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Wie im goldenen Kaefig

Wie im goldenen Kaefig

Titel: Wie im goldenen Kaefig
Autoren: Helen Brooks
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zerstört gewesen, und Marianne hatte außer mit ihrer eigenen Trauer auch noch damit fertig werden müssen, dass ihr sonst so gelassener Vater den Verlust seiner Frau kaum verkraftet hatte.
    Ihre Mutter war in der kleinen, aber gut gehenden Landpraxis ihres Mannes Sekretärin, Arzthelferin und Mädchen für alles gewesen, und Marianne hatte sehr schnell erkannt, was nach ihrem Tod ihre Aufgabe war. Sie hatte die Träume vom Studium auf Eis gelegt und war unauffällig und kompetent in die Rolle ihrer Mutter als Haushälterin und Praxishelferin geschlüpft, um ihrem Vater das Leben so weit wie möglich zu erleichtern.
    Sie hatte diese Entscheidung nie bereut, auch wenn es manchmal hart gewesen war, wenn Pat und andere Schulfreunde ihr Postkarten von Reisen in den Semesterferien geschickt oder vom spannenden Studentenleben erzählt hatten.
    Aber dass ihr Vater sich im Laufe von zwei Jahren allmählich von dem Schock erholt hatte und wieder ein normales Leben führen konnte, war ihr Lohn genug gewesen. Und dann war Zeke gekommen.
    “Ich hoffe, er weiß, welch ein Glück er hat, dein Zeke”, sagte Pat gerade.
    “Jemand wie du besitzt Seltenheitswert. Und ich spreche nicht nur von deinem guten Aussehen. Du hast ein gutes Herz, und genau darauf kommt es eigentlich an, Annie. “
    “Könnte es sein, dass du ein klitzekleines bisschen voreingenommen bist?”
    „Hm.“
    “Wirst du meine Brautjungfer, Pat?”
    “Klar. Habt ihr schon ein Datum festgesetzt?”
    Marianne zögerte einen Moment, denn sie war sich nicht sicher, wie Pat auf die Nachricht reagieren würde. “Ja. Den zweiten Samstag im Oktober.”
    “Nächstes Jahr im Oktober, oder?”
    “Nein, dieses Jahr.”
    “Wie bitte? Das ist doch schon in…”
    „In sechs Wochen. Ja, ich weiß.” Marianne rang sich ein Lächeln ab, denn jeder, der von dem Termin erfuhr, hatte reagiert, als würde sie etwas Unmoralisches planen und nicht ihre Hochzeit mit dem Mann, den sie liebte.
    “Zeke möchte nicht warten, und ich möchte es auch nicht. Er kann es sich leisten, extra dafür zu bezahlen, dass er überall so kurzfristig noch einen Termin bekommt. Für den Empfang hat er Räume in einem wunderbaren Londoner Hotel gemietet und dazu Autos und Blumen und alles Drum und Dran. Die Dorfkirche ist auch frei, so dass …“
    “Was ist mit deinem Kleid? Und mit meinem?”
    “Kein Problem. Zeke ist mit mehreren Designern auf Du und Du. Einer davon,“ sie nannte einen Namen, bei dem Pat große Augen machte, “hat gerade eine Kollektion mit Brautkleidern für eine Show in Paris fertig gestellt. Eins davon bekomme ich. 0 Pat, du solltest es sehen, es ist so toll. Er hat sich einverstanden erklärt, dein Kleid auch zu entwerfen. Du siehst, es ist alles geklärt.”
    “Und du bist sicher, absolut sicher, dass du genau das willst?” fragte Pat.
    „Ja, ganz sicher.”
    “Weil … Es kommt mir schon ein bisschen überstürzt vor. Eile mit Weile, gut Ding braucht Zeit und so weiter”, fügte Pat fast entschuldigend hinzu.
    “Mach dir keine Sorgen. Ich bin mir noch nie im Leben einer Sache so sicher gewesen. Ich werde Zeke heiraten.”
    Bei der Erinnerung an diese Äußerung setzte sich Marianne so unvermittelt in der Badewanne auf, dass der Badeschaum über den Wannenrand schwappte und auf den knöcheltief mit Teppich ausgelegten Fußboden lief. Damals hatte sie nicht da ran gezweifelt, dass sie in einer Ehe mit Zeke zufrieden und glücklich bis an ihr Lebensende sein würde, und ihm ohne Zögern von dem Gespräch und Pats vorsichtiger Mahnung zu etwas weniger Eile erzählt. Zeke war täglich mit seinem Ferrari die gut sechzig Kilometer von London bis zu ihrem Dorf in der Nähe von Tunbridge Wells gependelt, so dass sie ihn jeden Abend gesehen hatte.
    Obwohl sie manchmal Angst gehabt hatte, dass ihm etwas passieren könnte, hatte sie nicht versucht, ihn von den Fahrten abzubringen, denn sie hatte es gebraucht, dass er jeden Abend kam. Sie hatte sich nach seinen Umarmungen und seinen Küssen gesehnt. Er war wie eine Droge für sie gewesen, eine sinnliche und ungemein berauschende Droge. So wirkte er jetzt noch auf sie.
    Nur dass sie inzwischen begriffen hatte, dass man für das, wonach man sich am meisten sehnte, manchmal einen unglaub lich hohen Preis zahlen musste.
    An Zekes Reaktion, als sie ihm damals von Pats Warnung erzählt hatte, hätte sie erkennen müssen, dass ihr Traum vom Eheparadies ein bisschen zu rosig ausgefallen war.
    „Ach, hat unsere Brautjungfer
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