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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)
Autoren: James N. Frey
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Autorentagungen, Seminare und Workshops abgehalten.
    Auch die Märkte werden größer. Seit Vintage Press mit seiner Reihe »Contemporaries« begonnen hat, literarische Romane zeitgenössischer Autoren als Originalausgaben im Taschenbuchformat zu verkaufen, sind zahlreiche Nachahmer auf der Szene erschienen, die an diesem Erfolg teilhaben wollen. Liebesromane sind eine Milliarden-Industrie. Die Nachfrage nach Krimis, Western, Science-Fiction, Fantasy und Jugendliteratur ist noch nie größer gewesen.
    Seit es Laserdrucker gibt, die nicht mehr als tausend bis fünfzehnhundert Dollar kosten und praktisch so leistungsfähig sind wie eine Setzmaschine für zwanzigtausend Dollar, schießen kleine Verlage wie Pilze aus der Erde. Das Selbstverlegen von Büchern dient nicht mehr nur der Eitelkeit, sondern hat sich zu einer durchaus einträglichen Alternative entwickelt - unter Umständen sogar einer äußerst gewinnbringenden. Ich kenne eine Lyrikerin, die einen Gedichtband für einen Kostenaufwand von 1,25 Dollar das Stück im Selbstverlag her -

ausgebracht hat und achtzehntausend Exemplare zu 9,95 Dollar verkauft hat. Dann hat sie die Verlagsrechte für fünfzigtausend Dollar an einen Verlag in New York verkauft.
    Außerdem leben wir im Zeitalter der Globalisierung, und die Möglichkeiten, ins Ausland zu verkaufen, sind sehr gut. Es ist heutzutage nicht ungewöhnlich, daß ein amerikanischer Romanautor mehr verdient, wenn er seine Manuskripte nach Großbritannien und das übrige Europa oder nach Japan verkauft, als in den Vereinigten Staaten.
    In den vierziger und fünfziger Jahren waren in den USA vielleicht hundertfünfzig Literaturagenten tätig. Heute sind es über neunhundert.
    Sehr häufig werden auch Film- oder Fernsehrechte von Romanen erworben. Auch hier ist die Situation noch nie so gut gewesen. Seit einiger Zeit werden Filme speziell für bestimmte Kabelsender, auf Video oder für das Fox-Network von Rupert Murdoch produziert - bei allen besteht großer Bedarf nach guten Stories.
    Es hat also in der ganzen Geschichte nie eine bessere Zeit für Schriftsteller gegeben. Doch niemand wird allein deshalb Schriftsteller, weil die Chancen gut sind.
    Romanschreiben bietet eine Menge anderer Befriedigungen. Befriedigungen, die die Möglichkeiten der meisten Berufe übersteigen. Wo sonst kann man einen so starken Einfluß auf andere Menschen haben? Ein Gefangener in einem feuchten Kerker könnte beispielsweise Ihren Roman lesen und für einige Zeit seine Situation vergessen oder sogar Erlösung finden. Die Lektüre eines Romans kann Leute aus allen Schichten und Berufen über ihre alltäglichen Sorgen erheben. In hundert Jahren noch könnten Schulkinder lesen, was Sie geschrieben haben, und davon gerührt sein.
    In The Art of Fiction schreibt John Gardner, »im besten Fall liefert Erzählliteratur glaubwürdige, aber nicht in Worte gefaßte Verhaltensmuster. Wir nehmen Metaphern für das Gute auf und lernen, ohne daß man uns dazu auffordert, uns mehr wie Levin als wie Anna (in Anna Karenina) zu verhalten, oder mehr wie die gewandelte Emma (in dem gleichnamigen Roman von Jane Austen) als wie die Emma, die uns am Anfang des Buches begegnet. Dieses subtile, zürn größten Teil ohne Worte vermittelte Wissen ist die >Wahrheit<, nach der große Literatur strebt.«
    Damit hat Gardner hundertprozentig recht. Durch Geschichten werden die Werte unserer Kultur an die junge Generation weitergegeben. Wie lernen wir sonst, was ein Held ist? Was Mut ist? Ehre? Was es bedeutet, angesichts großer Schwierigkeiten und Ängste durchzu - halten. Wie man liebt. Wie man eine Beziehung zu anderen Menschen findet. Die Bedeutung von Freundschaft. Wie man mit Würde stirbt.
    Vom Akt des Romanschreibens profitiert der Autor genauso wie der Leser. Durch das Schreiben von Romanen lernt der Autor eine Menge über das Leben. Ein guter Romanautor muß ein guter Beobachter sein, und während Sie sich im Romanschreiben üben, werden Sie ein immer besserer Beobachter. Während Sie mit Ihren Figuren ringen und versuchen, sie zu verstehen, zu motivieren und sie so echt und glaubwürdig wie möglich zu machen, ihnen wirklichen Mut und wirkliche Schuldgefühle zu geben, werden Sie feststellen, daß Sie be - ginnen, die Welt mit anderen Augen zu sehen, und Sie werden eine neue positive Seite an sich entdecken.
    Wenn Sie häufig mit Schriftstellern zusammen sind, werden Sie trotz ihrem aufgeblasenen Ego und ihrem Hang zu Prahlerei feststellen, daß es im
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