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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt
Autoren: Leena Lehtolainen
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benutzt, möglicherweise eine Eisenstange .  «
    »Das Opfer konnte also identifiziert werden? «
    »Er hatte einen Personalausweis bei sich. Petri Olavi Ilveskivi, geboren im Februar zweiundsechzig. Möbeldesigner und Stadtverordneter .  «
    »Deshalb kam mir der Name so bekannt vor! Ein bekennender Schwuler, wenn ich mich nicht täusche? «
    Koivu nickte. »Nicht vorbestraft, aber laut Register wurden Ilveskivi und sein Freund kurz vor der letzten Kommunalwahl von Skinheads zusammengeschlagen .  «
    Ich erinnerte mich dunkel an den Fall, in dem ich nicht selbst ermittelt hatte, weil ich damals noch im Mutterschaftsurlaub war. Ilveskivi und sein Lebensgefährte hatten sich spätabends im Bus umarmt, was eine Horde von Skinheads dermaßen erbost hatte, dass sie an derselben Haltestelle ausgestiegen waren und die beiden Männer zusammengeschlagen hatten.
    »Das wird eine Riesensache«, prophezeite Koivu. »Die Techniker sind am Tatort, Anu und Puustjärvi sprechen mit dem Jogger, der Ilveskivi gefunden hat. Lahde und Mela machen noch bis neun Uhr die Runde durch die Nachbarschaft. Der Tatort ist abgelegen, aber über den Wanderweg ist eine komplette Elefantenherde getrampelt, ehe wir ihn absperren konnten. Die Sanitäter hielten die Versorgung des Opfers für wichtiger als eventuelle Spuren .  «
    »Wurde Ilveskivi beraubt? «
    »Sein Portemonnaie mit Geld und Kreditkarten steckte noch in der Brusttasche, seine Aktentasche lag neben dem Rad .  «
    »Seltsam. Wurden die Skinheads damals verurteilt? «
    »Sie sind mit Geldstrafen davongekommen, bis auf den Anführer, der unter Bewährung stand und die Reststrafe absitzen musste. Seit einem Jahr ist er wieder draußen. Ich habe angeordnet, ihn gleich morgen zur Vernehmung vorzuführen. Und Eija Huovinen sammelt gerade Informationen über Ilveskivi .  «
    »Im ›Z-Magazin‹ war im Dezember ein Artikel über die Weihnachtsvorbereitungen von Ilveskivi und seinem Mann .  «
    »Wie kannst du dich an all das erinnern? «, wunderte sich Koivu.
    »Berufskrankheit«, lachte ich. Mein gutes Namensgedächtnis war mir bei den Ermittlungen oft von Nutzen gewesen, und ich bemühte mich, es zu pflegen.
    Koivus Handy klingelte.
    »Koivu. Hallo .  «
    Aus seinem Tonfall schloss ich, dass die Anruferin Kriminalmeisterin Anu Wang war, die zweite weibliche Ermittlerin in unserem Dezernat und zugleich Koivus Freundin.
    »Ein Motorrad? Eine Harley oder ein normales? Okay. Bittet sie, morgen aufs Präsidium zu kommen und sich Fotos anzusehen. In der Klinik, mit Maria .  «
    Wang und Puustjärvi hatten mit einer Frau gesprochen, die kurz nach fünf ihren Hund ausgeführt und sich über einen Motorradfahrer geärgert hatte, der über den Wanderweg preschte. Da der Weg für Motorfahrzeuge gesperrt war, hatte sie versucht, das Nummernschild zu erkennen, doch es war völlig verdreckt gewesen.
    »Ich versuche die Krankenschwester zu finden, mit der ich wegen Ilveskivi telefoniert habe«, wandte sich Koivu nun an mich. Wir machten uns auf den Weg in die chirurgische Abteilung, deren Warteraum fast leer war. Nur ein untersetzter Mann hockte in einer Ecke, das Gesicht in den Händen vergraben.
    »Das dürfte Tommi Laitinen sein. Ich geh mal hin und rede mit ihm. Komm wieder hierher, wenn du mit der Krankenschwester gesprochen hast .  «
    Ich trat zu dem Mann in der Ecke. Er trug eine helle Baumwollhose und eine dunkelblaue Cordjacke, seine braunen Lederschuhe waren sorgfältig poliert. Am Hinterkopf wurde das hellbraune Haar bereits schütter.
    »Tommi Laitinen? Kommissarin Maria Kallio von der Polizei Espoo. Sind Sie imstande, einige Fragen zu beantworten? «
    Es dauerte eine Weile, bis meine Worte ihn erreichten.
    »Jetzt nicht«, antwortete er schließlich kraftlos, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen.
    Ich setzte mich. Die Situation war mir nicht neu. Es wäre grausam gewesen, Laitinen zu vernehmen, andererseits brauchte er jemanden, mit dem er reden konnte.
    »Soll ich einen Freund oder einen Verwandten herbitten? «, fragte ich, doch er schien meine Worte nicht zu hören. Also saßen wir einfach stumm da, und ich versuchte, mir den Bericht im »Z-Magazin« in Erinnerung zu rufen.
    Ilveskivi und Laitinen lebten seit rund fünfzehn Jahren zusammen und hatten sich vor zehn Jahren verlobt. Sie träumten davon, ein Kind zu adoptieren.
    Der vierzigjährige Laitinen war Kindergärtner von Beruf. Auf dem Zeitungsfoto hatte er schalkhaft gelächelt. Jetzt waren nur seine dünnen,
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