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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)
Autoren: James N. Frey
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erst, den Traum noch einmal zu träumen und das Ganze zu überarbeiten: Todsünde Nummer vier. Außerdem schrieb ich ausschließlich für mein Ego: Todsünde Nummer drei.
    Dann sattelte ich um und versuchte mich an Dingen, die eher meinen Fähigkeiten entsprachen. Ich gab meine ersten beiden Romane auf, weil selbst ich einsah, daß sie zu nichts führten. Den dritten, The Deuce of Trump, schrieb ich zu Ende und reichte ihn auch schließlich ein. Er wurde innerhalb einer Woche von einem Agenten und einem Lektor abgelehnt. Also packte ich das Buch in die Schublade und schickte es nirgendwo mehr hin, obwohl beide mir gesagt hatten, ich müsse nur noch ein bißchen daran arbeiten - Todsünde Nummer eins: Ängstlichkeit. Mein nächster Versuch, The Cockroach, war autobiographisch, und da ich keines der Probleme, denen ich im Buch nachging, in meinem Leben gelöst hatte, konnte ich sie auch nicht in der Geschichte lösen. Dann schrieb ich vier Romane nacheinander nicht zu Ende, weil ich den Glauben an sie verlor. Noch einmal Todsünde Nummer fünf.
    Schließlich wechselte ich zu Thrillern und Kriminalromanen, doch die Fehler gingen weiter.
    Ich ließ mich von einem unfähigen Agenten vertreten, und selbst nachdem mir klargeworden war, daß er ein Idiot war, blieb ich noch zwei Jahre bei ihm - weil ich mich, solange ich einen Agenten hatte, wie ein Schriftsteller fühlte. Außerdem hatte ich gar nicht den Mut, ihn fallenzulassen. Schon wieder Todsünde Nummer eins - Ängstlichkeit. Dann unterschrieb ich, sobald ich meinen ersten Roman verkauft hatte, einen Vertrag über mehrere Bücher für ein Almosen, wodurch wieder drei potentiell sehr produktive Jahre vergeudet waren. Ich stellte fest, daß Unterrichten eine nette Abwechslung ist, und ließ meine ganze Zeit davon auffressen. Nochmals Todsünde Nummer sieben.
    Wenn es um Fehler geht, da bin ich Experte.
    Manchmal hatte ich allerdings auch Glück, so zum Beispiel als ich den richtigen Lehrer traf, Lester Gorn nämlich, der vermutlich der beste Lehrer für Kreatives Schreiben in den Vereinigten Staaten ist - und außerdem ein erstklassiger strukturalistischer Literaturwissenschaftler. Er hämmert mir nun schon seit über zwanzig Jahren die Prinzipien des Handwerks in meinen dicken Schädel.
    Ebenfalls Glück hatte ich mit meiner zweiten Agentin Susan Zeckendorf, die sich als großartige Verkäuferin erwies, die das Geschäft kennt, Energie hat, offen ist und an mich glaubt. Sie hat mich mehr als einmal vor dem Untergang bewahrt, und wenn ich häufiger auf sie hören würde, lägen vermutlich im Schaufenster jedes B. Dalton-Ladens von Küste zu Küste stapelweise Bücher von mir.
    Ein weiterer Glücksfall war, daß ein Freund mir riet, ich sollte zur Squaw Valley Community of Writers gehen, was sich für mich als echte geistige Bereicherung erwies. Ich war ein halbes Dutzend Mal als Kursteilnehmer dort, und mittlerweile gehöre ich zum Lehrpersonal. Es war immer wieder eine äußerst anregende Erfahrung, und ich bin den Dozenten und Teilnehmern, die mich unterrichtet und inspiriert haben, zu tiefstem Dank verpflichtet. Auf Tagungen wie die in Squaw Valley wird Schreiben als Form der Kunst betrachtet und der Autor als Künstler, als Sucher und Deuter von Wahrheit. Bei einer Autorentagung in Squaw Valley habe ich zum ersten Mal gehört, daß es die Aufgabe des Autors ist, ein Meisterwerk zu schaffen. Jedes Jahr tanke ich allein dadurch neue Energie, daß ich mich unter ein paar hundert Gleichgesinnten befinde, die alle versuchen, verdammt gute Romane und Erzählungen zu schreiben.
    Doch der größte Glücksfall in meinem Leben war, daß ich meine Frau Elizabeth kennengelernt, mich bis über beide Ohren in sie verliebt und sie schließlich geheiratet habe. Sie ist das Beste in meinem Leben und der Grund, weshalb ich alle diese furchtbaren Fehler überlebt habe.

EIN MEISTERWERK SCHAFFEN
    Wenn man einen wirklich verdammt guten Roman schreiben will, bedeutet das, alles daranzusetzen, ein Meisterwerk zu schaffen.
    In The Stuff of Fiction behauptet Gerald Brace, ein Meisterwerk zu schaffen, sei »m erster Linie eine Frage des Muts«, weil »der moderne Mensch aufgrund seiner Voraussetzungen in einem Dilemma steckt.« Es ist nämlich Aufgabe des Künstlers, sagt Brace, »sich der Wahrheit zu stellen«, und das erfordert Mut. Das ist der erste Schritt, ein Meisterwerk zu schaffen.
    Sich der Wahrheit zu stellen, ist eine sehr schmerzliche Angelegenheit. Die meisten Leute verbringen
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