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Wie im goldenen Kaefig

Wie im goldenen Kaefig

Titel: Wie im goldenen Kaefig
Autoren: Helen Brooks
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brauchte ihn ebenso sehr wie er sie.
    Auch der Rest des Hauses entsprach ihren Vorstellungen. Oben war allerdings nur das große Schlafzimmer eingerichtet. In den übrigen Räumen befanden sich Teppiche und Vorhänge, die die Bedlows dagelassen hatten, und hier und da stand eins ihrer Möbelstücke, aber sonst war noch nichts fertig eingerichtet.
    Sie saßen bis tief in die Nacht beisammen und schmiedeten Pläne. Als sie ins Bett gingen, liebten sie sich, bis es dämmerte und die Vögel im Garten ihr Morgenkonzert begannen. In unserem Garten, dachte Marianne staunend.
    Den Sonntag verbrachten sie hauptsächlich im Bett. Am Montag rief Zeke im Büro an und nahm sich den Tag frei. Allmählich lebten sie sich ein. Marianne arbeitete noch einige Tage weiter im Supermarkt, bis Mrs. Polinskis Tochter, die ihre Rückkehr aus Polen mehrmals verschoben hatte, wieder zu Hause war.
    Dann machte sie sich voller Elan daran, das Haus fertig einzurichten.
    Zeke fuhr morgens später ins Büro und kam abends früher nach Hause, oft schon am Nachmittag. An zwei Abenden packte Marianne den Stier bei den Hörnern, breitete die Prospekte der Universitäten vor Zeke aus und zeigte ihm, welche Kurse sie belegen wollte.
    Er bewies wohlwollendes Interesse und hielt sich ansonsten sehr zurück, Als sie in der dritten Woche im eigenen Haus Pat übers Wochenende einlud, ließ er die beiden Frauen den Samstag tagsüber allein, damit sie sich in Ruhe unterhalten konnten, und führte sie abends zum Essen aus. Den ganzen Abend über benahm er sich Pat gegenüber untadelig, so dass er sie am Ende für sich eingenommen hatte, obwohl sie zunächst misstrauisch gewesen war.
    “Du hast absichtlich deinen ganzen Charme spielen lassen, Zeke Buchanan”, warf Marianne ihm vor, als sie ins Bett gingen. Sie musste über seine selbstzufriedene Miene lachen.
    “Das streite ich nicht ab.” Er lächelte.
    Unwillkürlich erwiderte sie das Lächeln. Er wirkte in letzter Zeit fröhlicher, wie befreit, und sie hoffte inständig, dass diese Stimmung anhalten würde.
    Immerhin hatte er nun akzeptiert, dass sie studieren würde. Er hatte ihre Pläne sogar beim Abendessen mit Pat und ihr diskutiert. Das gemeinsame Essen mit Pat war seine Idee gewesen. Er schien das Nachtleben in London und sein Apartment nicht zu vermissen, und anscheinend gefiel ihm das Leben in einem Vorort. Aber konnte sie sich auf Dauer darauf verlassen? Marianne kuschelte sich ein bisschen tiefer in ihre Decken. Neben ihr schlief Zeke schon.
    In der ersten Nacht in ihrem Haus hatte er ihr erzählt, dass ihm das Treffen mit ihr und Wilmer vor dem Supermarkt eine Lehre gewesen sei. Dort habe er gemerkt, dass er am Abgrund stand.
    “Du hattest mir gesagt, ich würde dein Leben ebenso ruinieren wie mein eigenes, wenn ich mich nicht in den Griff bekäme, Marianne. Das hat eingeschlagen wie ein Blitz. Ich kann nicht erklären, wieso, aber zuvor hatte ich die Dinge einfach noch nie so gesehen.”
    “Weil du nicht begriffen hattest, wie sehr ich dich liebe?” hatte sie sanft gefragt. “War das der Grund?”
    “Ich weiß es nicht. Vielleicht. Aber der Schock, ihn mit dir zusammen zu sehen, sein Gesichtsausdruck, als er dich angeblickt hat - ich dachte, ich hätte dich verloren. Und dann hast du mir noch einmal deutlich gesagt, dass du mich liebst. Es war wie eine zweite Chance. Tja, und dann bin ich wütend geworden.”
    “Auf mich?”
    “Nein, auf mich selbst. Es war mein Problem, aber ich war dabei, es dir aufzuhalsen. Das war unfair. Eigentlich war nichts an dieser ganzen Sache fair.”
    “Deine Kindheit auch nicht”, hatte sie sanft gesagt und ihn in den Arm genommen.
    “Nein, aber andere Menschen erleben weit Schlimmeres, ohne dass es sie zerstört. An diesem Tag sah ich meinen Gipsverband an und wusste, dass manche Verletzungen ernsthafter sind als Knochenbrüche. Ich war doch immer so stolz darauf gewesen, ein Kämpfer zu sein und jede schwierige Situation als Chance zu sehen. Also beschloss ich, dass es an der Zeit sei, diese Einstellung auch auf seelische Schwierigkeiten anzuwenden.”
    Danach hatten sie sich noch eine Weile unterhalten, und Marianne war für den Moment beruhigt gewesen. Trotzdem hatte sie nach wie vor Zweifel. Ihr unglückliches zweites Ehejahr und die Zeit der Trennung hatten ihre Spuren hinterlassen.
    Jetzt verdrängte sie resolut alle negativen Gedanken. Zeke war sehr intuitiv, und wenn er geahnt hätte, dass sie an ihm zweifelte, wäre die neu gefundene Harmonie
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