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Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Titel: Wie keiner sonst / ebook (German Edition)
Autoren: Jonas T. Bengtsson
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Mutter im Zimmer nebenan.
    Die ersten zehn Minuten der Rückfahrt schweigen wir, dann greift Ulrich auf meine Seite und öffnet das Handschuhfach.
    »Wir brauchen Musik«, sagt er.
    Ich wühle im Dunklen, bis ich eine Kassette finde. Die Aufschrift kann ich nicht lesen. Ulrich steckt sie in den Kassettenrekorder. Erst Trommeln, dann Iggy Pops Stimme. Ulrich dreht auf, bis die Lautsprecher kratzen, er bewegt die Lippen lautlos zum Gesang. »Here comes Johnny Yen again …«
    Wir fahren zurück durch die Stadt.
    »Ich hätte dir das vorher sagen sollen, aber es gab irgendein Problem mit der Hotelreservierung. Ich hoffe, du hältst es auch eine Nacht bei mir aus.«

W ir stehen in Sengüls Bäckerei an der Theke. Ulrich zeigt auf die Kuchen und das mit Käse oder Hackfleisch gefüllte Gebäck unter der Glastheke und versucht, die türkischen Namen zu lesen. Er fragt die Verkäuferin, ob er es richtig ausspricht.
    »Geht so«, antwortet sie und grinst.
    »Ich könnte ja auch einfach dich fragen.« Ulrich schaut mich an.
    Ich hebe die Augenbrauen und hoffe, dass dies alles Mögliche bedeuten kann.
    Die Verkäuferin nimmt unsere Bestellung auf. Ulrich fragt, ob der kleine Ümmet immer noch für Fenerbahçe spielen will. Sie lächelt und nickt, legt das Gebäck auf die Teller.
    Als sie den Preis in die Kasse eintippt, macht Ulrich eine Handbewegung, die wie eine Unterschrift in der Luft aussieht. Sie sieht ihn fragend an. »Schreib es auf die Rechnung«, sagt er.
    Die Frau schaut von ihm zu mir und notiert es auf einem kleinen Block.
    »Ich esse nie zu Hause«, sagt Ulrich, während wir das Frühstück zu dem kleinen, runden Tisch am Fenster tragen. »Ich sehe einfach keinen Sinn darin.«
    Während wir essen, fahren draußen Kastenwägen, alte Škodas und Volkswagen vorbei. Frauen mit Kopftüchern ziehen Kinder hinter sich her, afrikanische Männer stehen auf der Straße, rauchen und sehen aus, als würden sie auf irgendetwas warten.
    »Ich glaube, ich habe dich heute Nacht gehört. Hattest du Albträume?«
    »Nein«, antworte ich.
    »Dann muss es wohl der Nachbar gewesen sein.«
    Die Galerie liegt nur wenige Straßen von Ulrichs Wohnung entfernt. Trotzdem fahren wir mit dem Auto, er hat es gern in seiner Nähe. Er sagt, er habe schon mehrmals vergessen, wo es stand, und habe lange suchen müssen.
    Wir verteilen die Bilder über alle drei Räume und lehnen sie an die Wände.
    »Wir könnten sie nach Farben anordnen«, schlägt Ulrich vor. Er hält einen Kugelschreiber und einen kleinen Block mit bunten Post-its in der Hand. »Dunkelgrün, dunkelblau, und im nächsten Raum hängen wir die roten Bilder auf.«
    Ulrich geht rückwärts, bis er mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand stößt. Er schaut von Bild zu Bild.
    »Oder wir füllen den ersten Raum mit allen Frauen. Aber du entscheidest.«
    Er gibt mir den Block mit den gelben Zetteln. Ich schreibe eine Eins darauf, suche ein Bild aus und klebe den Zettel daran. Ulrich nickt und fasst sich an den Mund.
    »Dein einziges abstraktes Gemälde, ich weiß nicht …«
    »Es ist ein Absperrband auf einem Bürgersteig, die Flecken sind Blut.«
    »Ja …«, sagt er und klemmt die Unterlippe zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ja, natürlich.«
    Ulrich schraubt Ösen an die Rahmen, und ich schreibe Zahlen auf die Zettel und klebe sie auf die Bilder.
    Gegen Mittag kommt Mona, um uns zu helfen. Sie hängt die Bilder viel geschickter auf als Ulrich und ich.
    Als Ulrich mehr dünnen Stahldraht aus dem Auto holt, kommt sie zu mir.
    »Entschuldige, dass ich gestern gepetzt habe«, sagt sie.
    Es wird Abend, bis alle Bilder hängen. Mona sitzt auf dem Rücksitz des kleinen Autos, wir fahren sie nach Kreuzberg. Ulrich fragt, ob sie mit uns essen wolle. Sie lacht, als hätte er einen Witz gemacht, und knallt die Autotür zu. Wir fahren ein paar Straßen weiter, Ulrich parkt.
    »Curry 36« steht auf der Markise.
    »Wir könnten natürlich auch ausgehen und mit Messer und Gabel essen, aber das wäre fast schade, wo du doch gerade erst nach Berlin gekommen bist.« Gestern aßen wir Döner, und es wäre genauso schade gewesen, wenn ich sie nicht probiert hätte.
    Ulrich bestellt, zieht ein paar Geldscheine aus der Tasche und bezahlt, ich sei ja sein Gast, sagt er. Wir essen an Stehtischen auf dem Gehweg, abgeschirmt von durchsichtigen Plastikwänden.
    »Hier gibt es die beste Wurst.« Ulrich spießt ein großes Stück auf die blaue Plastikgabel. Er taucht es in das Curryketchup und
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