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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache
Autoren: Martin Ruetter
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sagte sie: »Sie haben nicht ernsthaft geglaubt, Sie könnten mich reinlegen?«
    Sie zog ihr Handy aus der Handtasche, wählte eine Nummer und meldete sich: »Hier ist Althoff. Ich bin gerade bei ihm, er liegt noch im Bett, sieht aber wieder ziemlich gut aus … Ja, das stimmt … Er würde Sie sehr gerne sprechen, Herr Dr. Steinle-Bergerhausen … Moment, ich gebe weiter.«
    Mattes winkte heftig ab. Was sollte das? War sie vollkommen verrückt geworden? Er wollte nicht mit diesem Idioten sprechen! Frau Althoff drückte ihm das Telefon in die Hand. Zögernd nahm Mattes es ans Ohr und meldete sich: »Reuter hier.«
    Das Gerät blieb stumm.
    »Hallo?« fragte Mattes.
    Stattdessen sprach Frau Althoff: »Mit toten Telefonleitungen reden kann jeder. Ihr Märchen von Dr. Steinle-Bergerhausen, der alles schön findet und uns machen lässt, habe ich keinen Augenblick lang geglaubt. Dafür bin ich schon zu lange im Geschäft. Aber machen Sie sich keine Sorgen, es ist alles geregelt.«
    »Alles geregelt?«, fragte Mattes matt und ließ das Handy sinken. Draußen sang immer noch die Amsel, und Mattes lauschte den Tönen, die durch den Park klangen. Er wusste nicht, was Agentin Althoff da geregelt hatte, aber es stand fest, dass sie den Fall übernommen und die Probleme gelöst hatte. Vielleicht schwamm Steinle-Bergerhausen schon in einem Piranha-Becken, vielleicht hatte die Althoff ihn ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springen lassen, egal. Wie zynisch ich in diesem Geschäft geworden bin, dachte Mattes, aber ihm war klar, dass er sich gerade in einer Ausnahmesituation befand.
    Leichtherzig und sicher, dass ihn nichts mehr aus der Fassung bringen konnte, fragte er: »Würden Sie mir verraten, was Sie gemacht haben?«
    Frau Althoff erklärte: »Ich habe mit Herrn Weber von der Verlagsleitung telefoniert und ihn davon unterrichtet, dass Mattes Reuter, der Chefredakteur von ›doggies live‹, die Redaktion nach einem Telefonat mit Dr. Steinle-Bergerhausen verlassen hätte und bis jetzt nicht wiedergekehrt sei.«
    »Ich bin ins Krankenhaus gekommen und das nicht ganz freiwillig«, murmelte Mattes.
    »Das weiß Herr Weber ja nicht«, sagte Frau Althoff geduldig, ehe sie fort fuhr: »Vertraulich habe ich ihm angedeutet, dass Sie ein sehr gutes Angebot von einem Konkurrenzverlag vorliegen hätten, und ich befürchten würde, dass Sie sich dort schon den Arbeitsbereich ansehen und unverzüglich wechseln würden, zumal das Gehalt wesentlich höher wäre. Herr Weber war hoch besorgt, was sich steigerte, als ich erwähnte, dass Dr. Steinle-Bergerhausen leider einige Entscheidungen getroffen hätte, die ein Weiterführen des Magazins in der aktuellen Form ganz klar verhindern würde. Die gesamte Belegschaft hätte inzwischen beschlossen, im Falle des Falles zusammen mit ihrem Chefredakteur zur Konkurrenz zu wechseln.«
    »Ihr wärt alle gegangen?«, fragte Mattes erstaunt.
    »Unsinn!«, sagte Frau Althoff. »Die anderen wussten doch gar nichts davon. In solchen Momenten muss man bluffen.«
    Sorgfältig schloss sie die Fenster und drehte sich zu ihm um. Um ihre Lippen spielte ein Lächeln. »Es wird Sie freuen zu hören, dass Steinle-Bergerhausen versetzt wurde und nichts mehr mit der ›doggies live‹-Redaktion zu tun hat. An seiner Stelle wird das jetzt Herr Weber machen, der Ihnen volle Handlungsfreiheit garantiert. Er bittet nur darum, einmal im Monat über Ihre Entscheidungen informiert zu werden, um im Notfall eingreifen zu können.«
    Mattes sah sie anerkennend an und dachte: Sie ist mir immer einen Schritt voraus. Was würde ich nur ohne sie machen?
    »Wo ist eigentlich Mucki?«, fiel es ihm plötzlich auf.
    Sie lächelte: »Den betreut gerade Tina, und sie macht das sehr gut. In diesem Fall haben wir übrigens tatsächlich eine anstehende Personaländerung.«
    »Sie geben Mucki ab?«, fragte Mattes erstaunt.
    »Nein, natürlich nicht!« Ihr Tonfall war so empört, als hätte er ihr vorgeschlagen, im Bikini über die Hauptstraße zu laufen. »Aber Tina hat eine Umschulungsmaßnahme bewilligt bekommen, die sie im städtischen Archiv absolvieren darf. Sie beginnt dort nächsten Monat.«
    Mattes lachte: »Sortieren von A bis Z und nach Straßennamen.«
    »Das kann sie«, bestätigte Frau Althoff und griff nach ihrer Tasche. »Sie hat mir übrigens etwas für Sie mitgegeben.« Vorsichtig zog sie ein großes, mit Geschenkpapier umwickeltes Päckchen heraus und reichte es ihm. Mattes wog es abschätzend in der Hand und rief entsetzt
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