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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet
Autoren: Roman Krznaric
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möchten im Alter auf unser Leben zurückblicken können mit dem Gefühl, dass etwas von uns bleibt.
    Die meisten Menschen wissen instinktiv, dass eine Tätigkeit, mit der sie wirklich etwas verändern können, ein vielversprechender Weg zur Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist. Diese Vermutung wird auch durch die Wissenschaft bestätigt. Eine von Howard Gardner, Mihaly Csikszentmihalyi und William Damon durchgeführte Studie über Arbeit, die ethischen Grundsätzen verpflichtet ist, ermittelte bei Angestellten, die diese »gute Arbeit« verrichten – definiert als »Arbeit von hoher Qualität, die der breiteren Gesellschaft nützt« –, durchgängig bessere Werte in Bezug auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Der Moralphilosoph Peter Singer würde dem zustimmen. Ihm zufolge dürfen wir dann am ehesten auf persönliche Erfüllung hoffen, wenn wir unser Leben – und, sofern möglich, unser Arbeitsleben – einem Ziel widmen, das größer ist als wir selbst: wenn wir beispielsweise für den Tierschutz arbeiten, für die Linderung der Armut auf der Welt kämpfen oder für den Erhalt der Umwelt, kurz, wenn wir uns für unseren eigenen ethischen Standpunkt »auf den Standpunkt des Universums« stellen. 34 Diese Überzeugungen fußen auf langen Traditionen religiösen Denkens, die von dem Gedanken getragen sind, dass Arbeit, durch die wir anderen etwas geben, Herz und Seele erfreut. »Jeder kann groß sein«, sagte Martin Luther King, »denn jeder kann dienen.«
    Die Frage ist, wie man das praktisch angehen kann. Viele glauben, dass man hauptsächlich in karitativen Organisationen oder im öffentlichen Dienst Möglichkeiten für ethische Arbeit finden kann – in einer Obdachlosenunterkunft etwa oder in der Sonderpädagogik. Die großen Umwälzungen des modernen Arbeitslebens haben aber dazu geführt, dass es heute viel mehr Berufe gibt, in denen man im ethischen Sinne etwas bewirken kann, wie auch Clare Taylor feststellte.
    Nach Abschluss ihres Studiums der Ingenieurswissenschaften fand Clare eine Stelle in einem Ingenieurbüro in San Francisco, von der sie später in eine besser bezahlte Position in einer kleinen Softwarefirma wechselte. Noch während sie an der Entwicklung von Content-Management-Systemen für Sony arbeitete, begann sie einen Nebenjob bei einer Medienorganisation namens Internews, die Palästinenser bei der Verbreitung von Informationen über erlebte Gewalt unterstützte. Und dabei erlebte Clare so etwas wie eine politische Offenbarung: Ihr wurde klar, dass soziale Gerechtigkeit ihr mehr am Herzen lag als die Steigerung der Profite von Sony. »Ich hatte eine Epiphanie«, sagte sie. »Mit einem Mal wusste ich, auf welcher Seite ich stand.«
    Sie schmiss ihren Dotcom-Job hin und kehrte zurück in ihr Heimatland Irland, um ein neues Leben anzufangen. Angewidert von dem Materialismus und der Geldgier, die den keltischen Tiger in den Jahren des irischen Wirtschaftsbooms erfasst hatten, beschloss Clare, alles auf eine Karte zu setzen und etwas zu unternehmen:
    Ich hatte keinerlei Verlagserfahrung, aber ich kratzte meine letzten Ersparnisse zusammen und gründete eine Zeitschrift, weil ich etwas verändern wollte. Ich nannte die Zeitschrift YOKE: Freies Denken für Weltbürger . Sie existierte zwei Jahre, fand ziemlich viel mediale Beachtung und hatte ein paar großartige Mitarbeiter, unter anderem Isabel Allende, Pico Iyer und Jeannette Winterson. Ich lebte von Arbeitslosenhilfe in einer Einzimmerwohnung und leitete die Zeitschrift von meinem Büro aus, das sich unter dem Hochbett in einer Ecke des Zimmers befand. Ich war zwar pleite, wusste aber, dass diese Arbeit genau das Richtige für mich war.
    Clare musste die Zeitschrift einstellen, als sie schwanger wurde. Danach hat sie für eine NGO an einem Projekt über nachhaltige Ökonomie, für eine Regierungskommission an einem Projekt über Energiepolitik und im Auftrag von Fernsehanstalten über nachhaltige Entwicklungen mitgearbeitet. Sie weiß zwar noch nicht genau, was sie als Nächstes machen wird, aber sie engagiert sich weiter gegen den »Todesmarsch der Konsumgesellschaft«, wie sie es nennt.
    Ich bezahle meine berufliche Suche zwar mit finanziellen Einbußen, aber die Erfahrungen haben mein Leben bereichert. Ich persönlich könnte nicht für eine Sache arbeiten, an die ich nicht glaube – wenn ich von sinnvoller Arbeit spreche, ist das für mich ein ganz wichtiger Aspekt. Einmal habe ich mit einem Freund meines Vaters über Lebensentscheidungen und
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