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Wie im goldenen Kaefig

Wie im goldenen Kaefig

Titel: Wie im goldenen Kaefig
Autoren: Helen Brooks
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versucht, uns auseinander zu bringen?” hatte er gefragt und Marianne zugelächelt. “Ich werde mal ein Wörtchen mit Pat reden.“
    Seine Stimme hatte amüsiert geklungen.
    Aber sie hatte den leisen Beiklang von Irritation wahrgenommen und deshalb beschwichtigend gesagt: “Sie hat sich nichts dabei gedacht, Zeke. Seit dem Tod meiner Mutter fühlt sie sich ein bisschen für mich verantwortlich und versucht, mich zu schützen. “
    “Das ist unnötig”, antwortete er. “Ich bin ja bei dir. Mehr Schutz brauchst du nicht.”
    Ich brauche gar keinen Schutz, dachte sie, ich bin sehr gut imstande, selbst auf mich aufzupassen. Die Worte lagen ihr auf der Zunge, aber sie behielt sie für sich.
    Im Nachhinein betrachtet, war das ein Fehler gewesen. Aber sie hatte sich den lauen, schönen Sommerabend nicht dadurch verderben wollen, dass sie die unangenehme Unterhaltung fort. Bei der Erinnerung an diese Äußerung setzte sich Marianne setzte. Es war der erste Missklang zwischen ihr und Zeke gewesen.
    “Sobald sie dich kennen lernt wird Pat das genauso sehen wie du”, hatte sie gesagt, und damit war das Thema beendet gewesen.
    Vielleicht hätte sie ihm nichts von ihrer Unterhaltung mit Pat erzählen sollen, aber sie war so sicher gewesen, dass er ebenso wie sie selbst über die Vorstellung, ihre Liebe könnte einmal an Stärke verlieren, nur lachen würde.
    Aber Männer waren eben anders, vor allem so starke und entschlossene Männer wie Zeke.
    Sie hatte gewusst, dass er hart und zäh war wie nur irgendeiner. Das musste er ja sein, bei seiner Herkunft. Er war erst wenige Monate alt gewesen, als ihn seine allein stehende Mutter verlassen hatte. Seine frühe Kindheit verbrachte er bei verschiedenen Pflegefamilien. Zwei Versuche, ihn zu adoptieren, scheiterten. Aber er war sehr intelligent und hatte eine ausgeprägte Willenskraft.
    Mit achtzehn beendete er die Schule mit einem hervorragenden
    Notendurchschnitt, ging zur Universität und jobbte nebenbei abends und am Wochenende für seinen Lebensunterhalt. Drei Jahre später schloss er sein Studium mit Auszeichnung ab. Danach arbeitete er zwei Jahre lang Tag und Nacht und sparte so viel Geld, dass er damit seine erste eigene Firma gründen konnte.
    Das war der Beginn einer ungewöhnlich steilen Karriere gewesen, und jetzt, mit fünfunddreißig, war er einer der reichsten und mächtigsten Männer seiner Branche. Kluge Investitionen, gewiefte Geschäftsabschlüsse und rücksichtslose Geschäftsübernahmen sowie der Ruf, dass es besser war, sich nicht mit ihm anzulegen, hatten ihn ganz nach oben gebracht. Und wenn Marianne nicht den wahren Zeke kennen gelernt hätte, den zärtlichen, glühenden Liebhaber und den faszinierenden Intellektuellen, dann hätte sie Angst vor ihm gehabt.
    Aber als sie ihn an jenem sonnigen Julinachmittag das erste Mal getroffen hatte, hatte sie nur gewusst, dass der erstaunlichste, attraktivste Mann, der ihr je begegnet war, sie zum Abendessen ausführen wollte. Ganz im Gegensatz zu ihrer sonst so zurückhaltenden, sanften Art hatte sie sofort Ja gesagt. Und damit hatte es begonnen.
    Das Läuten des Telefons unterbrach ihre Erinnerungen. Aus reiner Gewohnheit wickelte sie sich schnell in ein Badelaken und ging hinüber ins Frühstückszimmer, wo der Anrufbeantworter stand.
    “Marianne?” sagte Zeke ungeduldig und leicht irritiert. “Nimm schon ab.”
    Sie streckte bereits die Hand aus, als sie plötzlich innehielt. Warum tat sie eigentlich immer, was er verlangte? Sie war doch längst erwachsen und musste das Gespräch nicht annehmen, wenn sie nicht wollte. Aber ihr zitterten die Knie, und sie spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte.
    “Marianne?” Seine tiefe Stimme klang angespannt. Vermutlich starrte er ärgerlich den Telefonhörer an, als könnte er etwas dafür, dass sie nicht abnahm.
    “Verdammt, ich habe keine Zeit. Bist du im Bad oder so? Pass auf, ich wollte nur sichergehen, dass du daran gedacht hast, die Pastete bei Harrods zu bestellen, die Gerald Morton so gern isst. ich wollte dich gestern Abend daran erinnern, aber bei all der Aufregung habe ich es vergessen…” Er verstummte kurz. “Na, egal. Ruf an, und beauftrage sie, eine Pastete zu liefern, falls du es noch nicht getan hast.”
    Klick. Der Anrufbeantworter spulte zurück. Zeke hatte aufgelegt. Ohne ein Wort des Dankes, ein Tschüss oder wenigstens einen Gruß.
    “Ich pfeife auf Gerald Mortons Pastete”, sagte Marianne leise. Dann wiederholte sie den Satz etwas lauter mit
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