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Wie entführt man einen Herzog?

Wie entführt man einen Herzog?

Titel: Wie entführt man einen Herzog?
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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seinem Verhalten bewiesen. Trotzdem schien er zu glauben, er könne sie vom Gegenteil überzeugen, wenn er nur lange genug vor ihrer Tür ausharrte und schließlich die Gelegenheit erhielt, mit ihr zu sprechen. Dieser Egoist! Er wollte eben alles: ein Vermögen, eine fügsame Gattin und seine Freiheit! Das allerdings entsprach nicht ihrer Abmachung!
    Zorn wallte in ihr auf. Sie hätte mit dem, was sie damals nach der Eheschließung abgesprochen hatten, zufrieden sein können. Doch Adam hatte sie erst davon überzeugt, dass sie sich wie eine Duchess kleiden und benehmen sollte, und dann hatte er sie auch noch in sein Bett geholt. Wenn sie die Wonnen dieser Nächte nie kennengelernt hätte, wäre sie jetzt nicht so eifersüchtig und unglücklich. Sie hätte sich gar nicht für seine Affären interessiert!
    Verflixt, warum hatte er sich ihr gegenüber bloß eine Zeit lang so liebevoll und fürsorglich gezeigt? Wenn er sich kühl und gleichgültig verhalten hätte, dann hätte er nie ihr Herz gewonnen. Dann hätte er ihr das Herz auch nicht brechen können.
    Ich darf jetzt nicht schwach werden, dachte sie, ich muss fort, solange ich noch nicht vergessen habe, was er mir angetan hat.
    Wenn sie weiterhin in Bellston Manor blieb, würde sie einem Gespräch mit Adam irgendwann nicht mehr aus dem Wege gehen können. Sie würde sich wieder von ihm einwickeln lassen, von seinem Charme, seinen schönen Worten, seinem liebevollen Lächeln, seinen Zärtlichkeiten, die ihr so sehr fehlten. Aber sie würde in der ständigen Angst leben, aufs Neue von ihm verletzt zu werden. Natürlich würde er ihr eines Tages wieder wehtun! Er würde sie zerbrechen.
    Um das zu verhindern, musste sie ihn verlassen.
    Jetzt gleich!
    Sie riss die Tür auf, entschlossen, ohne ein Wort an ihm vorbeizustürmen.
    Beinahe wäre sie über ihn gestolpert. Er stand nämlich nicht vor der Tür, sondern hatte sich, den Rücken an den Rahmen gelehnt, die Knie vor der Brust hochgezogen, auf den Boden gesetzt.
    Sie hielt sich an der Tür fest, um nicht zu stürzen. Dann hörte sie sich fragen: „Was tust du hier?“ Dabei hatte sie doch fest vorgehabt, nicht mit ihm zu sprechen!
    Er schaute, überrascht durch ihr plötzliches Erscheinen, zu ihr auf.
    O Gott, wie schön seine blauen Augen waren!
    „Ich habe auf dich gewartet. Irgendwann, dachte ich, musst du die Bibliothek verlassen. Da ich den Zeitpunkt nicht verpassen wollte, habe ich mich entschlossen, hierzubleiben. Ich habe mich hingesetzt, weil ich zu müde war, um ständig auf und ab zu laufen.“
    Das hörte sich ja fast so an, als wolle er ihr einen Vorwurf daraus machen, dass er erschöpft war. Ha! „Ich wäre längst fort“, erklärte sie kühl, „wenn irgendwer mir beim Packen helfen würde.“
    „Du willst mich also wirklich verlassen?“
    „Ja.“
    „Ich kann es dir nicht einmal verübeln …“ Er erhob sich mit langsamen, mühevollen Bewegungen, so als läge eine schwere Last auf seinen Schultern. Seine Miene, die eben noch so viel Qual widergespiegelt hatte, wirkte jetzt ausdruckslos. „Darf ich einen Moment lang hereinkommen? Ich würde das alles nur sehr ungern im Flur besprechen.“
    Glaubte er etwa, es gäbe irgendwen im Haus, der nichts von ihrem Streit mitbekommen hatte? Glaubte er, es mache auch nur den geringsten Unterschied, wenn ihnen jetzt alle beim Streiten zuhörten?
    „Gut. Komm herein.“
    Er folgte ihr in die Bibliothek und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Dann legte er die Hände hinter den Rücken und schaute Penelope schweigend an.
    „Nun?“, drängte sie.
    „Bist du dir schon darüber im Klaren, wohin du gehen willst? Ich hoffe, du beabsichtigst nicht, wieder zu deinem Bruder zu ziehen?“
    Hector würde sie wahrscheinlich bei sich aufnehmen. Allerdings würde er dafür sorgen, dass sie nie vergaß, welche Fehler sie gemacht hatte. „Nein, ich denke nicht, dass ich zu ihm zurückmöchte“, erklärte sie.
    Adam seufzte. „Du glaubst mir vielleicht nicht, aber ich mache mir Sorgen um dich. Ich möchte nicht, dass du dich in Gefahr bringst. Vor allem, da wir nicht wissen, ob du vielleicht ein Kind erwartest.“
    Ein neues Problem, verflixt! Eines, das sie noch gar nicht in Erwägung gezogen hatte. „In ein paar Tagen müssten wir darüber Klarheit haben.“
    „Außerdem brauchst du natürlich Platz für deine Bücher.“
    Sie ließ den Blick über die Regale wandern. Früher hatte sie in all diesen Bänden gute Freunde gesehen. Jetzt waren sie lediglich eine
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