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Wie entführt man einen Herzog?

Wie entführt man einen Herzog?

Titel: Wie entführt man einen Herzog?
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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mein eigener!“
    Damit stürzte sie aus dem Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
    Adam starrte die Tür an und stellte verwundert fest, dass er sich völlig leer fühlte. Da war kein Zorn mehr, kein Kummer, keine Angst. Nur diese unglaubliche Leere …
    Schließlich wandte er sich zu Timothy um, der in sich zusammengesunken auf einem Stuhl hockte. Er musste tatsächlich sehr betrunken sein, denn auch als Adam ihn ansprach, rührte er sich nicht. Erst als er ihn bei der Schulter packte und schüttelte, hob Timothy den Kopf, wischte sich mit der Hand über den blutverschmierten Mund und zischte. „Da siehst du, was du angerichtet hast. Bist du nun endlich zufrieden?“
    „Bist du zufrieden?“
    Er überlegte. „Ja. Denn ich sehe dir an, dass du endlich begriffen hast, wie ich mich seit Langem fühle: leer.“
    „Hm …“
    „Und jetzt stell dir vor, wie sie mit einem anderen zusammen ist.“
    Adam runzelte die Stirn. Er sollte sich ausmalen, dass Penny einen anderen küsste, dass sie ihn streichelte, sich an ihn schmiegte und … Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn. „O Gott …“, stöhnte er. Die Leere war fort. An seine Stelle war ein alles verschlingender Schmerz getreten.
    Timothy hatte sich unterdessen mühsam erhoben. „Ich wünschte, ich fände die Kraft, Clarissa zu verlassen“, murmelte er. „Aber dann wird sie einen Machtkampf wegen der Kinder beginnen. Das kann ich den Kleinen nicht zumuten. Die Ärmsten haben eine solche Mutter nicht verdient.“
    „Niemand hat es verdient, mit einer Frau wie Clarissa leben zu müssen. Bei Jupiter, ich wünschte, ich wäre ihr nie begegnet. Am liebsten würde ich sie zur Hölle schicken! Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte! Verflixt, Tim, es tut mir so leid …“
    „Deine Reue kommt ein bisschen spät. Ich werde jetzt heimreiten. Und ich werde veranlassen, dass man dich nicht mehr ins Haus lässt.“
    „Ich verstehe.“ Adam nickte bedrückt. „Dann wirst du wohl auch nicht mehr herkommen wollen. Leb wohl, mein Freund. Darf ich dir zum Abschied noch einen Rat geben: Wenn du Briefe findest, die ich Clarissa geschrieben habe – sie wird wohl dafür sorgen, dass sie dir in die Hände fallen, denn sie ist sehr zornig, weil ich sie heute Morgen abgewiesen habe –, dann wirf sie ungelesen ins Feuer. Sie sind alt und haben nichts mehr zu bedeuten.“
    „Ich werde sie verbrennen“, versprach Timothy.
    Eins, zwei, drei …
    Penelope begann zum dritten Mal zu zählen. Zuvor hatte sie vor Zorn ein Buch auf die Erde geworfen, mit dem Fuß aufgestampft und auf ein Kissen eingeschlagen. … vier, fünf, sechs … Nein, es hatte keinen Zweck. So würde sie sich nie beruhigen. Sie musste etwas tun !
    Ob Adam und Timothy sich noch in der Bibliothek aufhielten? Nun, es war ihr egal! Sie ließ sich weder von ihrem Gatten noch von sonst irgendwem herumkommandieren! Mit großen Schritten eilte sie zurück zur Bibliothek. Niemand war dort. Sie läutete nach Jem. Während sie auf ihn wartete, riss sie wahllos Bücher aus den Regalen. Sie würde Bellston Manor verlassen!
    Jem beobachtete sie einen kurzen Moment lang, ehe er sich räusperte.
    „Da sind Sie ja endlich! Holen Sie die Kisten, und packen Sie meine Bücher ein.“
    „Wohin sollen sie gebracht werden, Euer Gnaden?“
    „Keine Ahnung. Und jetzt machen Sie sich endlich an die Arbeit!“
    „Gehen wir zurück nach London? Oder planen Sie einen Aufenthalt …“
    „Wir gehen weg !“, unterbrach sie ihn. „Weg! Und ich will nicht darüber reden. Packen Sie die Bücher ein!“
    „Nein.“
    „Jem?“
    „Nein, Euer Gnaden. Ich habe diesen Unsinn satt. Wissen Sie, wie oft ich diese Bücher für Sie hin und her geschleppt habe? Mein Rücken tut weh, wenn ich nur daran denke. Und nun reicht es mir.“
    „Ich verlasse Bellston Manor. Und ich werde meine Bücher nicht hierlassen!“
    Jem schwieg.
    Ungläubig starrte Penelope ihn an. Dann, als ihr klar wurde, dass sie ihn nicht zwingen konnte, den Befehl auszuführen, sagte sie: „Gut, ich werde die Bücher selbst packen. Sie können meiner Zofe mit den Kleidern helfen.“
    Er rührte sich nicht vom Fleck.
    „Na los, gehen Sie endlich!“
    Jem verschränkte seine Arme vor der Brust und blieb stehen.
    Penelopes Augen füllten sich mit Tränen. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und schluchzte: „Ich kenne ihn erst seit zwei Monaten, und schon hat er alles kaputt gemacht. Ich bin nicht mehr ich selbst. Ich kleide mich anders. Es gibt Wichtigeres als
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