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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau
Autoren: Daphne Clair
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Stundensatz weit über dem, was sie sonst für einen vergleichbaren Job bekam.
    „Ich freue mich, Rivermeadows wiederzusehen“, sagte sie und hoffte, dass sie Bryns wenig begeisterten Ton missverstanden hatte. „Für mich sind ein paar wundervolle Erinnerungen mit diesem Haus verbunden.“
    Er warf ihr einen seltsamen Blick zu, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte.
    Versonnen schaute Rachel aus dem Fenster. An einen besonderen Vorfall dort wollte sie sich aber nur ungern erinnern. Und ihr Verstand hatte ihr eingeredet, dass Bryn ihn sicher schon lange vergessen hatte. Für sie mochte es ein entscheidender Moment gewesen sein. Sie war damals noch jung, ein verblendeter Teenager mit überschäumenden Gefühlen, während Bryn schon ein erwachsener Mann für sie gewesen war.
    „Tut mir leid, was mit deinem Vater passiert ist. Ich habe deiner Mutter eine Karte geschickt“, sagte sie.
    Bryn nickte. „Sein Tod hat sie tief getroffen.“
    Wieder bemerkte Rachel die Falte auf seiner Stirn. „Du machst dir Sorgen um sie?“
    „Ist das so offensichtlich?“
    Nur für die Menschen, denen du etwas bedeutest, wollte sie schon sagen, hielt sich jedoch zurück. Sie konnte ohnehin nur hoffen, dass er damals nicht mitbekommen hatte, dass sie über mehr als ein Jahr jede seiner Bewegungen beobachtet hatte, wenn er in ihrer Nähe war.
    Seitdem war viel passiert. Sie hatte sich verändert, und er sich vermutlich auch. Mit fünfundzwanzig war ihm die volle Verantwortung für einen neuen Sektor des Donovan-Unternehmens zugefallen. Er war erfolgreich und hatte den Namen Donovan auf dem internationalen Markt der Holzverarbeitung etabliert, sowie Tochterfirmen in verschiedenen Ländern aufgebaut. Inzwischen war er für das gesamte Unternehmen verantwortlich. Kein Wunder, dass er wie ein Mann wirkte, der Macht in Händen hielt und sie zu seinem Vorteil zu nutzen wusste.
    Das Haus sah genauso aus, wie Rachel es in Erinnerung hatte. Ein sehr gut erhaltenes, wunderschönes zweistöckiges weißes Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert aus dem Holz des Kauri-Baums erbaut, das aus dem Sägewerk der Donovans stammte. Eine große Veranda, von Säulen getragen, bildete die Vorderfront.
    Alte Eichen und ein mächtiger Magnolienbaum mit großen, cremefarbenen Blüten warfen ihre Schatten auf die ausgedehnten Rasenflächen und den Blumengarten. Die halbrunde Auffahrt war gesäumt von Lavendel und Rosen.
    Bryn hielt vor der breiten Steintreppe. Wenig später öffnete sich die massive Eingangstür, und Pearl Donovan erschien in einem hellgrünen Kleid. Einen Moment blieb sie auf der Schwelle stehen, ehe sie die Stufen hinuntereilte und Rachel in ihre Arme zog.
    „Wie schön, dich zu sehen.“ Lady Donovan trat einen kleinen Schritt zurück. „Und so hübsch bist du geworden. Ist sie nicht entzückend, Bryn. Wirklich schön.“
    „Stimmt“, bestätigte er kurz angebunden. „Wo soll ich ihre Sachen hinbringen?“
    „Ins Rosenzimmer“, erklärte seine Mutter. „Ich setze inzwischen Wasser auf. Wenn du fertig bist, Rachel, können wir auf der Terrasse Kaffee trinken.“
    Rachel folgte Bryn die Treppe hinauf zu den großen, kühlen Schlafzimmern. Eine Tür war angelehnt. Bryn stieß sie mit der Schulter auf und ging über den dicken Teppich zu einer geschnitzten Truhe, die am Fuß des Doppelbettes mit dem dunkelrosa Brokatüberwurf stand. Den Koffer legte er auf die Truhe, die kleinere Tasche mit ihren Fachbüchern stellte er auf den Boden. „Willst du deinen Laptop hier aufstellen?“, fragte er. „Allerdings könntest du auch unten im Raucherzimmer arbeiten.“
    Wie Rachel wusste, war es schon viele Jahre her, dass jemand in dem Raum, der eigentlich eine Privatbibliothek war, geraucht hatte. Doch der Name hatte sich in der Familie gehalten.
    „Hier, bitte“, sagte sie, und Bryn stellte den Computer auf den eleganten Tisch aus Walnussholz, der zwischen den hohen Fenstern mit den gerafften Vorhängen stand, die zu dem Bettüberwurf passten.
    Er sah zu der Tapete mit den hellrosa Rosen. „Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl.“ Seine Miene verriet, dass es ihm in diesem Raum nicht behagen würde.
    Lächelnd nickte Rachel ihm zu, und sein Mund verzog sich. „Meine Mutter hat recht“, sagte er. „Du bist schön geworden.“
    Dann wandte er den Blick ab. „Dein Badezimmer ist dort drüben.“ Er deutete mit dem Kopf zu einer Tür. „Es steht dir allein zur Verfügung. Solltest du noch etwas brauchen, kann meine Mutter dir
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