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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt
Autoren: Leena Lehtolainen
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als die Kollegen von der Streife bei ihm geklingelt haben, war er nicht zu Hause. In seine Wohnung sind sie allerdings nicht gegangen, weil sie keinen Haftbefehl hatten. Jetzt halten sie vor dem Haus Wache .  «
    »Gut. Habt ihr euch mit Ilveskivis Verwandten in Verbindung gesetzt? «
    »Die Eltern wohnen hier in Espoo in Oittaa, die Schwester in Helsinki. Anu und der Polizeigeistliche waren bei ihnen. Sie haben mit keinem Wort erwähnt, dass Ilveskivi mit einem Mann zusammenlebte .  «
    Im Interview des »Z-Magazins« hatten Ilveskivi und Laitinen die Vorzüge einer dauerhaften Partnerschaft gepriesen und gesagt, sie wollten heiraten. Offenbar legten Ilveskivis Eltern keinen Wert auf einen Schwiegersohn.
    »Der Arzt meinte, dass der Täter außer dem Messer auch eine Eisenstange benutzt hat. Das muss doch auffallen, wenn jemand mit so einem Ding in der Hand herumläuft. Ich denke, bei der Pressekonferenz werde ich die Bevölkerung um Mithilfe bitten. Wir könnten auch eine Meldung ans Fernsehen geben, ›Fahndungsstudio‹«, überlegte ich laut.
    »Wann ist die Obduktion? «
    »Morgen früh«, antwortete Koivu trocken. Es war einer der Vorteile meiner Stellung als Dezernatsleiterin, dass ich nicht mehr an Obduktionen teilzunehmen brauchte, sondern den für die Ermittlungen verantwortlichen Hauptmeister schicken konnte. Koivu mochte Autopsien so wenig wie ich, aber einer musste nun mal dabei sein.
    Wir fragten uns manchmal beide, warum wir zur Polizei gegangen waren und obendrein zur Mordkommission, wo der Glaube an das Gute im Menschen ständig auf eine harte Probe gestellt wurde. Ich hoffte, dass es für den Überfall auf Ilveskivi wenigstens ein klares Motiv gab, und sei es der Hass der Skinheads. Am schrecklichsten war der Gedanke, jemand, der zufällig vorbeikam, hätte ihn erschlagen, vielleicht im Drogenwahn. So etwas passierte leider allzu oft.
    »Was könnte eine spontane Tat ausgelöst haben? Hat der Täter Ilveskivi erkannt? «
    »Vielleicht hat Ilveskivi versucht, ihn aufzureißen…«, begann Koivu, doch ich unterbrach ihn.
    »Fang bloß nicht mit dem Scheiß an, Schwule würden mit jedem Mann ins Bett gehen, der ihnen über den Weg läuft! Aufreißen, ich bitte dich! Wie soll das denn gehen, wenn der eine Fahrrad fährt und der andere Motorrad? «
    »Vielleicht hat der Motorradfahrer angehalten und um Feuer gebeten? «, versuchte es Koivu noch einmal, grinste jedoch dabei. Zu seiner Ehre musste gesagt werden, dass er sich ernsthaft bemühte, vorurteilslos zu sein, obwohl die testosterongeschwängerte Atmosphäre bei der Polizei ein fruchtbarer Nährboden für Schwulenwitze war.
    »Angenommen, der Überfall war geplant, woher wusste der Motorradfahrer, dass Ilveskivi gerade um diese Zeit an der Stelle vorbeikommen würde? Er war auf dem Weg zu einer Sitzung des Stadtplanungsausschusses, die um sechs Uhr im Espooer Zentrum begann, so viel war öffentlich bekannt. Aber wer konnte wissen, wie er dorthin fuhr? «
    Koivu zuckte die Schultern. Ich schlug vor, Tommi Laitinen zu fragen. Vielleicht war es ein öffentliches Geheimnis, dass Ilveskivi bei jedem Wetter mit dem Fahrrad zu den Sitzungen fuhr.
    »Diese Eila Honkavuori ist immer noch bei Laitinen, jedenfalls hat sie sich gemeldet, als ich vorhin dort angerufen habe. Hast du nach der Pressekonferenz noch Zeit, dir anzusehen, was bis dahin an Informationen eingegangen ist? «
    »Ja. Antti holt Iida heute ab. Kommst du mit in die Kantine? Ich muss unbedingt was essen, bevor die Presse anrückt .  «
    Da er schon gegessen hatte, besprachen wir noch rasch die Aufgabenverteilung. Dann rief ich pflichtbewusst bei der Vorsitzenden der Stadtverwaltung an, die jedoch in einer Besprechung saß, sodass ich guten Gewissens zum Essen gehen konnte.
    Die niedrige, mit künstlichen Blumen geschmückte Kantine im Untergeschoss war gut besetzt. Ich nahm die Tagessuppe und war freudig überrascht, Jyrki Taskinen, den Kripochef und ehemaligen Leiter des Gewaltdezernats, allein an einem Ecktisch sitzen zu sehen. Ich hatte damit gerechnet, ihn am Vormittag in Pasila zu treffen, doch er war nicht zur Sitzung erschienen. Vor ihm lag ein angebissenes Schinkenbrötchen, er rührte zerstreut in seinem Kaffee.
    »Hallo, Jyrki. Du warst nicht bei der Sitzung? «
    »Nein, ich musste Silja helfen. Sie hatte heute Morgen einen Unfall .  «
    »O je! Schlimm? «
    »Sie klagt über Nackenschmerzen, wahrscheinlich ein Schleudertrauma. Der andere Fahrer hat die Vorfahrt
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