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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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meinen, immer schärfere Gebisse verwenden zu müssen oder Hilfszügel zum Einsatz kommen. Dabei ist dies nur eine logische Konsequenz einer demotivierenden Arbeitsweise. Auch viele „moderne“ Trainingsmethoden funktionieren nur durch den manipulativen Einsatz von Strafmitteln in Verbindung mit einer beschönigenden und angeblich gewaltfreien Pferdephilosophie. Bitte überlegen Sie sich ganz genau, ob Sie mit der Steigerung von Strafreizen arbeiten und die offensichtlichen Risiken in Kauf nehmen möchten. Wenn nicht, ist eine Druckmethode für Sie und Ihr Pferd die falsche Methode.
     
    Vorsicht Falle!

Pferde nehmen beim Lernen immer auch ihre Umgebung wahr. Es kann also passieren, dass das Pferd eine Strafe oder eine negative Erfahrung nicht mit dem eigenen Verhalten verknüpft, sondern mit den beteiligten Personen, dem Ort oder mit den zufällig gleichzeitig hörbaren Geräuschen. Die Umgebung und die Personen werden infolgedessen als negativ wahrgenommen. Das Pferd verknüpft dann beispielsweise eine bestimmte Ecke des Reitplatzes grundsätzlich mit etwas Negativem.
    Belohnen, aber richtig!
    Belohnen, aber richtig!
    Wir haben gesehen, dass Bestrafungen für den Lernprozess nicht förderlich sind. Die Alternative heißt: Belohnung! Bei jeder Belohnungsmethode ist der Zeitpunkt, an dem eine Belohnung gegeben wird, von entscheidender Bedeutung. Ein Pferd kann eine Belohnung (ebenso wie eine Strafe) nur dann mit seinem Verhalten in Verbindung bringen, wenn die Belohnung unmittelbar oder höchstens wenige Sekunden nach dem Verhalten erfolgt. Sonst weiß es nicht, wofür es die Belohnung bekommen hat, und es kann zu Missverständnissen kommen.
    Ein Beispiel, um diese Problematik zu verdeutlichen: Ich sage zu meinem Pferd „Zurück!“ Es weicht zurück, kommt gleich danach aber wieder auf mich zu, weil ich so interessant mit der Leckerlitüte geraschelt habe. In dem Moment gebe ich ihm das Leckerli. Was hat es nun gelernt? Dass es ganz prima zu mir gekommen ist. Mit dem sofortigen Ausführen des Signals „Zurück!“ hat mein Pferd die Belohnung nicht in Verbindung bringen können, obwohl ich ja genau dies belohnen wollte. Um wirklich den richtigen Zeitpunkt anzeigen zu können und dadurch dem Pferd unmissverständlich mitzuteilen, was man von ihm möchte, benötigt man ein Hilfsmittel, welches das erwünschte Verhalten markiert und dem Pferd zeigt: „Ja, genau das, was du in diesem Moment machst, ist richtig.“ Dazu dient im Clickertraining als Überbrückungssignal das Geräusch des Knackfrosches. Das Clickertraining ist eine besonders effektive Methode des Belohnungslernens, die anhand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Gebiet der Lernpsychologie entwickelt wurde. Das Pferd lernt während einer Konditionierungsphase, dass nach einem bestimmten akustischen Signal immer eine Belohnung folgt. Mit dem Geräuschmarker hat man sich dann sozusagen Zeit erkauft. Man kann dann auch mal etwas länger dafür brauchen, die Belohnung zu geben, da ja das erwünschte Verhalten durch das Clickgeräusch eindeutig markiert wurde.
     

    Der Clicker bietet, wenn das Pferd seine Bedeutung durch Übung kennengelernt hat, eine Möglichkeit, das Pferd gut verständlich zu loben und damit zu motivieren.
     
    Manche scheinbare Belohnungen sind gut gemeint, aber leider wirkungslos. Wer eine Übung beendet, wenn sie gut klappt, wer dem Pferd den Hals am Ende der Reitstunde klopft oder in einer Pause die Zügel lang lässt, arbeitet nicht mit Belohnungen, sondern im besten Falle mit dem Nachlassen von Druck. Das ist ein großer Unterschied. Eine echte Belohnung ist das Hinzufügen von etwas Positivem, um ein primäres, natürliches Bedürfnis (Hunger, Durst, Zuwendung) des Tieres zu stillen. Bei den genannten Beispielen wird den Pferden entweder nichts Positives zugefügt oder die Belohnung kann durch den zu spät gewählten Zeitpunkt nicht mehr mit der Handlung in Verbindung gebracht werden. Ein Pferd kann das Klopfen am Hals am Ende der Stunde beim besten Willen nicht mit dem tollen Galoppwechsel eine Viertelstunde zuvor in Verbindung bringen. Weiterhin stellt das Klopfen des Pferdes am Hals für das Pferd keine Belohnung dar, da es im natürlichen Verhaltensrepertoire nicht vorgesehen ist.
    Mit genauer Beobachtung können wir dem Ausdrucksverhalten eines Pferdes sehr genau entnehmen, welcher Ausbildungsmethode es ausgesetzt ist. Ist ein Pferd mit fröhlichem Gesichtsausdruck eifrig bei der Sache, will es freiwillig
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