebte.
    Für einen Augenblick wurde Holly vor
Erleichterung ganz schwindelig. Sie legte ihre Hand auf seine Rippen und spürte
den kräftigen Herzschlag. Dann faßte sie sich und schaute sich um.
    Linc war zwar noch am Leben, aber
nicht außer Gefahr. Sollte er ernstlich verletzt sein, war sie nicht stark
genug, ihn bis zum Zelt zu tragen. Dennoch mußte sie ihn aus dem kalten Regen
schaffen.
    Wieder durchzuckten Blitze den Himmel,
während das Gewitter langsam abzog. Auch der Regen verebbte. Der erste, tosende
Sturm hatte sich gelegt.
    Behutsam tastete Holly Lincs Arme
und Beine auf der Suche nach Verletzungen ab.
    Unter der durchnäßten Kleidung
spürte sie jedoch intakte, kräftige Muskeln. Sie fuhr mit den Fingern leicht
über seinen Brustkorb, ob eine Schwellung eine angeknackste Rippe verriet.
    Linc stöhnte, und Holly erschrak.
    Ihre Hand zuckte zurück, noch ehe
sie begriff, daß es nicht ihre Berührung war, die ihn aufstöhnen ließ. Da er
das Bewußtsein wiedererlangte, spürte er nun den Schmerz des Aufpralls.
Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Holly seufzte. Da er sich bewegte, konnte
man bereits eine Art von Verletzung ausschließen, die sie vor lauter Angst
weit von sich geschoben hatte.
    Gott sei Dank, dachte Holly. Sein Genick ist
nicht gebrochen.
    Plötzlich rollte Linc auf die Seite
und versuchte sich aufzusetzen. Er preßte beide Hände gegen seinen Kopf und
stöhnte. »Langsam, langsam«, sagte Holly. »Du bist gefallen.«
    Er zitterte.
    »Linc?«
    Als er sich Holly zuwandte, erhellte
ein Blitz die schwarze Nacht. Seine Augen waren dunkel und sein Blick benommen.
»Was ist?« fragte er. Dann sagte er nichts mehr.
    »Dein Pferd ist gestürzt!« Sie
sprach sehr laut, damit Linc sie trotz des Donners hören konnte. »Dein – Pferd
– ist – gestürzt.«
    Linc nickte, dann hielt er sich
wieder den hämmernden Schädel. Als seine rechte Hand zurückfiel, war sie ganz
blutig.
    Holly starrte ängstlich in die
Finsternis, die durch fernere Blitze erhellt wurde. Den schlimmsten Teil des
Gewitters hatten sie überstanden, aber vorbei war es noch nicht.
    »Kannst du dich bewegen?« schrie
sie.
    Er antwortete mit einem erstickten
Stöhnen und versuchte aufzustehen.
    »Setz dich erst einmal aufrecht
hin«, ordnete Holly an.
    Sie half ihm, und er kam mühsam
hoch.
    Vorsichtig berührte sie seinen Kopf
mit den Fingerspitzen. Im Nacken ertastete sie eine kleine Schwellung, aus der
das Blut aber nur langsam hervorquoll.
    Holly konnte nicht erkennen, ob Linc
eine Gehirnerschütterung oder nur eine einfache Platzwunde davongetragen
hatte.
    »Tut es dir sonst noch irgendwo
weh?« fragte sie.
    Sie mußte die Frage mehrmals
wiederholen, ehe Linc langsam verneinend den Kopf schüttelte. »Ich helfe dir,
aber ich kann dich nicht alleine schleppen. Bitte Linc, steh jetzt auf!«
    Linc stützte sich zwischen dem
Felsbrocken und Holly
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