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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt
Autoren: Leena Lehtolainen
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seinen Fehler eingestand?
    Da ich die richtigen Worte nicht fand, umarmte ich ihn einfach. Mein Vertrauen zu ihm war nicht mehr grenzenlos, aber immer noch groß genug. Vielleicht hatten wir beide zu oft versucht, allein zurechtzukommen, und deshalb manchmal Fehler gemacht.
    »Wer umarmt denn da meine Frau? «, rief Antti von der Balkontür aus.
    Er wusste von unserem Zerwürfnis und war sichtlich erleichtert über unsere Versöhnung. Ich löste mich aus Taskinens Armen und machte mich auf den Weg zur Toilette. Im Vorbeigehen drückte ich Antti einen Kuss auf die Wange.
    Im Flur fing Puupponen mich ab.
    »Ich hab auch einen Grund zum Feiern«, sagte er mit feierlichem Gesicht und nahm eine fünf Zentimeter dicke Mappe aus seiner Aktentasche.
    »Das hier ist gestern fertig geworden .  «
    »Die Blondine mit den roten Schuhen«, las ich. »Kriminalroman. Von Ville Puupponen. Wow! Damit hast du dich also das ganze Frühjahr herumgeschlagen? «
    Auf seinem Gesicht mischten sich Erschrecken und Stolz.
    »Ja, aber nicht in der Arbeitszeit, oder höchstens ein oder zweimal. Es ist so eine Art flotter, witziger Krimi geworden, mit einem Polizisten aus Savo als Hauptperson. Und jetzt möchte ich dich um einen Gefallen bitten. Du verstehst doch was von Büchern. Würdest du dir die Geschichte mal durchlesen und mir sagen, ob sie brauchbar ist? «
    »Aber gern, ich fühle mich geehrt«, sagte ich überrascht.
    »Sag den anderen nichts davon«, flüsterte er, und ich versteckte den Hefter in Anttis Tasche, in der wir unsere Mitbringsel transportiert hatten. Ich hoffte nur, dass Puupponens Roman nicht allzu blutrünstig war, denn mit Bluttaten hatte ich bei der Arbeit genug zu tun. Ich wollte nicht immer bloß mit dem Tod konfrontiert werden, tagaus, tagein misshandelte oder ermordete Menschen vor mir sehen und dabei so lange abstumpfen, bis ich Gewalt für etwas Normales hielt. All das war ich Leid. Ich brauchte ein Gegengewicht zum Tod.
    Ich trat vor Koivus und Wangs Plattenregal. Anu Wangs neunzehnjähriger Bruder lächelte mir scheu zu. Er hatte gerade mit einer glatten Eins das Abitur bestanden und sofort einen Studienplatz an der Technischen Hochschule bekommen, wo er theoretische Physik studieren wollte. Anu meinte, in vier Jahren hätte er den Doktortitel in der Tasche.
    Zwischen Van Halen und Bon Jovi entdeckte ich eine Platte von Luonteri Surf und legte sie auf. In dem Song war zwar vom Herbst die Rede, doch er passte auch zu diesem Sommerabend.
    Die kalte Herbstsonne am See steht schon tief, auf dem Acker knirschen die eisigen Stoppeln, und irgendwie fühl ich mich unglaublich stark, mich stößt keiner um, ich bin Urgestein.
    »Ist der Song auf dich gemünzt? «, frotzelte Puupponen, doch Antti schlang die Arme um mich und wiegte mich im Rhythmus der Musik. Die nächsten Stücke auf der Platte waren wilder, trotziger Punk, der uns allen in die Beine fuhr. Wir hüpften und sprangen ausgelassen herum, bis der Nachbar aus der unteren Etage klingelte und erklärte, wenn der Lärm nicht sofort aufhöre, würde er die Polizei rufen. Wir stellten die Musik ab und lachten erst, als er gegangen war.
    Koivu hatte auf dem Balkon Laternen angezündet. Die Sommernacht war zwar hell, doch die Kerzen verschönerten mit ihrem Schattenspiel die Betonwände. Die Mauern strahlten Wärme ab, in den Balkonkästen blühten Stiefmütterchen.
    »Komm mal mit«, sagte ich zu Antti und zog ihn auf den Balkon. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, erwartete er entweder einen Kuss oder eine Zigarre. Stattdessen zog ich das zerknitterte Pillenrezept aus der Tasche. Ich fühlte mich stark, denn ich wusste, was ich wollte.
    »Ich hätte heute die neue Packung anfangen müssen, aber ich mag nicht. Was meinst du, brauchen wir den Wisch noch? «
    »Nein«, lächelte Antti und zog mich an sich. Nach einem langen Kuss zerriss ich das Rezept und verbrannte es feierlich in einer Laterne. Einen Monat später war ich schwanger.

Das Buch
    Auf dem Weg zu einer Stadtratssitzung wird ein bekannter Innenarchitekt überfallen und getötet. Schnell findet Maria Kallio heraus, dass der Kleinkriminelle Marko die Tat begangen hat. In fremdem Auftrag offenbar; doch bevor Marko aussagen kann, wird auch er umgebracht. Da erhält Maria Anweisung, die Ermittlungen einzustellen. Und sie fragt sich: Wäre es nicht angenehm, einmal die Verbrechen zu bekämpfen anstatt ihre bornierten Vorgesetzten?
     
    »Ein Finnen-Krimi mit Herz und Hirn .  «
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