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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt
Autoren: Leena Lehtolainen
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gewesen.
    Für den Rest der Kaffeestunde vermieden wir es, über dienstliche Angelegenheiten zu sprechen. Der Rauschgiftkommissar wollte am Wochenende angeln gehen, Kaartamo und ich unterhielten uns über die Yachthäfen in Hanko und Barösund. Taskinen lächelte mich ab und zu fragend an, sprach aber kaum.
    Als Kaartamos Handy klingelte, ließen wir anderen uns davon nicht stören. Ich war die Erste, der auffiel, dass seine Stimme zu kippen drohte und dass er mit der freien Hand an der Krawatte nestelte. Allmählich verstummten auch die anderen und warteten auf das Ende des Gesprächs. Kaartamo wischte sich die Stirn. Es dauerte eine Weile, bis er fähig war zu sprechen.
    »Reijo Rahnasto wurde am Hafen festgenommen, als er sich mit gefälschtem Pass nach Estland einschiffen wollte. Der Passbeamte hat ihn aufgrund der Fernsehberichte erkannt. Er hatte fast eine halbe Million Dollar bei sich .  «
    Die anderen waren ganz still, aber in meinem Kopf knackte es. Ich wusste plötzlich, was mich am vergangenen Abend so geplagt hatte.
    »Zum Donnerwetter! «, schrie ich und warf mein angebissenes Brot so vehement auf den Boden, dass sich ein Dillzweig selbständig machte und auf Taskinens Teller flog. »Wer von euch hat ihn gewarnt? «
    Ich sah sie der Reihe nach an. Alle wirkten vollkommen verblüfft. Alle bis auf Laine. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren, und er konnte das Zittern seiner Hände nicht unterdrücken.

DREIUNDZWANZIG
    Laine ist ein häufiger Name. Als Muukkonen und ich das Aktionärsverzeichnis des Rahnasto Industrial Security Service durchgesehen hatten, war uns die Aktionärin Maritta Laine nicht aufgefallen. Sie war die Frau meines Kollegen.
    Laine gab nichts zu, obwohl wir ihm nachweisen konnten, dass er Rahnasto am Donnerstagabend von seinem Handy aus angerufen hatte. Er behauptete, er habe über den Jagdverein gesprochen, dem beide angehörten. Warum hatte Laine versucht, die Ermittlungen zu behindern? Glaubte er, mein Scheitern würde ihn zum Leiter des Gewaltdezernats machen, oder steckte noch mehr dahinter? Ich hatte keine Gelegenheit, ihn danach zu fragen, denn er ließ sich sofort nach Rahnastos Festnahme krankschreiben.
    Man wunderte sich allgemein, was Rahnasto zu dem tollkühnen Versuch getrieben hatte, mit falschem Pass zu fliehen. Hatte der Stadtdirektor ihm erklärt, er könne nicht mit seiner Unterstützung rechnen, oder hatte die Vorsitzende der Stadtverwaltung ihn wissen lassen, dass sie und ihre Anhänger ihre Hände in Unschuld waschen würden? Vielleicht hatte Rahnasto im Fall Ilveskivi auf eigene Faust gehandelt, vielleicht hatten die anderen die Wahrheit geahnt, es aber für klüger gehalten zu schweigen.
    Die Vorsitzende der Stadtverwaltung versicherte, dass die Laajalahti-Pläne auf jeden Fall zu gegebener Zeit auf dem üblichen Weg den demokratisch gewählten Gremien vorgelegt worden wären.
    »Der übliche Weg bedeutet, dass der Beschluss vorher ausgeklüngelt worden ist und Gegenvorschläge nicht zur Behandlung zugelassen werden«, schimpfte Eila Honkavuori. Wir saßen auf der Dachterrasse des Kaufhauses Stockmann in Tapiola und aßen Eis. Ich hatte sie eingeladen.
    »Das geht wohl jetzt nicht mehr, nachdem der Plan vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangt ist«, meinte ich.
    »Zwei Tote sind ein zu hoher Preis für kommunale Demokratie«, schnaubte Eila, schloss dann aber verzückt die Augen, als die pralle Kirsche, die den Eisbecher zierte, in ihrem Mund verschwand. »Ich glaube nicht, dass sich etwas ändert. Petri und dieser Marko Seppälä sind tot, Rahnasto sitzt in Untersuchungshaft, aber alle anderen sind mit mehr oder weniger weißer Weste davongekommen. Du hast doch den Kommentar des Stadtdirektors gehört. Selbst in zuverlässigen Parteifreunden kann man sich täuschen. Jeder hat seine Schwächen .  «
    Bei den Vernehmungen stritt Rahnasto nach wie vor alles ab bis auf die Laajalahti-Pläne, für die er die Stadtführung verantwortlich machte. Er behauptete, Seppälä und Väinölä nie gesehen zu haben. Sein Fluchtversuch wurde jedoch als belastend angesehen, und der Staatsanwalt bereitete eine Anklage wegen Anstiftung zum Mord, Mord und Anstiftung zum versuchten Mord vor.
    Laine dagegen kam ohne Anklage davon. Er hatte schließlich zugegeben, dass er Rahnasto über die Ermittlungen im Fall Ilveskivi und später im Fall Seppälä auf dem Laufenden gehalten hatte, behauptete jedoch, in gutem Glauben gehandelt zu haben, um die freundschaftlichen Beziehungen zu
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