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Wie im goldenen Kaefig

Wie im goldenen Kaefig

Titel: Wie im goldenen Kaefig
Autoren: Helen Brooks
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zwischen ihnen ernsthaft gefährdet gewesen. Sie hatte von ihm verlangt, dass er ihr vertraute, und das galt natürlich auch für sie selbst.
    Trotzdem dauerte es Stunden, bis sie endlich in unruhigen Schlaf fiel.
    Am nächsten Morgen wachte Marianne später auf als sonst und fühlte sich ungewöhnlich schlapp und müde. Es war Sonntag. In der Ferne läuteten Kirchenglocken, und unten im Flur hörte sie die Stimmen von Zeke und Pat. Ich sollte mich anziehen und zu ihnen hinuntergehen, dachte sie.
    Sie musste sich zwingen, sich im Bett aufzusetzen, aber ihr wurde plötzlich so schwindelig, dass sie fürchtete, sie würde ohnmächtig werden. Erschöpft ließ sie sich zurück in die Kissen sinken. Dann war ihr mit einem Mal extrem übel.
    Schnell schleppte sie sich ins Bad. Nachdem sie den Inhalt ihres Magens los war, ging es ihr ein bisschen besser, und sie schlüpfte zurück ins Bett. Gerade hatte sie sich wieder zugedeckt, als Zeke den Raum betrat.
    Lächelnd kam er auf sie zu, eine Tasse Tee in der Hand. “Marianne?” Er wurde blass. “Was ist denn, Darling? Bist du krank?”
    “Mir ist furchtbar schlecht.” Dabei hasste sie es, krank zu sein. “Ich muss mir wohl den Magen verdorben oder mir eine Magengrippe geholt haben.”
    Zeke nahm sofort alles in die Hand. Er befahl ihr, im Bett zu bleiben, und versicherte, dass er und Pat das, Sonntagsessen ohne sie zubereiten würden.
    Mittags fühlte sie sich jedoch wieder so gut, dass sie nach unten ging und sich Roastbeef und Yorkshire Pudding mit drei verschiedenen Gemüsebeilagen schmecken ließ.

    Am Nachmittag machten sie zu dritt einen Spaziergang und kehrten noch kurz in einem Gasthaus ein, ehe Pat nach Bridgeton zurückfuhr. Sie hatte versprochen, bald wiederzukommen.
    Marianne schlief in der folgenden Nacht so tief, dass sie gar nicht richtig aufwachte, als Zeke sich morgens mit einem Kuss von ihr verabschiedete’.
    Wieder hatte er ihr eine Tasse Tee hingestellt. Genau wie am Tag zuvor musste sie dann, kaum dass sie sich im Bett aufgesetzt hatte, ins Bad laufen und sich übergeben. Diesmal hatte sie einen ganz anderen Verdacht, woran es liegen könnte, dass ihr morgens so schlecht wurde. Aber das war ja Unsinn. Oder doch nicht?
    Am späten Vormittag besorgte sich Marianne aus der Apotheke einen Schwangerschaftstest, der ihre Vermutung bestätigte. Sie erwartete ein Baby.
    Zekes Baby. Sie hatten neues Leben gezeugt. Unwillkürlich legte sie eine Hand schützend auf ihren Bauch.
    Wie ist es möglich, dass ich mich freue und gleichzeitig zittrig, vor Angst bin?
    fragte sie sich. Ein Baby war etwas so Wunderbares. Die Erfüllung eines lang gehegten Traumes. Aber leider kam es zur falschen Zeit. Viel zu früh für Zeke.
    Gerade erst hatte er akzeptiert, dass sie studieren, einen Beruf ergreifen und noch andere Menschen außer ihm treffen würde. Die Schwangerschaft würde dem ein Ende setzen und ihre Pläne um mehrere Jahre hinauszögern. Denn sie hatte niemals nur ein Kind bekommen wollen. Eher zwei oder drei dicht hintereinander, so dass jedes einen Bruder oder eine Schwester besaß.
    Die Schwangerschaft würde Zeke eine willkommene Entschuldigung dafür bieten, in seine alten herrschsüchtigen und besitzergreifenden Verhaltensweisen zurückzufallen. Nein, so darf ich nicht denken, ermahnte sich Marianne. Ich habe mir über alles in der Welt ein Kind gewünscht, und für Zeke wird es die Erfüllung eines Traumes sein. Wie sehr wird er sich freuen. Nur ihr selbst hätte es besser gepasst, wenn sie noch einige Jahre Zeit gehabt hätte. Dann hätte Zeke seine Eifersucht und sein Misstrauen überwinden können. Jetzt hatte sie wieder Angst um ihre Beziehung und um ihre beruflichen Pläne.
    Ob sie in einigen Jahren oder vielleicht sogar erst in zehn Jahren noch immer die Kraft und Entschlossenheit besitzen würde, eine Ausbildung zu beginnen?
    Würde sie sich das Recht darauf in jener fernen Zukunft noch einmal hart erkämpfen müssen? Und das unter erschwerten Bedingungen, weil sie nicht mehr nur auf Zeke, sondern auf eine Familie Rücksicht nehmen müsste? Bis Zeke nach Hause kam, war sie ganz erschöpft von all den Grübeleien und Zweifeln.
    Sie empfing ihn an der Haustür und führte ihn direkt ins Esszimmer, wo sie einen Tisch mit dem besten Silber und den Kristallgläsern festlich gedeckt hatte.
    Eine Schale mit frischen Blumen verströmte süßen Duft, und zwei Kerzen tauchten den Tisch in romantisches Licht.
    “Was ist los?” fragte Zeke ganz erstaunt.
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