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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen
Autoren: Martin Korte
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unterschiedlichen Bildungsbereichen, vom Kindergarten über weiterführende Schulen bis zur Berufsschule oder Universität, fließend und vor allem durchlässiger sein. Wünschenswert sind auch stärkere Bündnisse zwischen Eltern und Schule. Bislang blieben Eltern mit ihren ungeheuer intensiven Möglichkeiten für die intellektuelle wie emotionale Erziehung ihrer Kinder bei den Reformbemühungen meist außen vor. Dies wird zwar von Bildungsforschern beklagt, aber da die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern in Deutschland nur wenig ausgeprägt ist, verhallen die Klagen vielfach ungehört. Hier liegt eine große Ressource für bessere Bildung brach.

    Die Zukunft des Lernens ist digital. Dieser virtuellen Welt müssen Eltern und Lehrer ganz bewusst eine reale Lebens- und Erfahrungswelt entgegensetzen, und zwar in jungen Jahren, wenn das menschliche Gehirn geprägt wird. Was wir brauchen, ist eine solide Grundlagenforschung darüber, wie digitale Medien für neue Lernformen eingesetzt werden können, ab welchem Alter sie jeweils sinnvoll sind und wie menschliche und computergesteuerte Lernhilfen miteinander kombiniert werden sollten. Dazu muss die pädagogisch-didaktische und neurobiologische Forschung sinnvolle Allianzen eingehen. Und die Erkenntnisse müssen in eine reformierte Lehrerausbildung einfließen. Bemerkenswert ist hier die Initiative »Teach First«: Sie ermöglicht es, herausragenden Uni-Absolventen aller Fachrichtungen sich für einen Zwei-Jahres-Job an einer Brennpunktschule zu bewerben und Problemklassen zu unterrichten. So profitieren die Schüler von den Besten der Besten, und die Interimslehrer dokumentieren noch vor dem Karrierestart soziales Engagement.

Nur das Beste für mein Kind
    Noch nie hat sich eine Elterngeneration derart intensiv um die (Schul-)Bildung ihrer Sprösslinge gekümmert - das gilt jedenfalls für etwa 80 Prozent der Eltern in Deutschland. Von den verbleibenden 20 Prozent kommen viele aus dem verarmten Rand unserer Gesellschaft, der sich Bildung für seine Kinder nicht leisten kann. Dabei gilt unabhängig von der sozialen Herkunft: Ein fehlender Schulabschluss macht die Eingliederung in ein erfülltes und erfolgreiches Arbeitsleben nahezu unmöglich.
    Die Eltern hingegen, die die Zeit, die wirtschaftlichen Ressourcen und den Willen aufbringen, sich intensiv um ihre Kinder zu kümmern, tun das alles in allem mit großem Erfolg gemessen an Schulnoten, Schulabschlüssen und Berufsaussichten. Dennoch bleibt eine gewisse Verunsicherung und Sorge. Millionen Eltern verfolgen die Diskussionen um PISA, veraltete Lernmethoden,
gestresste Lehrer, die sechsjährige Grundschule, das achtjährige Gymnasium, das Zentralabitur, die Abschaffung der Hauptschule, die Einschulung mit fünf Jahren und leistungsorientierte Elite-Universitäten. Und sind doch ratlos angesichts der Frage: Was ist das Beste für mein Kind?
    Droht einer Familie mit schulpflichtigen Kindern der Umzug in ein anderes Bundesland, beginnt eine Odyssee durch die Wirren unterschiedlicher Regelungen. Der PISA-Test offenbarte die unterschiedlichen Leistungsanforderungen zwischen Nord und Süd, West und Ost. Im Gegenzug erlaubt das föderale Chaos aber auch die Wahl: Wem die Bildung seiner Kinder am Herzen liegt und wer ihr Priorität vor anderen Lebensqualitäten einräumt, kann sich seinen Wohnort diesen Kriterien entsprechend aussuchen - sofern es der Beruf ermöglicht.
    Allein die Frage Privatschule oder öffentliche Schule bedeutet für Eltern, sich oft wochenlang Informationen beschaffen zu müssen. Wer eine Ganztagsschule in der Nähe sucht, lässt sich allemal auf ein schwieriges Unterfangen ein. Doch ohne die Segnungen einer Ganztagsschule fühlen sich Eltern am Nachmittag oft wie Hilfslehrer. Mütter beklagen, die Betreuung ihrer Kinder sei ein Fulltimejob, dem nur diejenigen gerecht würden, die nicht berufstätig sind sowie das nötige Know-how mitbringen. Alle anderen suchen Unterstützung bei Nachhilfelehrern und Paukstudios, für die Eltern jährlich konservativ geschätzt eine Milliarde Euro ausgeben.
    Sicher ist der Einwand berechtigt, dass diese Leistungen doch durch das Schulsystem respektive die Lehrer zu erbringen seien. Aber unser von Bundesland zu Bundesland (insgesamt 16) unterschiedliches Bildungswesen wird dieser Anforderung nach individueller Förderung jedes Leistungsniveaus (vom unterstützenden Unterricht für weniger begabte bis zu Leistungsgruppen für hochbegabte Schüler) nicht gerecht.
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