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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)
Autoren: James N. Frey
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schreiben, Sie müssen hart arbeiten, Sie müssen es einfach tun, auch wenn es Sie fertigmacht.
    Und bei alledem müssen Sie sich auch noch weiterentwickeln. Jeder Schriftsteller sollte ein regelrechtes Weiterentwicklungsprogramm in sein Leben einbauen.
    Gewiß werden Sie sich als Romanschriftsteller weiterentwickeln, indem Sie einfach nur älter werden.
    Sie werden sich als Romanschriftsteller weiterentwickeln, wenn Sie nichts weiter tun als schreiben.
    Aber um ein verdammt guter Romanschriftsteller zu werden, um all Ihre Möglichkeiten auszuschöpfen, müssen Sie mehr tun als nur leben und schreiben. Sie müssen sich auch weiterbilden. Sie müssen die Meister Ihres spezifischen Genres lesen und studieren.

Ein Romanschriftsteller liest Romane natürlich nicht nur zum Vergnügen. Er liest sie mit den Augen eines Schreibenden, sieht sich an, wie diese Bücher aufgebaut sind, wie die Figuren motiviert sind, wie sich die Konflikte und die Figuren entwickeln, wie die Höhepunkte zustande kommen. Wenn Romanschreiben Ihr Metier ist, dann werden Sie Romane in der Weise betrachten, wie ein Architekturstudent Gebäude betrachtet - nicht nur das Äußere, sondern auch die einzelnen Balken und Querbalken, die Rohre und Leitungen und das Fundament.
    Wenn Sie ein verdammt guter Romanschriftsteller werden wollen, werden Sie die Menschen und die alltäglichen Kleinigkeiten ihres Lebens studieren: wie sie gehen und reden, was sie hoffen und träumen und was sie über ihr Frühstücksmüsli streuen. Ein Romanschriftsteller ist wie ein Sammler. Er sammelt originelle Details, die er später bei der Gestaltung seiner Figuren verwenden kann. Einige Autoren halten immer ein Notizbuch bereit, um sich alles aufzuschreiben, was ihnen an den Leuten um sie herum auffällt: ihre Kleidung, ihre Manie - rismen, wie sie mit den Schultern zucken und wie ihnen die Schuppen auf die Schultern fallen.
    Außerdem sollte sich jeder Autor regelmäßig mit den Grundlagen seiner Kunst beschäftigen. Einer der größten Vorteile dieses Handwerks ist, daß es sich immer weiter entwickelt und ständig neue Horizonte eröffnet. Je besser Sie in Ihrer Kunst werden, um so mehr werden Sie feststellen, daß es noch viel zu lernen gibt - über Spannungseffekte, über Stil, über Sprachgebrauch und so weiter. Es hört nie auf. Sie können Ihr Leben lang immer wieder dazulernen, und das ist doch wunderbar.
    7. MANGELNDE PRODUKTIVITÄT
    So könnte ein Tag im Leben eines Schriftstellers verlaufen:
    Du hast dir vorgenommen, sagen wir ab zehn Uhr morgens zu schreiben. Als erstes machst du dir einen Kaffee. Während der durchläuft, fällt dein Blick auf die Zeitung, die dein Ehegespons auf der Anrichte liegengelassen hat. Also mußt du erst einmal alles über das furchtbare Erdbeben in Tibet lesen, den Hubschrauberabsturz und über Kenia und natürlich die Ratgeberkolumne. Dann ruft eine Freundin an und will mit dir plaudern. Sie ist völlig am Boden zerstört, weil ihr Sohn nicht lauter Einsen in der Vorschule bekommen hat. Mittler - weile ist es Viertel vor elf. Du mußt endlich anfangen zu schreiben. Aber erst noch eine zweite Tasse Kaffee und die Zeitung zu Ende lesen. Du mußt doch schließlich wissen, was im neuesten Doonesbury-Comic los ist.
    Elf Uhr. Jetzt setz dich endlich an den Computer. Alles scheint verkehrt. Du mußt das Rollo zurechtrücken. Vielleicht ein bißchen leise Rockmusik im Radio. Du starrst auf den Bildschirm. Es ist zu kalt im Zimmer. Du gehst dir einen Pullover holen, kommst zurück, setzt dich hin, starrst auf den Bildschirm. Es kommen dir keine brillanten Ideen. Du stehst auf, holst dir die dritte Tasse Kaffee. Spülst das Frühstücksgeschirr. Die Katze will rausgelassen werden.
    Jetzt ist es Viertel vor zwölf. Fast Zeit zum Mittagessen. Wenn du jetzt anfängst, denkst du, dann mußt du, wenn du gerade so richtig in Schwung bist, schon wieder aufhören. Also lieber nach dem Mittagessen anfangen.
    Statt dessen siehst du dir eine Wiederholung von »Mein lieber Biber« an.
    Nach dem Mittagessen setzt du dich wieder hin. Legst dir eine nette CD auf. Holst dir noch eine Tasse Kaffee. Stellst das Rollo jetzt ganz richtig ein. Holst dir einen leichteren Pullover. Stellst das Thermostat neu ein. Läßt die Katze herein. Und dann, als du gerade anfangen willst, kommt die Post. Wie soll man denn schreiben, wenn alle diese Briefe förmlich danach schreien, aus ihren Briefumschlägen befreit zu werden? Also befreist du sie.

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