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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache
Autoren: Martin Ruetter
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und grinste leicht: »Schießen Sie los!«
    Gegen zehn Uhr klopfte es kurz an der Zimmertüre, und Frau Althoff steckte zunächst den Kopf ins Zimmer und kam erst komplett herein, als sie sah, dass er wach war. Sie nickte zufrieden: »Sie liegen ja tatsächlich noch. Ich habe schon das Schlimmste befürchtet.«
    »Das Schlimmste?«
    »Dass Sie wieder auf dem Weg in die Redaktion wären.«
    Sie holte Getränke und Obst aus einer Tasche und stellte alles auf den Beistelltisch.
    Mattes richtete sich auf: »Frau Althoff, Sie müssen mich hier rausbringen! Wir haben Abgabe, und gerade jetzt können wir uns keine Verzögerung leisten.«
    Seine Büroleiterin sah ihm direkt in die Augen und fragte gefährlich ernst: »Und wieso glauben Sie, dass Sie dazu nötig wären?«
    Mattes hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen zu bekommen. Sie arbeitete anscheinend mit Steinle-Bergerhausen zusammen. Und beide hatten es jetzt geschafft, ihn aus dem Weg zu räumen. ›doggies live‹ würde nach Hamburg ziehen und ohne ihn weitergehen.
    »Hier«, sagte Frau Althoff und drückte ihm einen flachen Gegenstand in die Hand. »Verstecken Sie es, sonst wird es weggenommen!«
    Er starrte auf ein Handy. Sie öffnete die Schublade des Tisches, nahm ihm das Gerät aus der Hand und legte es schnell hinein. Dabei stöhnte sie: »Sie sind tatsächlich verzögert in allem, was Sie tun. Ich wollte es zuerst nicht glauben.«
    Mit einem Glas ging sie zum Waschbecken in der Zimmerecke, spülte es dort kurz aus und stellte es ihm wieder auf den Tisch. Dabei sagte sie: »In der Redaktion läuft alles. Wir überschlagen uns, um den Termin zu halten. Sie dürfen mich einmal am Tag anrufen, um auf den aktuellen Stand gebracht zu werden. Sollten Sie öfter anrufen oder auf die Idee kommen, aktiv ins Geschehen einzugreifen, werde ich das Handy sofort wieder einziehen.«
    Mattes fragte verwirrt: »Aber geht das denn …?«
    »Stellen Sie keine überflüssigen Fragen! Verlassen Sie sich einfach darauf, dass es läuft. Wenn Sie es bisher noch nicht wussten …«, sie machte eine kleine Pause und lächelte liebevoll, »… Sie haben tolle Mitarbeiter.«
    Eine ungeheure Erleichterung durchflutete Mattes’ Körper. »Was ist mit dem Bericht über das Hundespielzeug?«, fragte er noch, aber Frau Althoff schüttelte tadelnd den Kopf: »Nun geben Sie doch endlich Ruhe! Sie sind ja wie ein Kleinkind. Es läuft alles, vertrauen Sie mir.«
    Zu seiner Verwunderung bemerkte er, dass er das tatsächlich machte. Seine Befürchtungen und Geheimagenten-Phantasien zerfielen zu einem Nichts, und fast bedauerte er das
    Beim Hinausgehen drehte sich Gisela Althoff noch einmal um, zeigte mit dem Finger auf sich und lachte: »Das ist jetzt mal echte Chefsache.«
    Dann fiel die Türe leise hinter ihr ins Schloss.
    Kurze Zeit später kam Alex, zog sich polternd einen Stuhl bis ans Bett und sagte vorwurfsvoll: »Sag mal, da muss sich jetzt aber was ändern. Du siehst ja, wohin das führt. Kaum schreibst du ein paar Artikel, liegst du halbtot auf der Intensivstation. Regelmäßige Arbeit ist einfach nichts für dich!«
    »Mir geht’s doch schon viel besser. Es war nur ein kurzer Schwächeanfall«, beruhigte Mattes.
    »Kurzer Schwächeanfall?«, lachte Alex auf. »Nach dem, was Astrid an Informationen von deinem Arzt bekommen hat, bist du so gut wie tot. Naja, zumindest total überarbeitet. Wie kann man auch nur auf die Idee kommen, ein Heft nach dem anderen und immer größer und schöner mit nur so wenigen Leuten zu machen? Kein Wunder, dass du da zusammenklappst. Ich befürchte, dass du inzwischen beim Joggen keine zehn Meter mehr schaffen wirst. Mit so ’ner Lusche trau ich mich nicht in den Park!«
    »Nun mal langsam«, wehrte Mattes ab. »Ich regenerier hier ein paar Tage und dann wirst du sehen, wer wem hinterhergucken wird!«
    »Für einen Rekonvaleszenten haben Sie zu viel Besuch«, erklang die Stimme des behandelnden Arztes von der Tür, und er guckte gespielt grimmig ins Zimmer.
    Alex sprang auf: »Ich muss sowieso gehen.«
    Vertraulich raunte er dem Arzt zu: »Können Sie ihn mit irgendwelchen Mitteln ruhigstellen? Der faselt schon wieder was vom Joggen. Ich kann nicht zulassen, dass mein Trainingsvorsprung dahinschmilzt.«
    Mattes suchte einen Gegenstand zum Werfen, aber Alex sprang schon breit grinsend aus der Tür.
    Der Arzt schritt zum Bett und sah ernst aus. Mattes guckte ihn erschrocken an. Was kam jetzt schon wieder? Waren einige der letzten Werte schlimmer als
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