Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie entführt man einen Herzog?

Wie entführt man einen Herzog?

Titel: Wie entführt man einen Herzog?
Autoren: CHRISTINE MERRILL
Vom Netzwerk:
Sie mir eine Kutsche besorgen.“
    „Sie beabsichtigen, eine Ausfahrt zu unternehmen, Miss?“
    „Würde ich sonst nach einer Kutsche verlangen?“
    „Dann wollen Sie wohl in den Buchladen?“
    Vermutlich hat er das Gespräch in der Eingangshalle belauscht, dachte Penelope, und befürchtet nun, ich wolle mich über Hectors Befehle hinwegsetzen.
    Laut sagte sie: „Es ist mir nicht gestattet, Bücher zu kaufen.“
    Jem entspannte sich ein wenig.
    „Deshalb werde ich etwas tun, wogegen mein Bruder nichts einwenden kann. Ja, er hat es sogar ausdrücklich von mir verlangt. Er sagte, ich solle mich mehr wie andere junge Damen benehmen.“
    Der Bedienstete schaute sie erwartungsvoll an.
    „Also werde ich mir einen Gatten suchen.“
    „Alles verloren …“ Adam Felkirk, Duke of Bellston, starrte auf den Brief, den er in den Händen hielt. Er konnte die Buchstaben kaum entziffern, so sehr zitterten seine Finger und demzufolge auch das Blatt Papier.
    Tief seufzte er auf. Es war in gewisser Weise beruhigend, dass er mehr Trauer über den Tod von beinahe hundert Seeleuten empfand, als über den Verlust der Ladung. Sein Mitgefühl galt auch den Frauen und Kindern der Verstorbenen. Waren sie sich darüber klar gewesen, wie gefährlich der Beruf ihrer Angehörigen war? Vermutlich ja …
    Bellston hingegen hatte nie darüber nachgedacht, dass seine Investition große Risiken barg. Als er sich entschloss, Geld ins Tabakgeschäft zu stecken, war er sich klug und vernünftig vorgekommen.
    Er verstand wenig von solchen Dingen, denn sein Hauptinteresse galt der Verwaltung des Familienbesitzes. Im Frühjahr waren ungewöhnlich viele Lämmer gestorben. Dann hatte die sommerliche Trockenheit eine schlechte Getreideernte zur Folge gehabt. Also hatte er sich nach einem gewinnbringenden Unternehmen umgeschaut, um die Verluste ausgleichen zu können. Als er erfuhr, wie groß die Gewinnspanne bei Tabak war, hatte er sich entschlossen, sein verbliebenes Geld zu investieren.
    Jetzt aber war das Schiff gesunken. Seine Pläne waren gescheitert. Er war ruiniert.
    Dafür konnte er nur sich selbst verantwortlich machen. Er trug die Schuld an allem. Gott bestrafte ihn für die Fehler, die er im Jahr zuvor begangen hatte. Er selbst würde sich niemals verzeihen, dass es zu dem Brand gekommen war. Aber warum wurden so viele andere mit ihm bestraft? Als er an die für immer von Brandwunden gekennzeichneten Arme seines Bruders dachte, spürte er, wie die Last der Verantwortung ihn niederdrückte.
    Die schlechte Ernte hatte ihn vor die Wahl gestellt, entweder seinen Bauern die Pacht zu erlassen oder sie samt ihren Familien auf die Straße zu setzen, weil sie nicht zahlen konnten. Er hatte ihnen erlaubt zu bleiben, aber hungern würden sie im Winter trotzdem. Immerhin würden sie überleben, während die Seeleute auf dem Tabak-Frachter ertrunken waren.
    Er würde seinem Bruder mitteilen müssen, dass von ihrem väterlichen Erbe nichts mehr übrig war. Der Besitz war hoch verschuldet, das Herrenhaus seit dem Brand teilweise zerstört. Und es gab nichts mehr, das er verkaufen konnte, denn seine Herden waren geschrumpft, seine Felder kahl, und sein Tabak lag auf dem Meeresgrund.
    Ihm fiel nichts ein, was er noch hätte tun können. Ja, er fürchtete sich sogar davor, etwas zu unternehmen, weil womöglich wieder Unschuldige unter den Folgen leiden würden.
    Er bestellte sich noch einen Whisky. Wenn er sich nicht verrechnet hatte, würde er mit seinem restlichen Geld genug Alkohol kaufen können, um sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. Zu mehr allerdings würde es nicht reichen. Vielleicht würde der Wirt ihm ein Zimmer überlassen, ohne auf einer Vorauszahlung zu bestehen, weil sein Äußeres auf einen gewissen Wohlstand schließen ließ. Man sah ihm schließlich nicht an, dass zu Hause ein hoher Stapel unbezahlter Rechnungen auf ihn wartete.
    Ihm blieben nur noch zwei Dinge von Wert: die Uhr seines Vaters und die Lebensversicherung, die er vor einiger Zeit abgeschlossen hatte.
    Seine Hände hörten auf zu zittern, als ihm klar wurde, dass er eine Lösung für seine Probleme gefunden hatte. Als Verwalter des ererbten Besitzes und auch als Privatmann hatte er versagt. Er hatte die Ehre der Felkirks beschmutzt und das Familienvermögen verloren. Er hatte seinen besten Freund hintergangen und war dafür bestraft worden. Als Gentleman blieb ihm eigentlich nur ein ehrbarer Ausweg: Er musste einen Abschiedsbrief schreiben und sich erschießen. Dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher