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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten
Autoren: Heinz G. Konsalik
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man Gewißheit: Es mußte ein entsetzliches Unglück geschehen sein. Franziska Maria Nkulele brach zusammen, als sei nicht Urulele ihr Geliebter und Vater ihres werdenden Kindes, sondern Dr. Oppermann. Der gesamte Ambulanzbetrieb ruhte, Urulele kümmerte sich nur um seine Braut, legte ihr nasse Lappen auf die Stirn, massierte ihr Herz, was ihm bei ihrem schönen Busen eine jetzt kaum angebrachte Freude bereitete, er wagte es sogar, ihr intravenös eine Kreislaufinjektion zu geben, was auch gelang, worauf er den ganzen Tag vor Stolz geschwellt herumlief. Aber auch ihm wurde das Herz zum Eisklumpen, als aus Windhoek der Regierungsbeamte Herbert Winneburg anreiste, sowie ein Monsignore der katholischen Mission, der in Pater Mooslachners Betsaal eine Bittmesse abhielt, und der Polizeichef von Windhoek, der den Hubschraubereinsatz persönlich leitete.
    »Sie sind tot …« stammelte Nkulele. »Ich fühle es. Sie kommen nie wieder …«
    Sie weinte ununterbrochen, kroch nachts schutzsuchend an Urulele heran und setzte ihre riesige Straßbrille nicht mehr auf. Das allein bewies schon, wie unsagbar ihre Trauer war.
    Nach sechs Tagen kapitulierte auch Herbert Winneburg. Er war mit Prusius herumgeflogen, tief ins Ovamboland hinein, und völlig extrem bis ins Buschmannland, wobei Prusius sorgfältig die Gegend aussparte, in der Olutonis Heerlager im Dornenbusch verborgen war. Das Rätsel blieb: Ein Flugzeug mit zwei Menschen verschwindet spurlos.
    Major Henrici sprach darüber mit Winneburg per Funk. Von Rundu aus hatte man nun das nördliche Kavangoland systematisch nach Planquadraten durchgekämmt. Mehr war nicht zu tun.
    »Wir stellen die Suche ein«, sagte Major Henrici ernst. »Bei dieser niedrigen Flughöhe kann man Trümmer solchen Ausmaßes nicht übersehen. Die Ansicht von Herrn Prusius, Schwarze hätten alles geklaut und weggeschafft, ist abwegig; wo wir gesucht haben, ist menschenleeres Land! Da kann keiner was wegschleppen. Wohin auch? Da ist nichts als einsamste verbrannte Steppe und sogar Sandboden. Nirgendwo ein Kral. Nicht einmal Tiere. Wenn sie da abgestürzt wären, hätten sie wie auf einem Tablett gelegen. Es bleibt mir ein Rätsel!«
    »Mir auch!« Winneburg starrte die große Karte auf seinem Tisch an. »Aber so etwas gibt es doch nicht, Herr Major. Dieses Land frißt doch keine Menschen – und bestimmt keine Flugzeuge!«
    »Doch. Das tut es!« sagte Henrici sarkastisch. »Dieses Land wird immer feindselig sein – gegenüber Menschen und Menschenwerk. Was sollen wir noch unternehmen?«
    »Nichts.« Winneburg legte die Fäuste auf die Karte. »Ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann nur immer wieder mit Prusius herumfliegen und hoffen, hoffen, hoffen …«
    Im Saal des Hotels ›Deutsches Haus‹ hängte Prusius die vergrößerten Fotos von Pater Mooslachner und Dr. Oppermann an die Wand und umkränzte sie mit einem Lorbeerzweig und schwarzen Tüllstreifen. Die Blaskapelle des Schützenvereins spielte den Marsch ›Alte Kameraden‹, und viele Frauen weinten.
    »Sie waren zwei ungewöhnliche Männer«, sagte Prusius bei seiner kurzen Ansprache und ließ erkennen, wie mühsam er die Tränen unterdrückte. »Es waren Männer, wie Südwest sie braucht: hart, kompromißlos, mutig und offen! Wir sind ärmer geworden ohne sie.«
    Am vierten Tag aber geschah etwas, das Prusius sehr nachdenklich werden ließ. Sein Sohn Volker, mit seinem Vermessungsflugzeug auch immer unterwegs, berichtete ihm am Abend nach seiner Rückkehr von einem Flug nach Norden, daß er in der menschenleeren Dornensteppe östlich von Tsitsio vier Schwarze gesehen habe, die bei seinem Auftauchen sofort im undurchdringlichen Busch verschwunden seien.
    Prusius sah seinen Sohn an, ging zur Hausbar, goß ihm und sich einen Whisky ein und sagte ruhig:
    »Junge, du bist ja wieder besoffen.«
    »Das hat nichts zu sagen!«
    »Ich weiß, das ist ein Dauerzustand. Aber du willst doch wohl nicht ernst genommen werden?!«
    »Ich habe die Schwarzen gesehen, dort, wo kein Mensch lebt!« rief Volker trotzig. »Das laß' ich mir nicht ausreden.«
    »Wer will dir das ausreden, Junge?« Prusius machte es sich auf der großen Couch gemütlich. »Aber ich würde es nicht laut sagen! Der eine Säufer sieht weiße Mäuse, der andere Menschen im wasserleeren Busch! Willst du dich lächerlich machen? Willst du vor allem mich lächerlich machen? Bitte, geh hin zu Winneburg, berichte ihm das! Ich fliege sofort mit ihm in die Gegend. Was übrig bleiben wird, ist die
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