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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen
Autoren: Martin Korte
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lässt seine Schüler zunächst in einer neunjährigen Gesamtschule zusammen lernen; erst dann entscheiden die Schüler sich entweder für eine Berufsausbildung oder wechseln in die allgemeinbildende Oberstufe.
    Sitzen bleiben: Nahezu jeder dritte Schüler dreht in Deutschland im Laufe seiner Schulkarriere eine »Ehrenrunde«. Allein in Nordrhein-Westfalen waren es jedes Jahr knapp vier Prozent eines Schülerjahrgangs (2008 allerdings nur noch 2,7 Prozent), das entspricht 70 000 bis 90 000 Kindern, die aus ihrem Klassenverband herausgerissen werden und selbst nach dem Wiederholen der Klasse oft noch nicht einmal ein besseres Zeugnis haben als zuvor. In mehreren Modellschulen hat man deshalb probeweise das Sitzenbleiben abgeschafft. Einige Bundesländer sind generell gegen »Ehrenrunden«.

    Unterrichtsausfall: Schätzungsweise eine Million Unterrichtsstunden wurden 2008 in Deutschland wöchentlich ersatzlos gestrichen.

Gute Noten - glückliche Gesellschaft?
    Zwei gegensätzliche Erziehungsstile prägten über Jahrzehnte hinweg das Familienleben: »Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, wird gemacht, was wir sagen«, galt lange als Ideal der Wertevermittlung und einer autoritären Erziehung. Keine Regeln für das Zusammenleben vorzugeben und der kindlichen Suche nach Ordnung freien Lauf zu lassen, war die andere, antiautoritäre Variante. Beide haben sich in der heutigen Zeit als untauglich erwiesen. Studien zeigen eindeutig, dass der autoritative Erziehungsstil am ehesten den Bedürfnissen von Familie und Gesellschaft gerecht wird. Indem Eltern ihren Kindern die Regeln und Grenzen des Zusammenlebens aufzeigen, machen sie deutlich, dass sie von ihren Kindern eine gewisse Leistung erwarten, aber auch, dass sie sie immer unterstützen. Entscheidend ist dabei uneingeschränktes Vertrauen, das auf der elterlichen Liebe basiert: Kinder müssen versagen dürfen, ohne dass ihnen Zuneigungseinbußen drohen. Diese Form der Erziehung verlangt von den Eltern Zeit, Gesprächsbereitschaft, Geduld und Einfühlungsvermögen. Sie müssen in allem, was sie tun, Vorbild sein, konsequent handeln, schlüssige Erklärungen geben können und durch ihre Liebe Selbstbewusstsein vermitteln.
    Sind beide Eltern berufstätig, müssen sie eine sogenannte Bildungspartnerschaft mit den Institutionen Kindergarten und Schule eingehen. So fordert etwa Wassilios Fthenakis, Leiter des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München und Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Bozen, aus Kindertagesstätten Bildungseinrichtungen mit einer intensiven Frühpädagogik und Förderung zu machen. Laut Fthenakis bedeutet dies, Bildung nicht mehr regional oder national auszurichten,
sondern sie an den internationalen Standards zu messen. Mit neuen Medien klug umzugehen, ist ebenso wichtig wie mehrere Sprachen zu beherrschen und auch in anderen Kulturen zu Hause zu sein. Damit stehen aber auch das Bildungssystem, die Eltern und vor allem die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern vor neuen Herausforderungen. In dem Buch Was Kinder für die Zukunft brauchen sind acht Schlüsselqualifikationen zusammengestellt: Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit, Medienkompetenz, Kreativität, Teamgeist, Konfliktfähigkeit, Organisationstalent und Stressresistenz. Alles Dinge, die Kinder mitnichten in der Schule lernen, egal ob sie einen Hauptschulabschluss anpeilen, auf die Realschule gehen oder auf dem Gymnasium das Abitur machen. Diese soft skills, wie die weichen Fähigkeiten im Vergleich zu den harten Wissensfakten genannt werden, machen die Persönlichkeit eines Kindes aus und sind prägend für seinen Erfolg in einer zukünftigen Welt. Sie sind der Schlüssel für die Zukunft unserer Kinder.
    Die meisten Eltern pendeln sich zwischen den eigenen Ansprüchen und denen der Gesellschaft ein. Zwar trägt sie die tiefe Liebe zu ihren Kindern halbwegs durch die Wirren des Bildungswesens. Aber zu wissen, wie sie die Fähigkeiten ihrer Kinder optimal fördern können, um ihnen in einem Bildungssystem den nötigen Freiraum für die Ausprägung der genannten soft skills zu verschaffen, ist genauso unabdingbar. Genau das will dieses Buch leisten: verständlich und praktisch.

Was ist eigentlich Bildung?
    Wissen ist nicht Bildung, Bildung ist mehr als Wissen, aber ohne Wissen keine Bildung, so weit so gut. Non scholae sed vitae discimus sagt der Lateiner. Und wer das in »Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir« übersetzen
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