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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt
Autoren: Leena Lehtolainen
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untersuchen den Mord an Petri Ilveskivi? «
    »Ja«, antwortete ich, ohne mir die Mühe zu machen, ihn zu korrigieren. Vorläufig sprachen wir nicht von Mord, sondern von einem Tötungsdelikt. Mordanklagen wurden äußerst selten erhoben. Im Fall Ilveskivi deutete die Tatsache, dass der Täter ein Messer und eine Schlagwaffe bei sich gehabt hatte, allerdings auf eine vorsätzliche Handlung hin. Der Name des Opfers war bisher noch nicht bekannt gegeben worden, woher hatte Rahnasto seine Informationen?
    »Entsetzlich, dass so etwas passiert. Hat man den Täter bereits gefasst? «
    Er hatte eine tiefe, trockene und heisere Stimme, die sich anhörte, als leide er unter schwerem Husten.
    »Haben Sie sachdienliche Hinweise? «, fragte ich barsch. Ich hatte weder Zeit noch Lust, mit Neugierigen zu plaudern. Wie hatte Rahnasto die Zentrale dazu bewegen können, das Gespräch durchzustellen?
    »Ich bin der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses. Ilveskivi war gestern auf dem Weg zur Sitzung unseres Ausschusses, als er überfallen wurde .  «
    Obwohl ich die Kommunalpolitik einigermaßen regelmäßig verfolgte, konnte ich mir beim besten Willen nicht die Namen und Gesichter aller Stadtverordneten merken. Allerdings kam mir der Name Rahnasto vage bekannt vor.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer hinter diesem unerhörten Anschlag stecken könnte? «, forschte er weiter.
    »Die Ermittlungen dauern an, für zwei Uhr ist eine Pressekonferenz anberaumt. Mehr kann ich zurzeit nicht sagen .  «
    »Nicht nur als Kommunalpolitiker, sondern auch als Bürger dieser Stadt hoffe ich, dass die Polizei den Fall unverzüglich aufklärt! «, erklärte Rahnasto pathetisch. Im selben Moment klopfte es, und Koivu trat ein.
    »Wir tun unser Bestes«, antwortete ich so freundlich, wie ich konnte, und legte kurzerhand auf. Der Polizeichef hatte mich schon einige Male wegen mangelhafter Öffentlichkeitsarbeit gerügt. Hoffentlich zählte Rahnasto nicht zu seinem Freundeskreis.
    Koivu setzte sich ächzend hin, man sah ihm an, dass er kaum geschlafen hatte. Als wir uns kennen lernten, war er vierundzwanzig gewesen und hatte mich an ein zahmes Bärenjunges erinnert. Im Lauf der Jahre hatte er sich vom herzerfrischend niedlichen Jungen zum stattlichen Mann entwickelt. Die Lachfältchen um die Augen standen ihm gut.
    »Was gibt's Neues? «
    »Hier ist das Wichtigste .  « Er legte mir einen Stapel Vernehmungsprotokolle hin, er wusste, dass ich sie lieber so las als am Bildschirm.
    »Gib mir eine Zusammenfassung .  «
    Das blaue Hemd spannte über seinen Schultermuskeln, als er sich reckte, bevor er mit seinem Bericht begann.
    »Drei Zeugen haben ein Motorrad gesehen, aber ihre Aussagen sind widersprüchlich. Einer sagt, die Nockenkette hätte so gehangen wie bei einer Kawasaki, die Marke hat er früher selbst gefahren. Der zweite ist ganz sicher, dass es eine Harley-Davidson war, und der dritte spricht von einem Moped, beschreibt aber ein Motorrad. Der Fahrer trug eine schwarze Lederjacke oder einen Overall, einen schwarzen Helm und Stiefel, die Kleidung deutet also eher auf ein Motorrad hin als auf ein Moped. Ein Augenzeuge beschreibt ihn als klein und schlank, die beiden anderen meinen, er sei mittelgroß und mager gewesen. Über das Geschlecht der Person konnte keiner etwas sagen, weil in Motorradkluft auch Frauen breitschultrig aussehen. Und das Gesicht war hinter dem geschlossenen Visier nicht zu erkennen. Über das Kennzeichen wissen wir nur, dass der erste Buchstabe wahrscheinlich ein A oder H ist. Das Nummernschild war unkenntlich gemacht worden .  «
    Ich überlegte, wie exakt ein zufälliger Beobachter die Größe eines Motorradfahrers abschätzen konnte. Immerhin verzerrten die dicke Lederkleidung, der Helm und die Fahrhaltung das Bild.
    »Demnach würde es sich also nicht um eine Bande handeln, sondern um einen Einzeltäter? «
    »Das lassen die bisherigen Beobachtungen vermuten. Trotzdem habe ich die Männer, die vor ein paar Jahren an der Körperverletzung beteiligt waren, zur Vernehmung holen lassen. Zwei der drei wurden heute Morgen schon gefunden. Der eine hatte ein Alibi, der andere, ein gewisser Pirinen, war zu Hause und schlief. Ich habe ihn aber wieder laufen lassen. Er ist nämlich so groß wie ich und wiegt weit über hundert Kilo. Der Augenzeuge, der einen kleinen, schlanken Fahrer gesehen haben will, wirkte ausgesprochen zuverlässig .  «
    »Und der dritte? «
    »Jani Väinölä? Wird noch gesucht. Heute früh um acht,
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