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Wie im goldenen Kaefig

Wie im goldenen Kaefig

Titel: Wie im goldenen Kaefig
Autoren: Helen Brooks
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amüsierte. Sie empfand den Widerspruch zwischen seiner leicht bedrohlichen Ausstrahlung und dem sinnlichen Wissen, das in seinem Blick lag, als aufreizend.
    Und er war ein sehr sinnlicher Liebhaber, leidenschaftlich und einfallsreich. Er besaß so viel Einfühlungsvermögen und Zärtlichkeit bei der Liebe, dass sie sich danach sehnte, in seinen Armen zu liegen, wann immer sie allein waren. Trotz allem, was gerade zwischen ihnen nicht stimmte.
    “Ihr müsst mich entschuldigen. Ich bin bei einem Geschäftsessen, und wir haben viel zu besprechen.”
    Pat reckte den Hals, um Zekes Begleitung zu begutachten. Die beiden Männer interessierten sie nicht, aber sie starrte die vierte Person, die Zeke bei seiner Rückkehr an den Tisch sofort in eine lebhafte Diskussion verwickelte und die beiden-Begleiter völlig ignorierte, lange an, ehe sie sich wieder umdrehte.
    Marianne beantwortete die unausgesprochene Frage. “Das ist Liliane de Giraud”, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. “Vielleicht hast du schon von ihr gehört. Sie ist zurzeit die bekannteste Innenarchitektin in ganz London.”
    Warum habe ich nicht vorausgesehen, dass Zeke hier essen würde? fragte sich Marianne verzweifelt. Sie wusste doch, dass es sein Lieblingsrestaurant für Essen mit Geschäftsfreunden war. Aber er hatte gesagt, er würde in Stoke sein und erst nachmittags zurückkommen. Hatte er sie belogen? Hatte er schon die ganze Zeit vorgehabt, Liliane hierher auszuführen?
    “Sie wirkt sehr überzeugt von sich.” Pats Tonfall verriet deutlich, was sie von Liliane hielt.
    “Das liegt daran, dass sie gerade sehr zufrieden mit ihrem Leben sein kann”, erklärte Marianne traurig. “Zeke hat sie für einen Riesenauftrag engagiert. Es geht um eine Wohnsiedlung mit Luxusapartments für die oberen zehntausend in einer der besten Gegenden Londons. Anscheinend hat er Glück gehabt, sie überhaupt engagieren zu können.”
    “Tatsächlich?”
    “Vielleicht war sie leicht zu überzeugen, weil sie vor fünf Jahren eine Zeit lang mit ihm zusammen war und sie immer noch hinter ihm her ist.” Ihre Stimme klang so ausdruckslos, dass Pat merkte, wie verletzt sie war. “Sie hat mir das mehrfach klargemacht, wenn wir uns bei gesellschaftlichen Anlässen begegnet sind.”
    “War sie der Grund für euren Streit gestern Abend?”
    Marianne nickte und lächelte bitter. “Zeke findet, dass ich überempfindlich reagiere.” Ausgerechnet Zeke, der in die Luft ging, wenn sie mit einem anderen tanzte - sogar, wenn es ein Freund von ihm war -, und der sich einmischte, wenn er fand, sie würde sich zu lange mit einem anderen Mann unterhalten.
    “Bist du sicher, dass du nicht übertreibst?” fragte Pat sanft.
    “O ja, ganz sicher, Pat“, sagte sie leise. “Ich bin kein eifersüchtiger Typ. Im Gegensatz zu Zeke. Aber Liliane gib t sich alle Mühe, mir deutlich zu machen, wie sehr sie mich hasst. Natürlich nicht, wenn Zeke in Hörweite ist. Dann strahlt sie und ist zuckersüß, aber sie will ihn zurück, und es ist ihr ganz egal, mit welchen Mitteln sie das erreicht. Sie ist eine Meisterin der versteckten Anzüglichkeiten und Sticheleien gegen das eigene Geschlecht, doch die Männer merken es einfach nicht. Ich kenne keine Frau, die sich in ihrer Nähe wohl fühlt.”
    “Das überrascht mich nicht”, antwortete Pat trocken.
    In den ersten Tagen ihrer Ehe hatte Marianne sich von den Manövern einer Liliane de Giraud nicht bedroht gefühlt. Im Gegenteil, sie hatte sogar Mitgefühl mit dieser Frau empfunden und ihr vorsichtig die Freundschaft angeboten, bis Lilianes offene Feindseligkeit sie eines Besseren belehrt hatte.
    Marianne warf einen Blick zu Zekes Tisch hinüber und sah, wie ihr Mann und Liliane die Köpfe zusammensteckten. Sie wünschte, sie hätte nicht hingeschaut.
    In schweigender Übereinstimmung trödelten sie und Pat mit Kaffee und Likör so lange herum, bis Zeke und seine Begleiter das Lokal verließen. Wären sie und Pat zuerst gegangen, hätten sie an Zekes Tisch vorbeigehen müssen, und Marianne hatte den Gedanken daran sehr abschreckend gefunden. Zeke winkte zum Abschied. Marianne nickte und lächelte kühl, bis sie sah, dass Liliane sich hochreckte, um Zeke etwas ins Ohr zu flüstern, und sich dann ihrem Tisch näherte.
    “Achtung, Liliane kommt “, warnte sie ihre Freundin, und dann war sie schon in eine Wolke teuren, süßlichen Parfüms gehüllt.
    Liliane beugte sich über sie, berührte ihre Wange kurz mit den kühlen Lippen und sagte:
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