Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
missachtet und ist ihr seitlich reingeknallt. Zum Glück fuhren beide langsam, so hat Siljas Skoda nur einen Blechschaden abgekriegt. Das lässt sich reparieren, und die Gegenseite zahlt. Ein ganz junger Bursche, hat gerade erst den Führerschein gemacht .  «
    Taskinens Tochter war eine Eiskunstläuferin der Spitzenklasse und trainierte den größten Teil des Jahres in Kanada. Der fünfte Rang bei der Weltmeisterschaft und die Bronzemedaille bei der EM hatten ihr zum Glück neue Sponsoren gebracht, sodass die Taskinens das teure Training nicht mehr vollständig aus der eigenen Tasche bezahlen mussten. Gerüchten zufolge war Silja mit einem mehrfachen Weltmeister im Eiskunstlauf befreundet, und Taskinen klagte gelegentlich über die Höhe seiner Telefonrechnung.
    »Wie gehen die Ermittlungen im Fall Ilveskivi voran? Wenn du Verstärkung brauchst, könnte ich dir zwei Leute vom Raubdezernat zuteilen .  «
    »Wirklich? «, fragte ich freudig überrascht. Tötungsdelikte hatten immer höchste Priorität, aber in der Praxis bestand meist keine Aussicht auf zusätzliche Ressourcen.
    »Ich habe heute Morgen zugehört, als Koivu die Aufgaben verteilt hat. Da war der Fall noch völlig offen. Wie steht es jetzt? «
    »Kein Stück besser. Um zwei ist Pressekonferenz, wir müssen die Bevölkerung schon jetzt um Mithilfe bitten .  «
    »Hatte Ilveskivi Kontakte zum Drogenmilieu? «, fragte Taskinen unvermittelt.
    Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. In seinem Haus hatte ich keine Anzeichen für Rauschgiftkonsum entdeckt, aber heutzutage war alles möglich.
    »Die Ergebnisse der Blutuntersuchung liegen noch nicht vor .  «
    »Der Fall wird ziemliches Aufsehen erregen. Der Stadtdirektor hat heute früh schon mit dem Polizeichef telefoniert .  «
    »Wie ist das möglich? Wir hatten den Namen des Opfers doch noch gar nicht bekannt gegeben? «
    »So etwas spricht sich herum .  «
    »Offensichtlich. Ich hatte heute schon Anrufe von der Vorsitzenden der Grünen, der Vorsitzenden der Stadtverwaltung und von einem wichtigtuerischen Stadtverordneten, der mir Löcher in den Bauch gefragt hat. Bei der Pressekonferenz werde ich bestimmt in Stücke gerissen«, sagte ich geknickt.
    Ilveskivis sexuelle Orientierung war ein gefundenes Fressen für die Medien: Ein Tötungsdelikt lieferte besonders interessante Schlagzeilen, wenn man eine sexuelle Komponente hineinbringen konnte.
    »Du schaffst das schon«, sagte Taskinen und legte kurz seine Hand auf meine, bevor er aufstand. »Du bekommst so viel Verstärkung, wie du brauchst .  «
    Sein Lächeln kam von Herzen, und es fiel mir leicht, es zu erwidern. Als Dezernatsleiter war Taskinen der ideale Chef für mich gewesen, und als Leiter der Kripo hatte er sich ebenfalls bewährt. Bei unserer ersten Begegnung hatte ich ihn als humorlosen Pedanten eingestuft, doch schon bald bemerkt, dass er ein ungewöhnlich geradliniger Mensch war, der von sich selbst und von seinen Mitarbeitern viel verlangte, aber auch offen sagte, was er erwartete. In der schneefreien Zeit lief er wöchentlich achtzig Kilometer. Er war schlank und gepflegt, aber nicht unbedingt ein Adonis. Trotzdem hatte es von Anfang an zwischen uns gekribbelt, was auch unserer Umgebung nicht entgangen war. Als ich zur Dezernatsleiterin ernannt worden war, hatte ein verbitterter Kollege mir vorgeworfen, über das Bett des Chefs Karriere zu machen. In Wahrheit hatten wir uns nie auch nur geküsst.
    Ich nahm die beiden Boulevardzeitungen mit, um nachzusehen, was sie über den Fall Ilveskivi berichteten. Sie brachten große Fotos, aber nur zwei Spalten Text.
    Lahde und Mela, die mir auf dem Gang entgegenkamen, berichteten, sie hätten den ganzen Vormittag die Bewohner der Häuser in der Umgebung des Wanderweges befragt, aber keine neuen Informationen über den Motorradfahrer bekommen.
    »Heutzutage kümmert sich kein Mensch mehr um Verkehrsschilder. Wenn ein Laster über den Wanderweg gefahren wäre, hätte es wahrscheinlich auch keiner gemerkt«, brummte Lahde.
    Er war der Älteste in unserem Dezernat, ein fünfundfünfzigjähriger dicker Mann, der selbst im Winter schwitzte und nach dem Tod seines Freundes und Kollegen Pertti Ström noch einige Kilo zugelegt hatte. Mela war das genaue Gegenteil, ein zweiundzwanzigjähriger sportlicher Praktikant.
    »Und heute Nachmittag befragt ihr Ilveskivis Kollegen? «
    »Ja. Was war er nochmal, Innenarchitekt? Aber ja, gnä' Frau, der gelbe Sofabezug passt wunderbar zum rosa Vorhang«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher