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Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Titel: Wie keiner sonst / ebook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas T. Bengtsson
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studiert.
    »Ich bin nicht so alt, wie in meinem Pass steht.«
    »So geht mir das auch manchmal …«
    Wir gehen weiter dicht nebeneinander, ich spüre ihren Blick.
    »Was hast du in der letzten Woche zu essen bekommen? Ihr habt euch von Dönern und Currywurst ernährt, richtig?«
    »Alles andere wäre schade, wo ich doch gerade erst nach Berlin gekommen bin.«
    Sie lacht.
    »Du musst etwas Ordentliches in den Magen bekommen.«
    Mona führt mich in ein indisches Restaurant, sie sagt, sie hätten das beste Tikka Masala Berlins. Es ist Nachmittag, und wir sind die einzigen Gäste. Auf den Tischen liegen rote Tücher, an der Wand neben uns hängt ein großes Bild des Taj Mahal. Aus den Lautsprechern kommt Bollywood-Pop, nur unterbrochen von dem Prince-Hit 1999 , der mich in den Nächten mit Ulrich von den Cafés in die Kneipen verfolgt hat. Genau wie die unzähligen Zeitungsartikel über den Millennium-Bug, der die Zivilisation, wie wir sie kennen, zum Zusammenbruch bringen wird, weil die Computer die Jahreszahl 2000 nicht verstehen.
    Monika spießt ein Stück Lamm auf die Gabel und reicht es über den Tisch, damit ich probieren kann.
    »Du wirst es schon schaffen«, sagt sie, während ich kaue. »Egal, wie die Ausstellung läuft, du wirst es schaffen. Ich habe eher Angst um Ulrich, ich weiß nicht, was mit ihm passiert, wenn es ein Flop wird.«
    »Ihr wart zusammen, nicht wahr?«, spekuliere ich.
    »So würde ich das nicht nennen. Wir wussten beide, dass es eine wirklich schlechte Idee war.«
    Nach dem Essen bringt Mona mich zum Bus. »Bis morgen«, sagt sie.
    Die Wohnungstür steht offen. Im Wohnzimmer sehe ich eine glühende Zigarette. Ich schalte das Licht an.
    Ulrich sitzt auf dem Sofa und starrt an die Decke.
    »Es ist gut gelaufen«, sagt er. »Alle Journalisten haben deine Bilder gesehen.«
    Er hebt seinen Mantel vom Boden auf.
    »Ich muss was trinken.«
    Wir gehen in eine Kneipe, in der schwarz gestrichene Wagenräder an den Wänden hängen.
    Inzwischen weiß ich, wie Ulrich seine Rechnungen über das Viertel verteilt. Wieder muss er mit dem Besitzer diskutieren. An den ersten Tagen drehte er mir dabei den Rücken zu und sprach leise, nun versucht er nicht mehr, es zu verbergen. Grinsend kommt er mit zwei Gläsern Bier zurück.
    »Ich musste ihm versprechen, dass du seine Kneipe malst. Mit ihm und seiner Frau davor. Natürlich nicht jetzt gleich.«
    Er trinkt einen großen Schluck, dann wird sein Blick wieder nervös.
    »Ich glaube, es ist gut gelaufen. Sie waren gutgelaunt. Aber sie verraten nie etwas, bevor die Zeitung gedruckt ist. Das mit dem Vertrag hat ihnen nicht geschmeckt.«
    »Vertrag?«
    »Sie mussten unterschreiben, dass vor dem ersten Januar nichts über die Ausstellung publiziert wird.«
    Ich gehe auf die Toilette, und auf dem Rückweg lege ich ein paar Scheine auf die Theke, damit Ulrich nicht mehr mit dem Besitzer diskutieren muss.
    »Mona hat es nicht leicht gehabt?«, frage ich, als ich wieder am Tisch sitze.
    »Nein.« Ulrich zündet sich eine Zigarette an und vergisst die, die noch im Aschenbecher glimmt. »Ihr Freund war Maler. Er hatte Talent. Das hat er immer noch, aber er trinkt mehr, als er malt. Manchmal hat er sie angerufen, auch nachdem sie sich getrennt hatten. Ich sitze hier und habe zu viele Schlaftabletten genommen, hat er gesagt.«
    Er schaut zum Kellner hinüber, der ihn zum ersten Mal anlächelt und ohne Widerspruch zwei neue Bier zapft.
    »Sie hat eine Schwäche für die Hoffnungslosen«, sagt Ulrich und kratzt sich am Handrücken.

U lrichs Stimme weckt mich, er steht in der Küche und sagt: »Darf es noch etwas Cava sein. Oder lieber Sekt? Ich glaube, wir haben sogar noch eine Flasche Champagner irgendwo. Das ist der Vorteil eines großen Kühlraums.« Dann lacht er etwas zu laut.
    Als ich in die Küche komme, tut er so, als ob er eine Flasche in der Hand halten würde.
    »Alles wird gut«, sagt er.
    Die Ränder unter seinen Augen sind dunkler geworden, er sieht aus, als würde er sich schminken. Mehrmals pro Nacht wecken mich seine Schritte, vom Schlafzimmer in die Küche und wieder zurück.
    Heute fragt Ulrich nicht, ob ich Hunger habe, wir fahren direkt zur Galerie. »Alles wird gut«, sagt er immer wieder.
    Er scheuert den Boden, wie gestern schon, aber er ist noch nicht zufrieden. Alles soll glänzen. Er richtet die Bilder, obwohl sie überhaupt nicht schief hängen. Ein Stück nach links, ein Stück nach rechts. Ulrich hält eine Wasserwaage in der Hand.
    »Glaubst

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