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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau
Autoren: Daphne Clair
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nun müde sei. Auch wenn sie seine Entschuldigung akzeptierte, merkte er, wie kurz angebunden sie beim Abschied war. Also würde er etwas gutzumachen haben.
    Drei Tage später saß Rachel gerade im Raucherzimmer und ging all die Schachteln mit den alten Briefen, Tagebüchern und Papieren durch, als sich plötzlich die Tür öffnete und Bryn mit einem großen Karton in den Händen hereinkam. „Dein Scanner“, sagte er. „Wo soll ich ihn hinstellen?“
    „Auf den Tisch.“ Sie zog die Handschuhe aus, die sie trug, um die alten, brüchigen Dokumente nicht zu beschädigen. Dann räumte sie ein paar Schachteln von dem schweren Eichentisch in der Ecke, auf dem auch ihr Computer stand. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du ihn selbst vorbeibringst.“
    „Ich wollte nach meiner Mutter sehen.“
    „Ihr scheint es gut zu gehen. Hast du sie schon getroffen?“
    Er hatte sich ein Papiermesser aus einer Schublade genommen und begann, das Klebband um den Karton herum aufzuschneiden. „Ja. Gerade kümmert sie sich um die Topfpflanzen auf der Terrasse. Sie ist ganz aus dem Häuschen wegen dieser Geschichte hier.“ Er deutete mit dem Kopf auf die Dokumente. „Kommst du denn weiter?“
    „Es könnte schwierig werden zu entscheiden, was ich weglassen soll, weil so eine Fülle von Material da ist.“
    Nachdem sie den Scanner-Printer an den Laptop angeschlossen hatten, setzte Rachel sich an den Tisch, um ihn auszuprobieren, während Bryn sich gegen die Tischkante lehnte.
    Als wenig später ein Blatt Papier aus dem Drucker kam, griffen sie beide danach, und ihre Finger berührten sich kurz. Schnell zog Rachel ihre Hand weg, und Bryn warf ihr einen seltsamen Blick zu, ehe er das Testblatt nahm, um es zu prüfen. „Sieht gut aus.“ Er gab es Rachel.
    „Stimmt.“ Sie hielt den Blick auf das Blatt Papier gesenkt. „Das wird mir die Arbeit sehr erleichtern.“
    „Freut mich, wenn ich dir zu Diensten sein kann“, antwortete er trocken.
    Als sie aufschaute, merkte sie, dass er sie neugierig ansah, glaubte aber auch einen Anflug von Verärgerung zu entdecken. Dann wandte er sich ab und schlenderte zu dem Tisch, auf dem sie die Dokumente, teilweise in Klarsichtfolien, ausgebreitet hatte. Vorsichtig drehte er eines zu sich herum, um es lesen zu können. „Was ist das denn?“
    Sie trat neben ihn. „Ein Lieferschein der alten Sägemühle mit ein paar Bemerkungen. Wahrscheinlich hat dein Ururgroßvater ihn geschrieben.“ Samuel Donovan hatte seine erste Mühle am Ufer eines nahe gelegenen Wasserfalls erbaut und ein Wasserrad benutzt, um sie anzutreiben. „Hast du das noch nie gesehen?“
    Bryn schüttelte den Kopf. „Ein seltsames Gefühl, das in der Hand zu halten.“ Er betrachtete die charakteristische Handschrift, die schon ein wenig verblasst war. „Anzeichen von Vergänglichkeit.“
    „Es gibt auch Briefe.“ Rachel deutete auf eine Plastikfolie, in der ein vergilbtes, verknittertes Blatt Papier steckte. „Den hat er seiner Frau geschrieben, bevor sie geheiratet haben.“
    „Meine Liebste“, las Bryn laut vor und warf Rachel ein schiefes Lächeln zu. „Ein Liebesbrief?“
    „Er schreibt darin vor allem über seine Pläne, ihr vor der Hochzeit ein Haus zu bauen. Offensichtlich liebte er sie sehr.“
    Bryn überflog die Seite, ehe er den letzten Abschnitt laut vorlas. „‚Ich kann es kaum noch erwarten, bis wir in unserem neuen Heim einziehen. Ich hoffe, dass es deine geschätzte Zustimmung findet, meine Liebste. Dein ergebenster Samuel, der dich von Herzen liebt.‘“
    Langsam hob er den Kopf. „Er muss ein richtiger Gefühlsmensch gewesen sein, nicht wahr? Wenn man an seine mürrische Miene auf dem Porträt denkt, hätte man das nicht erwartet.“
    „Das ist ja erst gemalt worden, als er schon ein erfolgreicher Geschäftsmann und eine Stütze der Gemeinschaft war.“ Der Mann auf dem Gemälde hatte einen Zwirbelbart und eine unfreundliche Miene. „Als er dies schrieb“, sie berührte den Brief, „war er noch ein junger Mann, der unsterblich verliebt war und sich darauf freute, seine Braut in sein Heim führen zu können.“
    „Sieht ganz so aus, als ob er auch dein Herz gewonnen hätte“, amüsierte sich Bryn.
    „Ich finde seinen Brief sehr berührend“, gab Rachel zu. Bryn würde sicher nie so etwas schreiben, selbst wenn er unsterblich verliebt war. „Für einen Historiker ist das hier eine Goldgrube. Ich kann es kaum erwarten, all diese Dokumente zu lesen.“
    Nachdenklich betrachtete er ihr
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