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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet
Autoren: Roman Krznaric
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Nein.
    Schopenhauer mag recht haben mit seiner Ansicht, dass der Wunsch nach Geld weitverbreitet ist, er befände sich allerdings im Irrtum, wenn er Geld mit Glück gleichsetzen wollte. Die letzten beiden Jahrzehnte haben mit überwältigender Klarheit gezeigt, dass das Streben nach Reichtum nicht der Weg ist, der zu persönlichem Wohlbefinden – dem antiken griechischen Ideal der eudaimonia oder dem »guten Leben« – führt. Das Fehlen einer eindeutig positiven Korrelation von steigendem Einkommen und wachsendem Glück ist eine der größten Erkenntnisse der modernen Sozialwissenschaften. Sobald unser Einkommen die Höhe erreicht hat, mit der wir unsere Grundbedürfnisse abdecken können, erhöhen weitere Steigerungen die Lebenszufriedenheit nur noch wenig, wenn überhaupt.
    Bezeichnenderweise geraten wir in das, was Martin Seligman die »hedonistische Tretmühle« nennt: Wir werden reicher und akkumulieren immer mehr materiellen Besitz, wodurch unsere Ansprüche steigen, so dass wir noch mehr arbeiten und noch mehr Geld verdienen, von dem wir noch mehr Konsumgüter kaufen, die unser Wohlbefinden noch mehr steigern sollen, woraufhin unsere Ansprüche abermals steigen und so immer weiter. 28 Wir ersetzen unseren normalen Fernseher durch einen mit Flachbildschirm, nennen nicht mehr nur ein Auto unser eigen, sondern zwei, verbringen den Urlaub nicht mehr im gemieteten Ferienhaus, sondern in dem, das wir gekauft haben. Nichts von alledem trägt aber dazu bei, dass wir unser Dasein als erfüllender und sinnvoller erleben, sondern verstärkt unter Umständen sogar unsere Angst und Niedergeschlagenheit, da wir immer mehr haben wollen. Es sind nur wenige, die sich der Tretmühle des Hedonismus aus Überzeugung verweigern. Denn selbst diejenigen, die sich geschworen haben, einen gutbezahlten, aber seelenlosen Job nur für begrenzte Zeit – für fünf Jahre vielleicht – zu machen, bleiben fast immer in der Tretmühle stecken und werden sich untreu.
    Zu den klügsten Kommentatoren dieser Thematik gehört die Psychotherapeutin Sue Gerhardt, die in ihrem Buch The Selfish Society feststellt:
    Wir im Westen sind gefangen in einem Zirkel der Unzufriedenheit und des ständigen Strebens nach mehr – wir wollen schließlich Schritt halten mit den immer aufwendiger präsentierten Konsumangeboten, die wir im Fernsehen oder im Internet sehen. Der Drang zur Anhäufung von materiellen Gütern und von Dienstleistungen hat Suchtpotential: Es ist ein machtvoller Trieb ohne einen eingebauten Warnmechanismus, der uns ein Zeichen gibt, wenn wir genug haben; wir wollen immer mehr – vor allem genau das Quäntchen mehr als alle anderen … Wir leben zwar in materiellem Überfluss, aber nicht in einem Überfluss an Emotionen. Viele Menschen müssen gerade das entbehren, worauf es wirklich ankommt. Da ihnen die emotionale Sicherheit fehlt, suchen sie Sicherheit in materiellen Dingen. 29
    Wir suchen also offenbar an den falschen Stellen nach Erfüllung – im Haben statt im Sein , in der Anhäufung von Besitztümern statt im Aufbau von tragfähigen, liebevollen Beziehungen. Vielleicht ist es an der Zeit, uns von der Annahme zu verabschieden, dass wir uns mit einer hauptsächlich aufs Geldverdienen ausgerichteten Karriere das sinnvolle, erfüllende Leben erkaufen können, das wir uns so sehr wünschen.
    Befragt man Menschen, was für sie das Befriedigende an ihrem Beruf ist, rangiert Geld nur selten ganz oben auf der Liste. Die Unternehmensberatung Mercer publizierte eine Studie zu Motivation und Zufriedenheit am Arbeitsplatz, für die Tausende von Angestellten in Europa, den USA, China, Japan und Indien befragt wurden: Unter zwölf Schlüsselfaktoren rangiert das »Grundgehalt« erst auf Platz sieben. Den höchsten Stellenwert für die Mitarbeiter von Unternehmen haben der Studie zufolge die Beziehungen am Arbeitsplatz: »Respekt« und die Kollegen, mit denen man zusammenarbeitet, führen die Liste an. Vielfach ist durch Statistiken und Umfragen belegt, dass nichtmonetäre Faktoren, ein gutes Betriebsklima etwa, die Work-Life-Balance oder die Sicherheit und die Autonomie am Arbeitsplatz das Gehalt als Quelle der Zufriedenheit übertreffen.
    Wahrscheinlich werden nur wenige Menschen ihren Beruf ganz ohne Berücksichtigung finanzieller Aspekte wählen: Wir alle haben Hypotheken zu bedienen, Rechnungen zu bezahlen und Familien zu versorgen. Die eigentliche Frage lautet, wie viel Gewicht wir dem beimessen. Und für die Antwort darauf brauchen wir
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