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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau
Autoren: Daphne Clair
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sicherlich aushelfen. Wir sehen uns dann gleich.“
    Er ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. „Herzlich willkommen, Rachel.“
    Nachdem sie sich frisch gemacht hatte und in flache Sandaletten geschlüpft war, ging Rachel nach unten, durchquerte das große Speisezimmer und trat auf die Terrasse, die von einem natürlichen Dach aus Weinreben beschattet wurde.
    Bryn und seine Mutter saßen an einem Tisch aus Rohrgeflecht, auf dessen Glasplatte ein großes Tablett mit Kaffeegeschirr stand. Sofort stand Bryn auf und zog für Rachel einen weiteren Stuhl heran.
    Während Lady Donovan Kaffee einschenkte und erzählte, lehnte Bryn sich in seinem Stuhl zurück. Ein geruhsamer Nachmittagskaffee war nicht eben nach seinem Geschmack, weil er viel zu energiegeladen war. Amüsiert begegnete er Rachels Blick, während seine Mutter sie mit einer Flut von Fragen über das Leben in Amerika bombardierte.
    Nachdem sie ausgetrunken hatten, bot Rachel an, beim Abwasch zu helfen. Doch Pearl, die beteuert hatte, Rachel sei nun alt genug, um sie bei ihrem Vornamen zu nennen, schüttelte den Kopf. „Ich mache das schon. Wir haben dich ja nicht für die Hausarbeit engagiert. Bryn, führe Rachel doch bitte durch den Garten und zeige ihr, was wir alles verändert haben.“
    Bryn war bereits aufgestanden und sah Rachel fragend an. Als auch sie sich erhob, legte er seine Hand leicht unter ihren Ellbogen.
    „Wer macht denn sonst die Hausarbeit?“, fragte sie, als sie die breite Treppe hinuntergingen. Für eine Person war es sicherlich viel zu viel.
    „Eine Haushälterin.“ Auf dem Rasen unten ließ er ihren Arm los. „Sie kommt an drei Nachmittagen die Woche, allerdings nicht am Wochenende.“
    Sie überquerten den Rasen und gingen an dem Swimmingpool vorbei, der ein wenig versteckt hinter Büschen lag.
    Die Donovans hatten Rachel und ihren Brüdern früher freien Zutritt zu ihrem Garten erlaubt, unter der Bedingung, dass sie die Blumenbeete nicht zerstörten. Liebend gern hatte Rachel hier Verstecken gespielt, vermeintlich wilde Tiere gejagt oder war bis hoch oben in die Bäume geklettert.
    Sie gingen weiter, beschattet von hohen Bäumen, und kamen schließlich zu einer Ziegelmauer. Einst hatte sich hier ein Durchgang zum Haus ihrer Familie befunden.
    „Weißt du, dass wir die Farm und das Landhaus verpachtet haben?“, fragte Bryn. Sie nickte und verkniff sich ein Lächeln. Nur ein Mensch wie er, der in einem Herrenhaus lebte, würde das Haus des Gutsverwalters ein Landhaus nennen.
    Der Weg führte von der Mauer zu einem recht versteckt liegenden Sommerhaus, dessen Dach von Moos bedeckt war, während Efeu an den Wänden hochrankte.
    Rachel hoffte, dass Bryn ihr Zögern nicht bemerkt hatte, ehe sie daran vorbeigingen. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen und gab stattdessen vor, die Rührmichnichtan zu bewundern, die auf der anderen Seite des Weges blühten, bis sie zu einer von duftendem Jasmin verzierten Pergola kamen.
    Vorsichtig berührte Rachel einen Zweig und atmete den Duft ein. Eine schlanke Hand griff an ihr vorbei und umfasste den Stängel.
    Erstaunt sah sie, dass Bryn ihr den Jasminzweig reichte. „Danke“, sagte sie, plötzlich atemlos, weil er so dicht vor ihr stand. Sein eindringlicher, fragender Blick ruhte auf ihrem Gesicht. Schnell senkte sie den Kopf, doch als sie weiterging, strich ihre Brust an seinem Oberkörper vorbei.
    Röte stieg in ihre Wangen, und als Bryn wieder neben ihr war, hielt sie den Blick auf den Jasmin gesenkt. Plötzlich stolperte sie über eine Baumwurzel, da sie vor lauter Aufregung nicht auf den Weg geachtet hatte.
    Sofort umfasste Bryn ihre Arme, während sein Atem eine lose Haarsträhne aus ihrer Stirn blies. „Ist alles in Ordnung?“
    „Ja, danke.“ Ihre nackten Zehen schmerzten, doch sie schaute nicht hinunter, sondern schenkte Bryn ein Lächeln, in der Hoffnung, dass es ihn beruhigen würde.
    Besorgt warf er einen Blick auf ihren Fuß und zog scharf die Luft ein.
    „Du blutest ja.“ Er ließ ihre Arme los, ging in die Hocke und umfasste sanft ihren Knöchel. „Halt dich an mir fest“, befahl er und stellte ihren Fuß auf sein Knie, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihre Hand auf seine Schulter zu legen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    „Es ist doch nicht schlimm“, protestierte sie und versuchte, ihren Fuß wegzuziehen.
    Dies hatte zur Folge, dass Bryn seinen Griff verstärkte. „Das sieht schmerzhaft aus. Wir sollten dich zurück zum Haus bringen.“
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