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Wie entführt man einen Herzog?

Wie entführt man einen Herzog?

Titel: Wie entführt man einen Herzog?
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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ein Machtwort zu sprechen: Keine Bücher mehr, Penny! Jedenfalls nicht, ehe du nicht bewiesen hast, dass du bereit bist, dich wie ein erwachsener Mensch zu benehmen.“
    „Keine Bücher mehr?“, wiederholte sie fassungslos. Ihr war, als fehle ihr plötzlich die Luft zum Atmen. Wahrscheinlich gab es eine Reihe von jungen Damen, die ähnlich schockiert waren, wenn ihr strenger älterer Bruder ihnen damit drohte, dass sie eine Zeit lang auf Besuche bei ihren Freundinnen sowie auf neue Kleider und Bälle würden verzichten müssen. „Das kannst du nicht tun!“, rief sie aus. Ohne die Werke ihrer geliebten Dichter würde sie das Gefühl haben, allein und hilflos in einer feindlich gesinnten Welt zu leben.
    „Oh, ich denke doch, dass ich das tun kann.“
    „Vater hätte es nicht zugelassen!“
    „Vater hat zweifellos angenommen, du würdest in deinem Alter längst eine eigene Familie haben. Jedenfalls hat er mich testamentarisch zum Verwalter deines Erbes bestellt. Das wird sich erst ändern, wenn du heiratest. Leider scheinst du nicht in der Lage zu sein, einen Gatten zu finden. Deshalb bin ich noch immer für dich und dein Geld verantwortlich. Ich werde nicht zulassen, dass du dein Vermögen aufzehrst, um dich mit bedrucktem Papier zu umgeben.“
    „Die Anschaffung von ein paar Büchern dürfte kaum ausreichen, um mein Erbe aufzuzehren.“
    „Ein paar Bücher?“ Er lachte spöttisch auf. „Das …“, mit dem Finger wies er auf einige ledergebundene Bände, die auf einem Tischchen lagen, „… sind ein paar Bücher. Aber dann gibt es noch viele andere: die, die du im Speisezimmer aufbewahrst, die, die du im Frühstücksraum herumliegen lässt, die, die du im Salon vergessen hast, und die, die du mit in dein Schlafzimmer genommen hast. Außerdem, das wirst du wohl nicht leugnen wollen, quellen die Regale in der Bibliothek über.“
    „Das alles war schon so, als Vater noch lebte. Er hat Bücher geliebt. Die wenigen Bände, die ich seiner Sammlung hinzugefügt habe, sind …“
    Hector unterbrach sie. „Es war völlig unnötig, seiner Sammlung überhaupt etwas hinzuzufügen! In diesem Haus gibt es mehr Bücher, als ein Mensch im Laufe seines Lebens lesen kann.“
    Penelope runzelte ärgerlich die Stirn und dachte: Vielleicht, wenn man so langsam liest wie du, mein ungebildeter Bruder!
    „Und jetzt beginnst du Bücher zu kaufen, die du bereits besitzt! Das ist nicht normal. Das muss aufhören, Penny. Verstehst du mich? Ich bin mit meiner Geduld am Ende!“
    Diesmal vergaß sie zu zählen. Ihr Temperament ging mit ihr durch, und sie rief zornig: „Unter diesen Umständen bin ich nicht bereit, auch nur einen Tag länger mit dir unter einem Dach zu leben!“
    „Nun, du hast wohl keine andere Wahl.“
    „Ich könnte heiraten! Ja, ich werde jemanden zum Ehemann nehmen, der mehr Verständnis für mich hat als du. Mein Gatte wird einfühlsam, freundlich und großzügig sein! Er wird nichts dagegen einzuwenden haben, dass ich ein paar Pfund im Monat für Bücher ausgebe.“
    Der Blick ihres Bruders drückte Mitleid aus, aber seine Stimme hatte einen sarkastischen Unterton, als er fragte: „Und wo, liebe Schwester, wirst du diesen idealen Gemahl finden? Hast du etwa vergessen, welche Katastrophen du als Debütantin heraufbeschworen hast? Trotz deiner beachtlichen Mitgift wollte dich niemand haben, der sich auch nur ein einziges Mal mit dir unterhalten hatte. Du bist viel zu eigensinnig. Ein Gentleman zieht eben eine Gattin vor, die sich bereitwillig seiner Führung anvertraut, seine Klugheit nicht infrage stellt und den Haushalt nicht vernachlässigt, weil sie ständig die Nase in ein Buch steckt.“
    Vier Jahre war es her, dass sie in die Gesellschaft eingeführt worden war, aber die Erinnerung an jene Saison schmerzte Penelope noch immer. Es war beschämend, daran zurückzudenken, wie wenig Erfolg sie gehabt hatte. Trotzdem straffte sie jetzt kampflustig die Schultern. „Bestimmt gibt es irgendwo einen Gentleman, der nichts gegen eine intelligente Gemahlin einzuwenden hat. Jemanden, mit dem ich mich austauschen kann …“
    „Ha!“ Hector schüttelte missbilligend den Kopf. „Solltest du jemals einen solchen Mann kennenlernen, werde ich nichts gegen eure Heirat einwenden. Allerdings habe ich den Eindruck, dass du nicht einmal nach einem Gatten suchst. Und wie sollte ein Gentleman, der sich verehelichen will, dich finden? Du versteckst dich doch ständig hinter deinen Büchern und verlässt nie das Haus.
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