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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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bringen und es sich lohnt, immer wieder herauszufinden, was der Mensch wohl von ihm erwartet.
    Es ist eine sehr anregende Beschäftigung, verschiedene Lösungswege auszuprobieren und dann unerwartet eine Belohnung zu bekommen. Hier wird ganz direkt das Belohnungszentrum im Gehirn angesprochen. Dadurch wird sich das Verhältnis zwischen Mensch und Pferd auf Dauer stark verbessern. Kleine Geschenke erhalten auch zwischen Tier und Mensch die Freundschaft. Diese Geschenke sollten einen wirklichen Gewinn für das Pferd darstellen. Nur so wird es sich tatsächlich darüber freuen. Manche Pferde brummeln beim positiven Training sogar freudig, so wie sie ein befreundetes Pferd begrüßen.
     
    Die vier Möglichkeiten

Der Mensch hat prinzipiell nur vier Möglichkeiten, um das Verhalten des Pferdes zu beeinflussen:
• Er kann dem Pferd etwas Unangenehmes zufügen in der Hoffnung, dass ein unerwünschtes Verhalten seltener wird.
• Er kann eine negative Behandlungsweise beenden, sobald das Pferd das erwünschte Verhalten zeigt.
• Er kann dem Pferd mithilfe einer Belohnung etwas Positives zufügen, um das gezeigte Verhalten zu fördern.
• Er kann dem Pferd etwas Positives entziehen, um es in milder Form zu bestrafen.
    Demotivierende Trainingsmethoden
    Demotivierende Trainingsmethoden
    Auf Dauer werden unsere Pferde demotiviert, wenn wir sie ständig maßregeln oder sie für die Ausführung einer Handlung unter Druck setzen. Es ist dabei nur eine Frage der Intensität, ob es sich hier um den Schenkeldruck, den punktuellen Schmerzreiz der Sporen, den Schlag mit der Gerte, das Anschreien oder das Herumscheuchen des Pferdes handelt. Der Unterschied ist gradueller Natur, aber das Erfahrungsprinzip aus Sicht des Pferdes bleibt gleich: Es zeigt ein Verhalten, macht dann eine mehr oder weniger unangenehme Erfahrung und lernt daraus, dass es für die Zukunft besser ist, diese Erfahrungen kein weiteres Mal zu machen. Leider funktioniert in der Reiterwelt sehr vieles mit dieser für das Pferd unbefriedigenden, aber für den Reiter praktischen Methode.
     

    Die Ausübung von Druck wird leider häufig praktiziert, ist aber sehr demotivierend für das Pferd.
     
    Nur zwei ganz alltägliche Beispiele sollen dies verdeutlichen: Beim Führen ziehen wir den Führstrick in die Richtung, in die wir gehen möchten. Das Pferd erfährt einen unangenehmen Druck am Kopf, der erst nachlässt, wenn es folgt. Dieses Prinzip wird bei Halftern, die sich auf Zug zusammenziehen, oder beim Führen mit Gebiss noch erheblich verstärkt. Und beim Longieren machen wir Druck mit der Peitsche, damit das Pferd schneller läuft.
    Was passiert? Durch negative Einwirkungen wird das Pferd zunehmend frustriert, sein gesamtes Verhalten wird in Zukunft deutlich gedämpft. Niemand hört gern ständig ein „Nein!“ Unser Pferd wird folglich immer passiver und mag einfach nichts mehr ausprobieren, um nur nicht wieder unangenehm aufzufallen. Um das Longieren motivierender zu gestalten, kann der Mensch häufiger einmal mitlaufen und das Pferd mit der Stimme und Belohnungen zu mehr Tempo anregen.
     

    Irgendwann reagiert jedes Pferd mit gefährlicher Gegenaggression.
     
    Fehlen positive Verstärkungen, wird das Pferd auch in Zukunft nur widerwillig reagieren. Jedes Pferd wird außerdem irgendwann versuchen, der Strafe, dem Zügelzug oder dem psychischen Druck zu entgehen – gravierende Konflikte sind so vorprogrammiert. Es besteht die ernstzunehmende Gefahr der Gegenaggression. Denken Sie daran, dass in der Natur häufig das Prinzip „tit for tat“ gilt – frei übersetzt bedeutet dies in etwa „wie Du mir, so ich Dir“. Diese Gegenwehr kann lange aus Angst unterdrückt werden und dann den Menschen völlig unerwartet treffen. Teilweise suchen diese Pferde, um dem Druck zu entkommen, nach einer Schwachstelle im System des Menschen. Irgendwann werden sie immer eine Nachlässigkeit entdecken. Und leider werden dann allzu oft unbeteiligte Personen der Gefahr ausgesetzt.
    Eine Strafe, auch ein banaler Zügelzug, löst immer eine Stressreaktion aus, und es ist schon seit langem durch viele verschiedene Fachdisziplinen bestätigt worden, dass Stress jeglichem Lernfortschritt entgegenwirkt. Zudem verschlechtert sich die Beziehung zwischen Mensch und Pferd zusehends, bis das Pferd nur noch Unlust verspürt.
    Mit der Zeit gewöhnen sich Pferde an Druck, und immer drastischere Methoden werden nötig. Dieses traurige Phänomen kann man daran erkennen, dass viele Reiter
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