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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom
Autoren: Kathleen O`Brien
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sie sich selbst nach zehn Jahren noch in Seide hüllte, die genau die Farbe seiner Augen hatte.
    “Ich …” Kara wartete auf eine Antwort, doch Lacy brachte keinen vollständigen Satz heraus. Ihre Lippen schienen ihr nicht mehr zu gehorchen. “Er …”
    “Genau.” Kara schmunzelte triumphierend. “Siehst du, was ich meine?”
    Ja, Lacy sah es. Sie war unfähig, sich abzuwenden. Reglos stand sie da und starrte ihn an.
    Ihre Hilflosigkeit schien ihn zu amüsieren. Sein Blick richtete sich auf ihr dunkelbraunes Haar, das sie zu einem lockeren Nackenknoten hochgesteckt hatte. Für ihn hatte sie es früher immer offen tragen müssen … Er betrachtete das blaue Kleid mit dem engen Oberteil und dem weiten fließenden Rock. Er hatte geschworen, ihr irgendwann genau so ein Kleid zu kaufen … Und dann wanderte der Blick wieder nach oben, zu dem protzigen quadratischen Brillanten an ihrer Hand. Damals hatte er sich nicht einmal einen kleinen silbernen Ring leisten können. Aber … eines Tages, Lacy. Eines Tages.
    Doch dieser Tag war nie gekommen. Und jetzt trug sie den Ring eines anderen Mannes. Sie sah, wie sein Blick sich verhärtete, ließ die Hand sinken und bereute es sofort. Es war ein Zeichen von Schwäche, von Scham, und er schien darauf gewartet zu haben. Er beobachtete, wie sie ihre zitternde Hand in einer Falte des Rocks verbarg. Und dann lächelte er. Es war ein wunderschönes Lächeln. Ein grausames, nichts verzeihendes, teuflisch schönes Lächeln.
    Er hasst mich, dachte Lacy.
    Es traf sie wie ein Schlag in die Magengrube, und ihre Knie wurden weich. Würde sie etwa in Ohnmacht fallen? Nein, den Erfolg gönnte sie ihm nicht. Wie konnte er es wagen, sie zu hassen? Unauffällig legte sie eine Hand an die raue Holzwand.
    War sie nicht überzeugt gewesen, nichts mehr fühlen zu können? Woher kam dann dieser Ansturm von Empfindungen? Lippen, Freudenfeuer, Regen, Hände, Musik, Zauber, Tränen, Schmerz, Blut, Schmerz, Schmerz – die Erinnerungen durchzuckten sie wie Blitze.
    “Wenn das nicht Adam Kendall ist!” Tilly war hinter Lacy aufgetaucht, und ihr freudiger Ausruf hallte durch den ganzen Raum. “Kommen Sie her, junger Mann, und geben Sie Ihrer alten Freundin einen Kuss!”
    Adams Miene erhellte sich, als er Tilly erkannte, und gehorsam kam er auf sie zu. Dass er einige enttäuschte Schönheiten zurückließ, schien ihm nichts auszumachen. Lacy entging nicht, wie sie ihm hinterherschauten. Seine Figur war noch immer perfekt.
    Lacy wusste besser als jede von ihnen, wie perfekt er gebaut war. Kräftige Muskeln an einem langen schmalen Oberkörper, der von den Sommern in der Betonfabrik gebräunt war, bis hinab zu blasseren, aber umso erregenderen Rundungen …
    Sie hörte, wie sie einen leisen Laut von sich gab, und fühlte Tillys stützende Hand an ihrem Ellbogen. Es war wirklich erstaunlich, wie viel Kraft in den dünnen alten Fingern steckten. Lacy war ihr sehr dankbar dafür.
    “Nur Mut, Kind”, flüsterte ihre Freundin.
    Lacy atmete tief durch, hob das Kinn und spürte, wie sie langsam ihr inneres Gleichgewicht wiederfand. Sie zwang sich, ruhig mit anzusehen, wie Adam Kendall, der begehrenswerteste, aber auch gefährlichste Mann, den sie kannte, mit langsamen, hochmütigen Schritten in ihr Leben zurückkehrte.
    “Mrs. Barnhardt”, sagte er, und diesmal war sein Lächeln ohne jede Spitze. Er ergriff Tillys Hand und küsste sie auf die Wange. “Es ist schön, Sie wiederzusehen.
La he echado de menos.”
    Tilly schnalzte tadelnd mit der Zunge, aber Lacy sah ihr an, dass sie sich geschmeichelt fühlte. Früher hatte sie ihm Spanischunterricht gegeben, wenn er in ihrem Haus kleinere Arbeiten erledigt oder die Pferde gestriegelt hatte. Heute war seine Aussprache makellos.
    “Unsinn”, erwiderte Tilly und versuchte, sich ihre Freude nicht anmerken zu lassen. “Schneidige junge Männer vermissen klapprige alte Frauen nicht, wenn sie in die Welt hinausziehen. Nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde.”
    Adam lachte. “Die Welt kann ganz schön rau sein, Mrs. Barnhardt, selbst für schneidige junge Männer. Ich erinnere mich an einen besonders harten Winter, in dem ich den ganzen verdammten Globus für ein einziges Stück Ihrer Blaubeertorte eingetauscht hätte.”
    Errötend legte Tilly die Stirn in Falten. “Achten Sie auf Ihre Ausdrucksweise, junger Mann. Ich habe immer versucht, Ihnen außer Spanisch auch ein paar Manieren beizubringen, aber offenbar hat es nicht gefruchtet. Sie haben
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