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Wie ein Wolf in der Nacht

Wie ein Wolf in der Nacht

Titel: Wie ein Wolf in der Nacht
Autoren: Jennifer Greene
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zwang sich, ihre Sachen auszupacken. Es gab keinen Grund, sich so gehen zu lassen. Ingesamt war ihr Leben wundervoll. Nur manchmal, so sehr sie ihre Adoptiveltern auch liebte, erinnerte sie sich an ihre Eltern, an deren Liebe und daran, dass sie wirklich zu ihnen gehört hatte. Früher einmal war sie ein furchtloses, freches Kind gewesen, das keine Sekunde daran gezweifelt hatte, dass die ganze Welt ihm gehörte.
    Sie war immer noch furchtlos, immer noch frech - oder jedenfalls neckten die Investoren, mit denen sie arbeitete, sie ständig damit. Und man hatte sie immer geliebt, selbst wenn sie ihre Eltern in sehr zartem Alter verloren hatte.
    Aber irgendwie hatte sie seit damals nie wieder dieses Gefühl gehabt, wirklich zu jemandem zu gehören.
    Als Lexie mit dem Auspacken fertig war, sah sie sich im Zimmer um - von der Öllampe auf der Kommode zum
    Flickenteppich und zu der großen, reich verzierten Tür mit dem schweren Messingschnappschloss. Es war ein schönes, rustikales Zimmer, gemütlich und anheimelnd.
    Aber sie gehörte hier ebenso wenig hin wie woandershin. In letzter Zeit drohte ein Gefühl tiefer Einsamkeit sie manchmal zu überwältigen.
    Lexie tat, was sie immer tat, wenn dunkle Schatten aus der Vergangenheit sie heimsuchten.
    Sie dachte an Geld. Es war das Einzige, in dem sie unzweifelhaft großartig war. Sie verdiente viel davon, häufte Unmengen davon an. Andere Frauen dachten an Liebe, Lexie träumte davon, in Silberdollars zu schwimmen und sie kühl und glatt über ihre erhitzte Haut gleiten zu lassen.
    Natürlich, Liebe war etwas Schönes. Aber wenn man die geliebten Menschen verlor, riss es einem das Herz aus der Brust. Geld war da sehr viel sicherer. Wenn man davon welches verlor, konnte man immer noch neues dazuverdienen.
    Die nächsten Wochen würde sie jedoch auf diesem gottverlassenen Flecken Erde am Ende der Welt festsitzen und konnte keinen einzigen Penny verdienen.
    Lexie sah auf die Uhr und machte sich auf den Weg nach unten zum Dinner. Wenigstens drohte ihr hier nicht die geringste Gefahr - es sei denn, man konnte auch von frischer Luft eine Oberdosis nehmen.
    Außerdem versprachen die beiden McKays sehr interessant zu werden. Sie würde bestimmt viel Spaß mit ihnen haben. Also bestand kein Grund für sie, sich Sorgen zu machen.

2 KAPITEL
    Cash ahnte, dass es Ärger geben würde.
    Er nahm sich eine zweite Portion Lasagne, obwohl er die erste kaum geschmeckt hatte.
    Während des ganzen Dinners hatte er kaum den Blick von Miss Alexandra Jeannine Woolf nehmen können. Zu jeder anderen Zeit hätte ihr beeindruckender Name ihn zum Schmunzeln gebracht. Als er ihn das erste Mal am Telefon gehört hatte, hatte er irgendwie angenommen, dass sie der Größe ihres Namens entsprechen würde.
    Stattdessen konnte Lexie kaum mehr als ein Sack Kartoffeln wiegen - was nicht hieß, dass sie kein Bild von Weiblichkeit bot.
    Und zwar ein dermaßen faszinierendes, dass es ihm Sorgen machte.
    Die Einzelheiten hatten ihn bereits wie ein Blitz getroffen - ihre Lippen, die wie weiche Pfirsiche wirkten; ihre Augen, die wie flüssige Schokolade waren. Ihr Haarschnitt war nicht weiter ungewöhnlich, kurz und lockig, aber das Rabenschwarz bildete einen bemerkenswerten Kontrast zu ihrer hellen Haut.
    Cash nahm einen großen Schluck von seinem Eistee. Er spielte jetzt schon seit fast einem Jahrzehnt den Babysitter für karrieregestresste Geschäftsleute, lange genug, um die Marken zu erkennen, die Lexie trug. Es kamen mehr Männer als Frauen nach Silver Mountain, aber die Frauen hatten alle ohne Ausnahme einen sehr teuren, sehr geschmackvollen Stil. Was immer sie trugen, konnte man bei keiner anderen Frau sehen, und nichts davon war natürlich für das Leben in den Bergen geeignet.
    Da Cash niemals seine Pflichten vergaß, sah er sich am Tisch um. Da alle sich über die servierten Speisen hergemacht hatten und ihre Teller noch einmal auffüllten, wandte Cash sich an seine schüchternsten Gäste, zuerst an Mr. Farraday, den Bankmogul zu seiner Linken, dann an Stuart Rennbacker, der zum dritten Mal hier war und der seine Lasagne immer noch herunterschlang, als ob es kein Morgen gäbe.
    Cash würde auf keinen Fall einen seiner Gäste vernachlässigen, doch der Großteil seiner Aufmerksamkeit galt Lexie.
    Zum dritten Mal, seit sie zu essen begonnen hatten, fiel ihr die Gabel hinunter. An diesem kühlen Maiabend trug sie einen weißen Angorapulli, der sich wie ein Liebhaber um ihren zarten Oberkörper schmiegte, aber
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