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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen
Autoren: Martin Korte
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Wissen bringt. Als Leitlinie für das Kreieren einer solchen Liste könnte eine Aussage von Rainer Maria Rilke gelten, die quasi eine Antwort auf die Frage nach der Aufgabe von Bildung gibt: »Dass sie mir Fenster sei in den erweiterten Weltraum des Daseins.«

2 Die sieben Säulen des kindlichen Lernens
    Das Können und die Leistungsfähigkeit eines heranwachsenden Kindes werden von vielen Faktoren bestimmt: dem Elternhaus, den ererbten Genen, der Ernährung, dem Unterricht in der Schule, den Freunden, der individuellen Begabung und unplanbaren Lebenszufällen. Innerhalb dieses Netzwerkes an Faktoren lassen sich aber sieben Säulen erkennen, auf denen Schulerfolg aufbaut:
    › die Motivation zu lernen und die Fähigkeit, sich zu konzentrieren
    › ein gutes Gedächtnis, um den Lernstoff zu behalten
    › die persönliche Intelligenz und das angesammelte Wissen
    › die emotionale Intelligenz, die es ermöglicht, im sozialen Gefüge zurechtzukommen
    › mit Stress umgehen zu können
    › gute sprachliche Fähigkeiten
    › und über die Lernbedingungen für das eigene Geschlecht Bescheid zu wissen.
    Doch diese sieben Säulen allein sind noch nicht die Lösung für die Fragestellungen vieler Eltern zum Thema Lernen. Sie sind vor allem eine didaktische Einteilung des Buches, denn alle hier erwähnten Themengebiete sind natürlich eng miteinander vernetzt. Die folgenden Kapitel sollen Antworten auf ganz unterschiedliche Fragen geben: Wie entwickelt sich Intelligenz? Ist ein Kind umso intelligenter, je mehr es weiß oder an Fakten behalten kann? Was sagt ein Intelligenztest überhaupt aus? Häufig vergessen Eltern, welche Bedeutung der emotionalen Intelligenz für
gute Lernleistungen zukommt und dass sie deshalb entsprechend gefördert werden sollte, genauso wie die Fähigkeit, mit Stress umgehen zu können. Wie sicher fühlt sich mein Kind in der Klassengemeinschaft oder dem Freundeskreis? Um mit Enthusiasmus zu lernen und begeistert alles Neue erfahren zu wollen, braucht es mehr als ein schnell arbeitendes Gehirn. Wie kommt es, dass ein Kind am Abend zu Hause den Lernstoff beherrscht und dennoch am nächsten Morgen in der Prüfung scheitert, weil ein Blackout verhindert, dass das Wissen verfügbar ist? Stress, das haben viele Untersuchungen erwiesen, ist die schlechteste Lernbasis. Unter Stress schraubt das Gehirn sein Leistungsvermögen dramatisch herunter. Es verweigert sich den lernfördernden Reizen und verliert an Assoziationskraft.
    Warum haben Kinder generell ein so gutes Gedächtnis und lernen in Windeseile Vokabeln, die sich jeder Erwachsene mühsam eintrichtern muss? Warum verspüren Schüler aber oft keine Lust zu lernen? Die Ursachen dafür müssen Eltern ergründen, denn es gilt: Kinder lernen immer, wenn auch meist nicht willentlich gesteuert, sondern vor allem unbewusst. Das menschliche Gehirn ist darauf ausgerichtet, immer lernen zu wollen, es kann gar nicht anders. Wenn Kinder also unmotiviert im Unterricht sitzen, hat das gute Gründe.
    Eltern wissen, wie unterschiedlich Jungen und Mädchen sich in der Schule behaupten. Sie lernen anders, und unsere Gesellschaft wird sich vor allem um die Jungen bemühen müssen, die im Gegensatz zu den Mädchen die schlechteren Schulabschlüsse erlangen, häufiger sitzen bleiben und öfter unter gravierenden psychischen Problemen leiden. Aber stimmt es wirklich, dass Mädchen sprachbegabter und Jungen mathematikbegeisterter sind?
    An allgemeinen Weisheiten über Kinder und ihre Fähigkeiten, die häufig als intuitive Vermutungen geäußert werden, mangelt es nicht. Als Erziehungs- und Bildungsratgeber eignen sich diese jedoch weniger. Viele von ihnen konnte die neueste Hirnforschung
widerlegen: Kinder beherrschen mitnichten ihre Muttersprache perfekt, nur weil sie diese tagaus, tagein hören. Vielmehr ist es die Qualität der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern, die über die Sprachkompetenz entscheidet, vor allem wenn es um Lesen und Rechtschreibung geht. Und das gilt nicht nur für die Muttersprache, sondern auch für zweisprachig erzogene Kinder ebenso wie die Kinder, die erst in der Schule ein oder zwei Fremdsprachen erlernen. Diese Erkenntnis gewinnt insofern an Brisanz, als die in vielen Bundesländern durchgeführten Reformen vorsehen, dass bereits für Schüler ab der sechsten Klasse eine zweite Fremdsprache auf dem Stundenplan steht und gegebenenfalls in der achten oder neunten Klasse die dritte. Fazit: Für den Schulkontext ist die Kernkompetenz Sprache
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